Neben interessanten neuen Blockchain-Projekten und Währungen entwickeln sich am Kryptomarkt seit Jahren ständig auch Innovationen, deren Sinn sich gerade Laien nicht immer direkt erschliesst. Der DOGECOIN (DOGE) war anfangs beispielsweise eher ein „Spassprojekt“, das sich jedoch früh von einer humorvollen Reaktion auf den massiven Boom zu einer beliebten digitalen Währung entwickelte. Als weiteres Phänomen entstand im Frühjahr 2021 auf der Ethereum-Blockchain und der Handelsplattform OpenSea der Bored Apes Yacht Club (BAYC). Ein weiteres Beispiel für die Blüten, die der NFT-Kunstmarkt zunehmend treibt: die sogenannten Cryptopunks. Hierbei handelt es sich um ein Kunstprojekt, das auf das Konto der beiden Entwickler Matt Hall und John Watkinson mit ihrem Unternehmen Lava Labs geht. Die Token stellen als Bilder im Format von 24 x 24 Pixeln – nomen est omen – Punks dar. Der entwickelte Algorithmus sah die Entstehung von genau 10.000 „Punk-Token“ vor. Die Ethereum-Blockchain bildet die technische Grundlage zur Hinterlegung.
Wichtige Details zum BAYC und Cryptopunks:
- schnelle Erfolge von BAYC & Cryptopunks kurz nach dem Marktstart
- prominente Interessenten befeuerten die Kursentwicklung
- Cryptopunks-Token locken auch Hacker und andere Kriminelle an
- Netzwerke profitieren vom Reiz der Exklusivität
- Experten warnen regelmässig vor NFT-Kursblasen
Frühe Meldungen über potenzielle Missbrauchsfälle im Netzwerk
Ende 2021 vermeldete ein Bot der Nachrichtenplattform Twitter, was sich zuvor wohl niemand nach so kurzer Zeit hätte vorstellen können: Ein Cryptopunk wechselte für 500 Millionen US-Dollar den Besitzer, was den Token zum bis dato teuersten NFT gemacht hätte. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass sich bei der Transaktion um einen „Wash Trade“ gehandelt hätte. Dies bedeutet, dass der Käufer zugleich Verkäufer gewesen war. Der Käufer hatte sich das Geld als „Flash Loan“ ungesichert über den DeFi-Bereich geliehen. Der mit der Transaktion befasste Smart Contract erkannte die fehlende Rückzahlung, der Kauf wurde rückabgewickelt. Besagte Flash Loans stellen eine zunehmende Gefahr im DeFi-Sektor dar. Hacker machen sich Programmierungslücken in Smart Contracts zunutze, um Gelder abzuziehen und Schäden zu verursachen. Etliche Protokolle wurden inzwischen Opfer solcher Zwischenfälle und erlitten durch Wash-Trades Millionenverluste. Dem Cryptopunks-Erfolg schadete das genannte Ereignis aber nicht oder nur kurzfristig.
Yuga Labs zweiter grosser Wurf – der Bored Apes Yacht Club
Das Unternehmen Yuga Labs zeichnet ebenfalls für die Entwicklung des Bored Apes Yacht Club verantwortlich. Auch hier sahen die Entwicklung für die Sammlung eine Obergrenze von 10.000
non-fungiblen Token (NFTs) vor, die als einzigartige Sammlerobjekte von Yuga Labs an den Start gebracht wurden. Die Token bilden – daher der Name – Motive gelangweilter Affen ab, wobei besagte Affen auf unterschiedlichste Art (etwa als Porträt bekannter Personen, die Mitglied der Community wurden) abgebildet sind. Die Motivwahl erklärt sich hierbei übrigens damit, dass sich Krypto-User seit jeher gerne „Affen“ nennen. Die Clubgründer nahmen sich dies zum Vorbild. Borded Apes repräsentieren dabei jene Kryptoinhaber, die seit dem Kryptoboom ein Vermögen machten und nun gelangweilt sind. Der Club der gelangweilten Affen ist insofern das Pendant zu den Clubs der Superreichen der realen Welt. Der frühe Erfolg des Projektes war dabei auch für die Entwickler nicht absehbar gewesen.
Zum Erfolgsprojekt CryptoPunks zeichnen sich beim BAYC mehrere Parallelen ab. Auch dieses erlaubt den Kauf individueller non-fungibler Token, die dank eindeutiger eindeutige Identifizierungsadresse eindeutig als Eigentum gekennzeichnet sind. Wer „Bored Apes“ erwirbt, sichert sich damit jedoch nicht allein den Token selbst. Zugleich garantiert der Kauf von BAYC-NFTs Zugang zum exklusiven „Yacht Club“ und dadurch zu gewissen exklusiven Extras. So sahen die Entwickler gleich zu Beginn die optionale Erstellung virtueller Identitäten für Token-Inhaber vor. Ein weiterer Vorteil: der Zugang zum Service „The Bathroom“, den die Entwickler als eine Art Rückzugsort für Token-Eigentümer bezeichnen. Hier zeigt sich auch der künstlerische Aspekt des „Badezimmers“. Affen-Besitzer – so die Gründer des Clubs – können sich nach und nach an der virtuellen Toilettenwand verewigen und Teil eines gemeinschaftlichen Krypto-Kunstwerks werden. Die freischaltbare BAYC-Roapmap umfasst weitere Besonderheiten wie Vergünstigungen für Partnernetzwerke.
Das Erstangebot von 500 Affen-Exemplaren mit einzigartigen Merkmalen war nach dem Start des Bored Apes Yacht Clubs Ende April 2021 rasch vergriffen, was nicht zuletzt an der Begeisterung bekannter NFT-Sammler wie dem Investor und Twitternutzer „Pranksy“ geschuldet war, der grosse Token-Kontingente an Land zog und darüber medienwirksam berichtete. Die Verkaufspreise explodierten regelrecht – auch, weil der exklusive Club Prominente aus Musik, Sport und Medien anzog. Mitglieder sind etwa der US-Moderator Jimmy Fallon, Rap-Star Snoop Dogg oder der Basketballer Stephen Curry. Ein vorläufiger Höhepunkt war der Einstieg des Rappers Eminen, der für den nach ihm benannten und optisch auf ihn abgestimmten „EminApe“ lockermachte. Selbst das renommierte Magazin Rolling Stone widmete dem BAYC eine Titelstory, was den Hype auf ein neues Level hob. Das Konzept, Prominente mit Gratis-Token als eine Art Leitfigur zu gewinnen, ist ein bekanntes Geschäftsmodell, das schon vielen Kryptoprojekten zu schnellem Ruhm verholfen hat.
Der nächste wichtige Schritt war der Einstieg des Sportartikelherstellers
Adidas. Der Konzern erwarb nicht nur einen Bored Ape – er gab gleichzeitig eine Kooperation mit Yuga Labs und Partnern wie Comics Punks bekannt. Angesichts des BAYC-Erfolgs war es eine Zeitfrage, bis die Entwickler neue Kollektionen starten würden. Geschehen ist dies in Form des „Mutant Ape Yacht Clubs“ (MAYC). Mitglieder der ersten Stunde konnten durch ein „Mutanten-Serum“ MAYC-NFT gestalten, wahlweise mit identischen Eigenschaften wie denen ihrer Bored Apes oder vollständig neuer („originaler“) Eigenschaften. Auch hier liess der Erfolg nicht lange auf sich warten, der Mutant Ape Yacht Club verzeichnete innerhalb kurzer Zeit enormes Wachstum. Erwartet hatten die Entwickler den Boom angeblich nicht. Insbesondere, weil es in der Vergangenheit zahlreiche unseriöse NFT-Sammlungen gab. Yuga Labs reagierte auf bestehende Risiken durch die Gleichstellung aller Token-Inhaber und Schaffung von Rechten zur „vollen kommerziellen Nutzung“.
NFT-Netzwerke zwischen Potenzial und bekannten Risiken
Kritiker bezweifeln, dass allein solche Massnahmen Kriminelle davon abhalten, den Hype auszunutzen und Schwachstellen zu finden. Das wesentliche Risiko aus Anlegersicht besteht wohl darin, dass das grosse Interesse ebenso schnell schwindet, wie es gekommen ist. Zudem bergen rasant gestiegene Preise stets die Gefahr schneller Einbrüche, sobald die ersten Erfolgswellen abebben. Gerade aufseiten prominenter Investoren schwindet die Begeisterung oft, sobald der nächste Trend auftaucht. Fehlen Communitys kapitalstarke Mitglieder, können Kurse umgehend dramatisch einbrechen. Dass „gelangweilte Affen“, „Cryptopunks“ und vergleichbare Projekte zukünftig Teil des Marktes bleiben werden, halten viele Marktbeobachter für sicher. Ebenso sicher dürfte sein: Weiterhin werden wir von kriminellen Vorfällen erfahren, die am Ende zulasten der Entwickler und Inhaber gehen, die sich von non-fungiblen Token langfristig gute Investments versprechen.
Mehr
Insights und Hintergrundwissen
Jetzt Beitrag teilen