Führt Binance Kunden mit dem Bitcoin-Audit hinters Licht? Dieser Auffassung ist Kraken-Gründer und Krypto-Veteran Jesse Powell. Er hält die Prüfung der Reserve für eine absichtliche Täuschung und fordert investigative Recherchen.

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Binance: Bitcoin-Audit ist eine Täuschung?

Nachdem Proof of Reserves unter Krypto-Börsen immer populärer werden, geht die Krypto-Börse Binance den schlüssigen nächsten Schritt und engagiert das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Mazars.

Mazars veröffentlicht gestern einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass Binance 101 Prozent der Bitcoin hält, die Kunden auf der Handelsplattform erwarben und dort in Verwahrung belassen.

Jesse Powell, Gründer der Krypto-Börse Kraken meldete sich gestern zu Wort. Er hält den Bericht von Mazars für eine absichtliche Täuschung. Zugleich kritisiert er Medien, die den Bericht als glaubwürdig darstellen. Von Medienunternehmen erwartet er genauere Recherchen. Grund dafür seien Formulierungen im Bericht, die er für unseriös hält.

Liebe Medienclowns, haltet ihr es für eure Pflicht, den Wahrheitsgehalt von Behauptungen zu bewerten, die über Prüfungen und den Nachweis von Reserven aufgestellt werden?

Schreibt Powell gestern auf Twitter. Heute führt er aus, worauf sich seine Kritik bezieht. So veröffentlicht er einen Screenshot. Darauf markiert er Phrasen, die er für merkwürdig hält. Powell war bis zum September CEO von Kraken. Seine Krypto-Börse führt seit längerer Zeit freiwillige Reserveprüfungen.

Warum gibt es Kritik am Proof of Liabilities von Binance?

Die Kritik am Proof of Liabilities von Binance seitens Jesse Powell konzentriert sich auf drei Schwerpunkte. Einerseits kritisiert er, dass neben echten Bitcoin auch dessen synthetische Abbildungen verzeichnet sind. Zwischen diesen Anlagen unterscheidet Mazars nicht.

Die unterschiedlichen Varianten des BTC wertet Mazars als gleichwertig. Ein Wrapped Bitcoin entspricht im Bericht also exakt einem tatsächlichen Bitcoin. Powell kritisiert dieses Vorgehen, weil eine Abbildung nicht zu jeder Zeit den Wert der tatsächlichen Anlage darstellen muss.

Ausserdem könnte Binance diese Methodik nutzen, um BTC beispielsweise in WBTC umzuwandeln. Mazars’ Bericht legt jedoch nahe, dass Binance die Reserven in der Form hält, in der Kunden sie erworben haben.

Entsprechend ist es nicht die Entscheidung von Binance, in welcher Form die Bitcoin vorhanden sind.

Ausserdem kritisiert Powell, dass Mazars laut eigener Aussage nicht prüfte, ob Binance Anlagen verschoben hat, um fälschlicherweise den Eindruck zu inszenieren, sämtliche Reserven wären vorhanden.

Zuletzt macht er auf die Gegenrechnung mit Negativbeträgen aufmerksam. Auch sie hält er für merkwürdig und unterstellt damit eine bewusste Verschleierung seitens Binance. Die Negativbeträge entstehen durch die Option zum Lending, die Binance seinen Kunden anbietet.

Diese Kredite werden durch andere Währungen gedeckt. Dadurch beträgt der Anteil der Werthinterlegung nur 97 Prozent aller Bitcoin, wenn man sie einrechnet. Zieht man sie aus der Statistik ab, liegt dann laut Mazars eine Übersicherung der Kundeneinlagen von 101 Prozent vor.

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