Die Krypto-Welt brodelt – doch während Investoren von Kursgewinnen träumen, schlägt einer der prominentesten Köpfe der Branche Alarm. Arthur Hayes, Mitgründer der Handelsplattform BitMEX und ein scharfsinniger Beobachter der Kryptomärkte, richtet den Blick auf eine Entwicklung, die vielen entgeht: die rasante Zunahme von Stablecoin-Unternehmen und die Illusion von Sicherheit, die sie ausstrahlen.
In einem viel beachteten Blogbeitrag warnt Hayes eindringlich vor dem, was er als «beginnenden Stablecoin-Wahnsinn» bezeichnet. Der Börsengang von Circle – der Firma hinter dem Stablecoin USDC – sei laut ihm nicht das Ende, sondern erst der Auftakt einer neuen Spekulationswelle. «Wenn das erste Unternehmen mit glänzenden Präsentationen, cleverer Finanzakrobatik und technischer Vernebelung Milliarden von Anlegergeldern einsammelt, wird die Blase platzen», so Hayes.
Stablecoin-Boom: Arthur Hayes schlägt Alarm vor stiller Gefahr
Tatsächlich boomt der Markt. Circle, erst vergangene Woche an der US-Börse gestartet, hat binnen weniger Tage ein Allzeithoch erreicht und wird aktuell mit über 33 Milliarden US-Dollar bewertet. Ein Erfolg – zumindest auf dem Papier. Doch Hayes sieht dahinter ein riskantes Spiel mit Erwartungen und Vertrauen. Der Börsengang sei das Startsignal für viele Nachahmer, die weniger solide aufgestellt seien, warnt der Investor.
Für ihn sind neue Stablecoin-Projekte nichts für langfristige Anleger. Sie müssten wie «heisse Kartoffeln» behandelt werden: schnell kaufen, schnell verkaufen. Ein langfristiges Investment oder gar Leerverkäufe hält er für zu riskant, auch weil die steigende Aufmerksamkeit für Krypto weiter steigende Kurse auslösen könne. Der Hype sei real – und gefährlich.
Besonders problematisch: Viele neue Anbieter würden es nicht schaffen, ihre Stablecoins in die breite Masse zu bringen. Laut Hayes könnten nur grosse Web2-Unternehmen, etablierte Kryptobörsen oder Banken diese Reichweite liefern. Wer diese Infrastruktur nicht nutzt, werde im Wettbewerb untergehen. Die Kryptoökonomie, so seine Analyse, bleibt trotz Dezentralisierungsrhetorik stark von zentralisierten Vertriebswegen abhängig.
Tether statt aktueller Erfolgsgarant Circle?
Ein Gegenbeispiel liefert Tether, der Marktführer unter den Stablecoins. Hayes hebt die Rolle des Unternehmens in Asien hervor – insbesondere in China, wo Bankrestriktionen für viele Bürger den Zugang zum US-Dollar erschweren. Tether habe diese Lücke geschlossen und Vertrauen aufgebaut. Mittlerweile wird USDT bei Altcoin-Transaktionen in Südostasien dominierend eingesetzt – ein Resultat langjähriger Marktpräsenz und strategischer Positionierung.
Während Circle mit USDC an der Börse für Furore sorgt, bleibt Tether konservativ: Ein Börsengang sei nicht geplant, erklärte CEO Paolo Ardoino. Ein bemerkenswerter Kontrast in einer Branche, die gerade zwischen Euphorie und Überhitzung balanciert.
Schon mitbekommen? VanEck mit gefährlicher Bitcoin-Warnung an Firmen
Arthur Hayes sieht die Zeichen der Zeit – und warnt. Seine Worte sind nicht die eines Zynikers, sondern die eines Insiders, der weiss, wie schnell Hype in Crash umschlagen kann. Der Stablecoin-Markt ist längst kein ruhiger Hafen mehr. Er wird zum Schauplatz der nächsten grossen Bewährungsprobe für die Kryptoindustrie. Wer jetzt nicht genau hinsieht, könnte der nächste sein, der vom Platzen der Blase überrascht wird. (mck)