Der Mensch ist ein emotionales Wesen. Freilich gilt für einige Menschen mehr als für andere. Für das menschliche Miteinander ist diese Eigenschaft selbstverständlich eine elementare Grundvoraussetzung. In einigen Bereich des Alltags aber kann das sogenannte Bauchgefühl durchaus zu einem nicht zu unterschätzenden Risikofaktor werden. Und zwar immer dann, wenn es um rationale Entscheidungen geht. Trading ist ein solcher Bereich. Dies bedeutet zwar nicht, dass Handelspositionen auf Basis eines guten oder schlechten Gefühls nicht durchaus zum Erfolg führen kann. Trotzdem warnen Anlageexperten aus gutem Grund davor, sich ausschliesslich auf Emotionen zu verlassen. Es lohnt sich, die Frage, warum Händler so agieren, wie sie es eben tun, einer genauen Betrachtung zu unterziehen. Nicht zuletzt deshalb, weil es in der Welt des Tradings so manche Strategie gibt, die explizit auf Gerüchten und Empfindungen fusst. Nicht jeder strategische Ansatz setzt auf Transaktionen, die einzig und allein die Folge objektiver Fakten sind.
Wer sich mit Kursbewegungen bei Kryptowährungen, aber auch klassischen Anlageklassen wie Aktien und damit verbundenen Medienberichten beschäftigt, weiss um die Anfälligkeit von Finanzprodukten hinsichtlich einer emotional aufgeladenen Stimmung. Und trotzdem spielt das Bauchgefühl eine Rolle. Und nicht selten eine grosse. Dies muss nicht immer schlecht sein. Vielmehr ist es wichtig, ein gesundes Verhältnis zwischen rein analytischen und emotionalen Entscheidungen zu finden.
Der Markt hat über die Jahre viele Sprichwörter entstehen lassen
Am Finanzmarkt gibt es verschiedene beliebte Redewendungen, die gut auf den Punkt bringen, wie Händler vorgehen. Der Ansatz „Buy the Rumor, Sell the News“. Auch das Sprichwort „Sell in May and go away“ findet Anhänger und gehört zu den wohl bekanntesten Börsenregel weltweit. Im zuletzt genannten Fall geht es darum, dass gerade der Aktienmarkt in der Zeit vor der Digitalisierung in der Zeit von Mai bis zum Spätsommer eher schwach aufgestellt war. Die Phase von Oktober bis zum Beginn des zweiten Jahresquartals wiederum lockten deutlich höhere Renditen. Die zunehmende Internationalisierung der Märkte und ihre inzwischen weitgehend digitale Ausrichtung haben hier zu einer merklichen Veränderung geführt. Was den Aktienmarkt betrifft: Dividendenausschüttungen bei vielen Werten haben ihrerseits Einfluss dahingehend gehabt, dass die vermeintliche Regel heutzutage weniger zielführend ist.
Welche Schlagzeilen haben Kryptonutzer zuletzt emotional bewegt?
Das Spekulieren auf Basis von Gerüchten oder auch Schlagzeilen ist hingegen gerade am Markt für digitale Währungen gängige Praxis. Der Zusammenhang liegt in gewisser Weise auf der Hand. Wer in Kryptowährungen investiert, ist ohnehin sozusagen im digitalen Sektor „unterwegs“. Soziale Medien wie Facebook und Twitter oder Meldungen im TV bzw. Videoportalen erhält grosse Aufmerksamkeit vonseiten vieler Krypto-Investoren und -Anleger. Ein gutes Beispiel waren in den vergangenen Monaten die Twitter-Nachrichten des Tesla-Gründers Elon Musk. Er schickte den Bitcoin mit seinen Tweets gleich mehrfach auf eine Talfahrt. Zuvor war der Bitcoin-Kurs rasant gestiegen, als Teslas Milliardeninvestition in Bitcoins bekannt geworden war.
Grosse Namen des Marktes haben grossen Einfluss
Musk hat andererseits wiederholt für positive Entwicklungen beim Kurs des Dogecoin gesorgt – unter anderem, indem er sich selbst als vermeintlichen Urheber der Währung ins Spiel brachte. Auch Nachrichten aus der Volksrepublik China zu weitreichenden Verboten zum Thema Kryptomining beeinflussten etliche Kryptokurse dramatisch. Berichte zum geplanten (und inzwischen vollzogenen) Börsengang der US-amerikanischen Börse Coinbase führten ebenfalls an vielen Stellen des Marktes zu gravierenden Kurssprüngen.
Deutlich wurde in vielen Phasen:
Es sind eben nicht die tatsächlichen Entwicklungen, die den Markt beeinflussen. In vielen Fällen waren allein die Gerüchte ausreichend, um Kurse auf ein Berg- oder Talfahrt zu schicken. Für viele Anleger war es nahezu unwichtig, dass sich die eigentlichen fundamentalen Daten zu Währungen kaum oder gar nicht verändert hatten. Insbesondere Social Media-Nachrichten lösten so manche massive Bewegung aus. Die Folge war, dass selbst grosse Kryptobörsen den Handel aufgrund der Panikverkäufe zeitweise aussetzen mussten. Nur so konnte Schlimmeres verhindert werden.
Welchen Wahrheitsgehalt haben News zum Kryptomarkt?
Viele Analysten haben in der Vergangenheit beklagt, welche schwerwiegenden Auswirkungen „gefühlte Wahrheit“ auf den Markt hatte, während Marktteilnehmer eindeutige Fundamentaldaten ausser Acht liessen und stattdessen akut und nicht selten unüberlegt reagierten. Allein der Bitcoin durchlief in den letzten Jahren gleich mehrere solche Phasen. Anbieter wie der besagte Börsenbetreiber Coinbase entschieden sich wegen solcher Erkenntnis dafür, eigene Dienste zu entwickeln, um sowohl Investoren als auch staatlichen Aufsichtsstellen belastbare Daten zur Verfügung zu stellen. Das erklärte Ziel vieler Datenanbieter ist es, „Fake News“ den Kampf anzusagen. Coinbase ist damit nicht allein. Auch viele andere Dienstleister sind verstärkt bemüht, Emotionen echte Fakten gegenüberzustellen.
Viele Anleger haben Angst, nicht schnell genug aktiv zu werden
Dass emotionales Handeln vor allem im Kryptosektor einen hohen Stellenwert hat, lässt sich unter anderem damit erklären, dass der Handel in diesem Umfeld genau genommen keine Auszeiten kennt. Kryptowährungen werden rund um die Uhr und bei vielen Plattformen in Echtzeit gehandelt. Hinzukommt, dass der Bereich des mobilen Tradings hier stärker als in anderen Sparten des Finanzmarktes zum Einsatz kommt. Kurzentschlossene Aktivitäten können binnen Minuten über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Hier spielt die Macht der Psychologie ihre vollständige Stärke aus. Die Regel könnte lautet: Gefühl vor Rationalität. Zu gross scheint die Gefahr, eine Gelegenheit zu versäumen. Genau dies ist auch ein Grund, weshalb viele Menschen Kryptowährungen kaufen, wenn die Kurse steigen, statt auf den nächsten Rückgang und eine folgende Erholung zu warten. Auch zu diesem Verhaltensmuster hat sich eine geeignete Redewendung entwickelt.
Das etablierte Akronym hierzu heisst „FoMo“. Die Abkürzung steht für „Fear of missing out“ oder ins Deutsche übersetzt: „Angst, etwas zu verpassen“. Es ist genau diese Sorge, die zu mancher Kurzschlussentscheidung führt, weil Kryptoanleger fürchten, zu spät auf einen Trend aufzuspringen.
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Nachrichtenquellen verfolgen oft auch eigene Ziele
Das Dilemma bei der Bereitstellung „heisser“ News durch Kryptodienstleister ist, dass an deren Objektivität in vielen Fällen aus gutem Grund gezweifelt werden darf. Denn natürlich verfolgen Anbieter wie Coinbase und andere in erster Linie einen Plan. Das offensichtliche Ziel ist die Steuerung des eigenen Ertrags. Nochmals der Hinweis: An der Objektivität und Neutralität vieler Quellen dürfen berechtigte Zweifel angemeldet werden. Bei der Auswahl der Quellen sollten Kryptofans also hinterfragen, woher Daten stammen und wie verlässlich Informationen wirklich sind. Die Suche nach seriösen Medien ist entsprechend wichtig. Handelt es sich bei publizierten Meldungen um eine neutrale Bestandsaufnahme oder sind Urheber selbst involviert und verfolgen mit der Veröffentlichung ein bestimmtes Ziel? Deutlich wird, dass Wahrheit im Kryptobereich wie in jedem Segment des Finanzmarktes ein dehnbarer Begriff ist.
Erfreulicherweise berichten zunehmend auch Medien über Trends der Branche, die zumindest vordergründig nicht direkt von einem Boom oder Einbruch profitieren. Doch die Grenzen sind zusehends fliessend. Für Interessenten wird es somit nicht leichter, Emotionen aus Entscheidungen herauszuhalten und zu verhindern, dass sie Opfer von Fehlmeldungen werden.
Gerüchte und News sind trotzdem wichtig für den Markt
Letzten Endes ist aber korrekt, dass positive Meldungen selbst dann günstig für den Markt sind, wenn es sich bei genauerer Betrachtung nur um Gerüchte handelt. Niemand Geringerem als Karl Marx und Friedrich Engels wird das Zitat „Das Sein bestimmt das Bewusstsein.“ zugesprochen. Und so verhält sich die Situation auch am Kryptomarkt. Frei interpretiert liesse sich sagen, dass Anleger aus Schlagzeilen genau das lesen, was sie lesen möchten. Dementsprechend reagieren viele Investoren auf vermeintlich echte Meldungen in Nachrichtenportalen mit einem Kauf. Selbst, wenn die Kurse ohnehin bereits einen Anstieg verbuchen. Nachgewiesene Fakten wiederum hinterlassen in vielen Phasen einen weniger deutlichen und bleibenden Eindruck.
Wie kann ich als Kryptoanleger allzu emotionales Verhalten verhindern?
Ein wichtiges Schlagwort, um Emotionen auszuklammern, ist automatisiertes Trading. Auch der Terminus Robot-Trading findet häufig Verwendung. Durch den Einsatz einer Handelssoftware können Anleger den Einfluss der eigenen Gefühle beim Handel mit Kryptowährungen minimieren. Anstelle des besagten Bauchgefühls treten hier vorinstallierte Parameter, die von der verwendeten Software in Transaktionen am Markt umgewandelt werden. Die Systeme realisieren Positionen, ohne dabei emotional zu agieren. Unterscheiden lässt sich in diesem Bereich zwischen kostenlosen und gebührenpflichtigen Modellen. Kostenpflichtige Systeme sind dabei keine Garantie, dass Nutzer mit diesen höhere Renditen erzielen. Für jeden Trader, der dennoch nicht vollends auf die eigene Wahrnehmung verzichten möchte, sind automatisierte Trading-Modelle empfehlenswert, die neben automatischem Trading dennoch manuelle Entscheidungen ermöglichen. Nicht minder entscheidend ist die Option, zugrundeliegende Parameter schnell anpassen zu können.
So kann die individuelle Wahrnehmung am Ende auch beim Handel mittels Robot-Systemen zur Grundlage werden. Auf ganzer Linie gelingt der Kryptohandel mit Währungen mit Bitcoin, Ethereum, Litecoin und anderen digitalen Währungen unterm Strich nicht ohne das eigene Gefühl. Entscheidend ist, Gerüchte auf den Prüfstand zu stellen und genau abzuwägen, wie andere Trader auf neueste Schlagzeilen reagieren werden. So bewusst ich selbst Gerüchte aus meinen Entscheidungen herauszuhalten versuche: Viele andere Kryptohändler werden dies nicht schaffen. Auch dies sollte im Hinterkopf behalten.
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