Im vergangenen Jahr machten Gerüchte die Runde, dass man auf Amazon bald mit Kryptowährungen bezahlen kann (CoinPro.ch berichtete). Zwar bestehe ein grundsätzliches Interesse am Krypto-Sektor, doch Spekulationen, welches sich rund um ihre spezifischen Pläne für Kryptowährungen drehen, seien schlichtweg «nicht wahr». Trotz des Dementis kann man gut und gerne schlussfolgern, dass man sich durchaus Gedanken darüber macht, wie die Zukunft des Einkaufens beim Onlineversandhändler aussehen könnte. Also ganz von der Hand weisen will man offensichtlich das Thema doch nicht. Vielleicht auch mit dem Hintergedanken des digitalen Euros?

Amazon soll bei Entwicklung von digitalem Euro helfen

Vielleicht ist es ein bisschen weit hergeholt, wenn man behauptet, dass sich Amazon vor knapp 14 Monaten ausgemalt hat, eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des digitalen Euros zu spielen. Fest steht jedoch seit zwei Wochen: Amazon gehört zu den fünf Unternehmen, die einen Digital-Euro-Prototyp für die Europäische Zentralbank (EZB) entwickeln sollen. Dieser Entscheidung der EZB stösst aber bei Mitgliedern des Europäischen Parlaments nicht unbedingt auf ein positives Echo. Tatsächlich kritisieren sie den Vorstoss, Amazon als Partner auszuerkoren, wie auch «The Block» berichtet.

Ganz oben auf der Liste der Abgeordneten im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) des Europäischen Parlaments hinsichtlich der Bedenken, betrafen insbesondere Amazons «fragwürdige» Sozial- und Steuerpolitik. Diese beinhaltet auch einen angeblichen Verstoss gegen EU-Datenschutzbestimmungen, welcher im vergangenen Jahr – trotz der Berufungseinlegung seitens Amazon – zu einer Rekordstrafe durch die Regulierungsbehörden führte.

EZB versucht sich zu erklären 

Am Donnerstag (29. September) stand Fabio Panetta, welcher Mitglied des EZB-Direktoriums ist, dem Parlament im Rahmen eines vierteljährlichen Austauschs zwischen den Institutionen Rede und Antwort. Hierbei sollte er über die Fortschritte bei der Untersuchung der EZB zum Digital-Euro berichten. Das kam den Abgeordneten aber wie gelegen, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken, dass Amazon in diesen Prozess involviert ist. Beispielsweise verwies Mitte-Links-Abgeordnete Eero Heinäluoma auf die Geldstrafe in Höhe von 746 Millionen Euro, die der Konzern wegen der Verletzung der Datenschutzbestimmungen in der EU erhalten hat. Somit stellte er die Entscheidung der Zentralbank gänzlich infrage.

… aber EU gefällt das gar nicht

Panetta versuchte aber die Gemüter zu beruhigen und machte darauf aufmerksam, dass Amazons derzeitige Rolle bei dem Projekt nicht garantiert sei und erst in einer möglichen nächsten Phase fortgesetzt werden könne. Zudem unterstrich er in seinen Aussagen, dass das Projekt von Amazons Fachwissen bei der Gestaltung von Benutzeroberflächen für Zahlungen profitierte. Außerdem werde Amazon für seine Arbeit an dem Projekt nicht entschädigt, so Panetta im weiteren Verlauf. Doch wirklich zur Ruhe kamen die Politiker nicht. Stattdessen rief diese Erklärung heftige Kritik des zentristischen Parlamentarierin Stéphanie Yon-Courtin:

Wir wissen, dass Amazon mit Daten bezahlt werden will!

Andere Mitglieder des Gremiums schlossen sich der Besorgnis von Yon-Courtin an. «Ehrlich gesagt, bin ich jetzt besorgter als zuvor», ließ Jonás Fernández, ein Abgeordneter einer linken Partei im Europäischen Parlament, verkünden. Wie auch CoinPro.ch einst informierte, soll die Entwurfsphase des Prototyps für den Digital-Euro im März 2023 abgeschlossen werden. Im Oktober 2023 könnte wiederum eine Entscheidung darüber fallen, ob die Umsetzung des Projekts Digital-Euro vorangetrieben wird, oder nicht. Die Besorgnis, dass Europa den Anschluss verliert, bleibt aber dennoch bestehen. (mck)

Jetzt Beitrag teilen