Schlechte Nachrichten im Fall des insolventen Krypto-Lenders Celsius. Ein US-amerikanischer Richter entscheidet nun: Nutzer des Dienstes gaben die Eigentumsrechte ihrer Kryptowährungen freiwillig ab. Was bedeutet das für die Nutzer des Dienstes?

Celsius behält Kundeneinlagen aus dem Earn Program

Krypto-Lender Celsius Network kollabiert im Sommer 2022. Die Auswirkungen des Bärenmarktes wogen zu schwer. Das Unternehmen nutzte die Leihgaben seiner Kunden unter anderem, um damit riskantes Krypto-Trading zu betreiben.

Während der fallenden Kurse macht Celsius Miese und stellt schliesslich Auszahlungen ein. Kurze Zeit später reicht Celsius einen Insolvenzantrag ein. Seitdem stellen sich hunderttausende Nutzer weltweit Fragen über den Verbleib ihrer Gelder.

Für diese Personen gibt es nun schlechte Nachrichten. Wie das Wall Street Journal berichtet, gehört ein grosser Teil der Kundeneinlagen nun rechtmässig Celsius selbst. Betroffen sind alle Kryptowährungen, die Nutzer im Earn Program von Celsius einzahlten. Über dieses konnten Nutzer Zinsen auf ihre Kryptos verdienen.

In absoluten Zahlen sind umgerechnet ganze 4,2 Milliarden US-Dollar (Stand Juli 2022) von rund 600.000 Nutzern betroffen. Diese fliessen nun nicht wieder an die ursprünglichen Eigentümer zurück, sondern bleiben offiziell unter der Kontrolle von Celsius.

Richter Martin Glenn hält die Sachlage für indiskutabel. Ihm zufolge seien die Geschäftsbedingungen von Celsius eindeutig gewesen und hätten unmissverständlich klar gemacht, dass Nutzer ihre Anlagen abgeben.

Die Verbindlichkeiten von Celsius verringert diese Entscheidung erst einmal enorm. Das Unternehmen kämpft noch immer mit seinem Bankrott, den man nun vielleicht einfacher abwenden kann.

Einige Celsius-Nutzer behalten Rechte an ihren Kryptos

Von der Entscheidung sind allerdings nur diejenigen Gelder betroffen, die sich im Earn Program befanden, das von Celsius hauptsächlich beworben wurde. Gelder, die sich beispielsweise im Bereich Custody befanden, gehören nach wie vor den ursprünglichen Eigentümern – zumindest laut Gesetz.

Auch hier bleiben einige Rückzahlungen seitens Celsius nach wie vor aus. Das Unternehmen verpflichtete sich vor Gericht nun allerdings, einige dieser Gelder zurückzuzahlen.

Auch eine weitere Besonderheit könnte es geben. In der Zeit kurz vor dem Bankrott des Unternehmens änderte Celsius seine Geschäftsbedingungen mehrfach und forderte seine Kunden dazu auf, die veränderten AGBs zu akzeptieren. Das taten allerdings nur 99 Prozent der Kunden. Personen, die neue Versionen nicht gezielt bestätigten, sind von dem Beschluss des Gerichts womöglich nicht betroffen.

Sind alle Gelder von Celsius weg?

Richter Glenn stuft die Nutzer des Celsius-Earn-Programs als “Unsecured Creditors,” also als unbesicherte Gläubiger ein. Diese Nutzer müssen daher zwar erst einmal auf ihre Kryptos verzichten, langfristig könnten sie aber tatsächlich Rückzahlungen erhalten.

Die Entscheidung, dass die meisten Celsius-Kunden unbesicherte Gläubiger sind, bedeutet: Sie müssen darauf warten, dass das Unternehmen einen Umstrukturierungsplan aufstellt, Käufer für seine Vermögenswerte findet oder seine Kryptowährung liquidiert, bevor sie einen Teil ihrer Gelder zurückerhalten können.

Eine Rückzahlung ist also noch immer möglich. Lediglich die Priorität dieser Nutzer nimmt ab. Solange Celsius insolvent ist, wird keine der betroffenen Anlagen ausgezahlt. Richter Glenn bekundete Mitleid für Nutzer des Earn Programs. In künftigen Verhandlungen möchte er ihnen daher vollstes Gehör schenken.

Schon gewusst? Akten, die im Oktober an die Öffentlichkeit gerieten, offenbarten sämtliche Celsius-Nutzer und ihre Einzahlungen.

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