Immer wieder schränken zentralisierte Krypto-Börsen die Auszahlung von Anlagen an ihre Kunden ein. Ein brasilianischer Staatsbürger erhebt deshalb Anklage gegen den Marktführer. Binance verliert vor Gericht, nachdem das Unternehmen den Kläger mit einem Auszahlungsstopp belegte.

Binance verliert vor Gericht nach Auszahlungsstopp

Binance ist gemessen am Handelsvolumen die grösste Krypto-Börse der Welt. Insbesondere seit November 2022 bemüht sich das Unternehmen darum, eine positive Reputation aufzubauen. Transparenz und Zuverlässigkeit seien das oberste Gebot.

Tatsächlich aber erlebte Binance seither einige Rückschläge. Wirtschaftsprüfer Mazars erklärte im Dezember, die Auditierung von Krypto-Börsen zu stoppen und zog unter anderem einen Prüfungsbericht über die Reserven des Marktführers zurück. Anlass dazu waren aufgeheizte Debatten über die Korrektheit und Zuverlässigkeit der Prüfungen.

Darüber hinaus stoppte Binance im Dezember die Auszahlung einiger Kryptowährungen. Betroffen waren populäre Coins wie USDC und Monero, die sich zwar einzahlen liessen, über Tage hinweg aber nicht auszahlbar waren. CoinPro zählte in einem Moment 51 eingeschränkte Kryptos – rund ein Achtel des damals bestehenden Angebots auf der Krypto-Börse.

Von einem ähnlichen Auszahlungsstopp war im Juni 2022 ein brasilianischer Staatsbürger betroffen. Laut Berichten lokaler Medien habe der Freiberufler versucht, 75.000 Real von seinem Binance-Konto auszuzahlen – etwa 13.000 CHF.

Mit dem Geld wollte er anstehende medizinische Kosten tragen. Der Nutzer gelangte allerdings nicht an sein Geld. Zwei Zahlungsdienstleister, die für die Transfers in Brasilien verantwortlich waren, wurden von Binance nicht länger genutzt, da die brasilianische Zentralbank fehlende Kontrollmechanismen bemängelte.

Brasilianisches Gericht verurteilt Binance zu 1.800 CHF Strafe

Laut Erklärung der Behörden waren Auszahlungen, die Binance in Partnerschaft mit den Zahlungsnetzwerken PIX und TED vornahm, nicht sicher gegen Geldwäsche. Die Behörden forderten eine Ausbesserung in Form neuer Auszahlungsverfahren.

Der brasilianische Nutzer war einer der Leidtragenden. Weil es ihm über eine Woche lang nicht möglich war, an sein eigenes Geld zu gelangen, erhob er Anklage gegen Binance. Nun fällt das Urteil zugunsten des Klägers aus. Dieser erhält seine geforderte Auszahlung von über 13.000 Schweizer Franken.

Zusätzlich verurteilte Richter Rafael Almeida Moreira de Souza das Unternehmen zu umgerechnet 1.800 Franken Schadensersatz.

Laut Aussagen von Binance ist Zahlungsdienstleister Capitual für den Vorfall verantwortlich. Im Juni geriet Binance mit diesem in einen Rechtsstreit, da Capitual Binances Transaktionen nicht mehr abwickelte. Laut Capitual habe Binance versäumt, den angepassten regulatorischen Vorgaben zu folgen.

Als Reaktion ging Binance mit Latam Gateway eine neue Partnerschaft ein und stellt die Übernahme des Dienstleisters Sim;paul Investimentos in Aussicht.

Die Krypto-Börse wurde in Brasilien bereits im Dezember 2021 zu einer Strafe verurteilt. Nach einem unbefugten Zugriff verlor ein Nutzer den Zugang zu seinem Binance-Konto. Der Marktplatz hatte jenes aus Sicherheitsgründen gesperrt. Weil es über Monate hinweg nicht freigeschaltet wurde, verurteilte ein brasilianisches Gericht das Unternehmen.

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