Tether ist der erste und bislang grösste Stablecoin. Schon vor Jahren machte er negative Schlagzeilen, als Vorgänge um dessen Verwaltung als betrügerisch auffielen. Neue Betrugsvorwürfe werden nun durch den Email-Verkehr führender Angestellter öffentlich. Es geht um massive Verschleierungstaktiken und Verbindungen zu möglicherweise terroristischen Vereinigungen.

Tether: Neue Betrugsvorwürfe stützen sich auf Emails

Tether ist Ziel neuer Betrugsvorwürfe. Urheber der Anklage ist das Wall Street Journal, welches sich dabei auf Emails stützt, welche offensichtlich von einem Insider bereitgestellt wurden.

Gegenstand des Vorwurfs: Tether Limited, das in Hongkong registrierte Unternehmen hinter dem gleichnamigen Stablecoin Tether (USDT), habe gefälschte Dokumente und Briefkastenfirmen genutzt, um Bankkonten zu erstellen.

Diese Konten seien für Tether nötig gewesen, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Seit 2017 hatte Tether enorme Probleme, Bankkonten zu behalten. Immer wieder wurden diese von den zuständigen Banken geschlossen. Zu Beginn, im März 2017, stoppte Wells Fargo die Zusammenarbeit mit dem Stablecoin-Herausgeber.

Als Reaktion auf die Kündigung des Bankkontos, klagte Tether gegen Wells Fargo. Mitkläger war das ebenfalls betroffene Schwesterunternehmen Bitfinex, das eine Krypto-Börse führt. Kurze Zeit später liess man die Klage fallen. Im Gerichtsverfahren schilderten die beiden Firmen, die zum Mutterkonzern iFinex gehören, man habe sich durch die Kündigung existenziell bedroht gefühlt.

Tether verwendete gefälschte Dokumente?

Laut Wall Street Journal verwendete eine Organisation gefälschte Dokumente, die in China zu den grössten USDT-Händlern zählte. Damit implizieren die Autoren, es bestünden Beziehungen zwischen Tether und dieser nicht genauer benannten Organisation.

Dass jene gefälschte Dokumente verwendete, um Bankkonten eröffnen zu können, gehe aus dem Email-Verkehr von Stephen Moore hervor, der selbst Anteilseigner von Tether ist. Den Journalisten liegen demnach Email-Konversationen vor, die allerdings nicht öffentlich einzusehen sind.

Moore selbst habe darin geschrieben, das Unternehmen versuche die “Umgehung des Bankensystems durch Vorlage gefälschter Verkaufsrechnungen und Verträge für jede Einzahlung und Abhebung.”

Er selbst habe die gefälschten Dokumente mit seiner Unterschrift versehen. In einer weiteren Email bekundete Moore jedoch sein Missfallen an dieser Strategie. Sie sei schlicht und ergreifend zu risikoreich.

In einem Gerichtsverfahren wegen Betruges oder Geldwäsche will ich mich gegen diese Vorwürfe nicht verteidigen müssen.

Tether habe immer wieder Strohmänner oder Briefkastenfirmen verwendet, um neue Bankkonten zu eröffnen. Dabei habe man die zugrundeliegende Identität stets gezielt verborgen und Tricks bei der Benennung der Firmen genutzt.

Diese Vorgehensweise führte allerdings zu neuen Problemen. So seien wiederholt Konten mit mehreren hundert Millionen US-Dollar an Guthaben eingefroren worden. Laut WSJ sei man ausserdem in Kontakt mit einer terroristischen Organisation gekommen.

Tether und eine terroristische Organisation machten gemeinsame Sache?

Konkret benennt das WSJ die palästinensische Organisation Hamas als terroristische Vereinigung, die in Verbindung zu Tether steht. Unklar ist dabei, inwieweit beide Organisationen tatsächlich zusammen arbeiteten.

Bekannt ist, dass Tether und die Hamas beide die türkische Briefkastenfirma Deniz Royal Dis Ticaret Limited Sirketi verwendeten. Die Hamas habe darüber Gelder gewaschen, welche die Izz Ad-Din Al-Qassam Brigade eingesammelt hat.

Die Briefkastenfirma habe darüber hinaus ein Konto bei Bitfinex geführt und darüber Spenden und Zahlungen mit Kryptowährungen erhalten und so letztlich 80 Millionen US-Dollar verschoben.

Das Konto sei dem US-Justizministerium 2020 aufgefallen. Eine Sperre führte zur Beschlagnahme von einer Million US-Dollar.

Bitfinex habe auch die in Panama ansässige Briefkastenfirma Crypto Capital Corp. auf ähnliche Weise verwendet. Beide Unternehmen dienten dazu, Zahlungen mit Fiatwährungen zu empfangen. US-Banken habe das Unternehmen mitgeteilt, die Gelder stammen aus Immobiliengeschäften.

Bitfinex verschob über Crypto Capital rund eine Milliarde US-Dollar, wovon US- und EU-Behörden 2018 etwa 850 Millionen beschlagnahmten. Bitfinex erklärte, man sei Opfer eines Betruges seitens Crypto Capital und fordert das Kapital zurück. Eine gerichtliche Entscheidung steht bislang aus. Die entstandene Lücke füllte man durch Gelder von Tether.

Im Oktober 2018 reagierte iFinex, indem man innerhalb von neun Tagen neun Bankkonten in Asien eröffnete. Anschliessend nahm die Krypto-Börse Bitfinex Fiat-Einzahlungen wieder an und erklärte seinen Kunden, eine verteilte Lösung für Banktransfers eingerichtet zu haben.

Kunden warnte man davor, Details zu Geldtransfers bekannt zu machen. “Die Preisgabe dieser Informationen könnte nicht nur Ihnen selbst und Bitfinex schaden, sondern dem gesamten Krypto-Ökosystem,” habe die Handelsplattform seine Nutzer gewarnt.

Das sagt Tether selbst zu den Vorwürfen

Zuletzt habe Tether die Firma AML Global genutzt, um ein Konto bei der Krypto-Bank Signature Bank zu eröffnen. Dort habe man sich als Händler von Kerosin ausgegeben. Um Verwerfungen einzelner Fiatwährungen zu entkommen, handele man Krypto auf Kraken.

Als Eigentümer des Unternehmens tritt Christopher Harborne auf, der selbst Anteilseigner von Tether ist und alternativ den Namen Chakrit Sakunkrit nutzte. Die Täuschung sei jedoch rasch aufgeflogen, da Signature bemerkte, dass jegliche Geldeingänge von Bitfinex stammten, statt von Kraken.

In einer Pressemitteilung äussert sich der Stablecoin-Herausgeber selbst zu den Vorwürfen. Diese bezeichnet das Unternehmen als “völlig unzutreffend und irreführend.” Die Durchsetzung geltender Regularien hätten bei Bitfinex und Tether Weltklasse. Auf Twitter fügt man hinzu: «Das WSJ schürt Angst.»

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Mehr Informationen

Man sei stolz darauf, mit Behörden rund um den Globus zusammenzuarbeiten, um kriminelle Geschäfte aufzudecken. Besonders eng sei die Partnerschaft mit den US-Behörden. Fakt ist jedoch, dass Tether schon 2019 äusserst negativ in Erscheinung trat.

Damals bewahrheiteten sich Gerüchte, wonach Tether sein Versprechen nicht einhalten konnte, den eigenen Stablecoin ausreichend mit US-Dollar zu decken. Einige Monate später offenbarte sich ein ähnlicher Skandal bei Tethers Hauptkonkurrenten USDC.

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