Die jüngst gestartete brasilianische CBDC verfügt über einige zutiefst restriktive Funktionen, wie ein Entwickler feststellte. Demnach gibt der digitale Real einer zentralen Instanz unbegrenzte Befugnisse im Umgang mit Konten und Geldern innerhalb des Systems.
So restriktiv ist die brasilianische CBDC
Digitales Zentralbankgeld gilt als Gegenspieler der Kryptowährungen. Statt mehr Freiheit, fürchten Krypto-Nutzer, führt die Einführung derartiger Währungen zu mehr staatlicher Kontrolle und Zensur. Zuletzt stellte ein Programmierer fest, wie restriktiv die brasilianische CBDC wirklich ist.
Auf LinkedIn teilte der Informatiker, der sich auf die Blockchain fokussiert, kürzlich einen Bericht, in dem er behauptet, die Funktionsweise des digitalen brasilianischen Reals entschlüsselt zu haben.
Die brasilianische CBDC ist erst Anfang des Monats in ein Pilotprojekt gestartet. Brasilianische Behörden erklärten anschliessend, eine Vollversion bis Ende 2024 veröffentlichen zu wollen. Es besteht die Hoffnung, das System könne in der breiten Masse Popularität erlangen.
Der Programmierer Pedro Magalhães untersuchte den Quellcode des digitalen Reals, der Anfang Juli veröffentlicht wurde, laut eigenen Aussagen, um mögliche Fehler zu entdecken. Stattdessen, so erklärte er, fand er vor allem kritische Funktionen, die den Nutzer in seinen Freiheiten stark einschränken.
Einer zentralen Instanz hinter dem Projekt ist es möglich, Nutzerkonten eigenmächtig zu deaktivieren, oder das Guthaben nach Gutdünken zu verändern. Ausserdem können Gelder aus Nutzerkonten von dieser Instanz verschoben werden, ohne dass der entsprechende Nutzer seine Zustimmung geben muss.
Nutzeradressen lassen sich ausserdem mit einer Transfer-Sperre versehen, sodass Gelder nicht mehr ein- oder abgehen können. Gelder, die sich innerhalb der Konten befinden, können ausserdem komplett vernichtet werden. Die Kontrollinstanz kann zu jeder Zeit prüfen, wie viel Guthaben sich innerhalb eines Kontos befindet.
Dystopische CBDC baut auf Ethereum
Die dystopische CBDC baut gewissermassen auf Ethereum. So ist der zugrundeliegende Hyperledger Besu mit der Ethereum Virtual Machine kompatibel und nutzt einige ihrer Funktionen. Für Kritiker des digitalen Zentralbankgelds dürften die Kontrollmöglichkeiten der zentralen Instanz hinter dem Projekt wenig überraschend sein, schliesslich erinnern diese stark an das bestehende Bankensystem.
Entwickler Magalhães nutzte die Veröffentlichung dieses aktuellen Projekts offenbar, um Aufmerksamkeit auf die herrschende Unfreiheit in einem solchen System zu lenken. Neben Hyperledger Besu basiert die CBDC auf Bibliotheken von Open Zeppelin.
Die zentrale Instanz, der die Handhabe und Kontrolle einer solchen Währung unterliegt, ist üblicherweise die Zentralbank oder eine mit ihr verbundene Organisation.
Laut Recherchen des Journalisten Vini Barbosa räumte die brasilianische Zentralbank inzwischen ein, dass die Erkenntnisse von Magalhães der Wahrheit entsprechen. Allerdings, so erläutert die Zentralbank, habe man bisher keine Entscheidung darüber getroffen, ob die aktuellen Funktionen letztlich auch in der Vollversion zu finden sein werden.
Tatsächlich seien die Behörden eher auf Distanz gegangen und hätten erklärt, dass diese Funktionen nur Tests dienen und keinesfalls in einem öffentlichen Projekt genutzt werden sollten.
Brasilianische Zentralbank strebt absolute Kontrolle an
Wenige Tage nach der ersten Erklärung, ruderte die brasilianische Zentralbank (BCB) dann doch zurück und gab öffentlich bekannt, die absolute Kontrolle über die digitale Zentralbankwährung genau so anzustreben, wie aus dem Pilotprojekt hervorgeht.
Die BCB bestätigte ihre Pläne, die Funktionen beizubehalten, die es der Währungsbehörde und autorisierten Stellen ermöglichen, Nutzerkonten einzufrieren, Guthaben von Zieladressen zu verringern, Sperrungen vorzunehmen und neue Einheiten der digitalen Währung (CBDC) zu erschaffen.
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Für potenzielle Nutzer sind die Funktionen des digitalen Reals ein deutlicher Warnhinweis. Entwickler Magalhães, der die Entdeckungen zuerst machte, wiegelte in einem Gespräch mit Cointelegraph trotzdem ab.
Dort behauptete er, dass die Funktionen wohl nur dazu dienen, um die Vergabe von Krediten über den Ledger handhaben zu können. Sorge mache ihm lediglich, dass im Programmcode nicht genauer definiert ist, wer die Sonderbefugnisse erhält und unter welchen Umständen sie in Kraft treten können.
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