Ein Schulterschluss, wie ihn selbst routinierte Marktbeobachter nicht alle Tage sehen: Das Blockchain-Unternehmen Chainlink hat ein neues System vorgestellt, das künstliche Intelligenz und Distributed-Ledger-Technologie kombiniert – und gleich mehrere Finanzschwergewichte testen bereits mit. Laut einer Mitteilung des Unternehmens, auf die sich unter anderem türkische Wirtschaftsmedien berufen, gehören SWIFT, Euroclear und die US-Abwicklungsinstanz DTCC zu den ersten Prüflingen.
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Chainlink, im Kryptosektor längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, positioniert sich damit als technischer Dolmetscher zwischen Tradition und Tokenwelt. Die Idee hinter dem neuen Modell ist simpel und gleichzeitig radikal: Prozesse, die sonst Tage dauern, sollen mithilfe von KI automatisiert, vereinheitlicht und direkt in die Systeme der Finanzriesen eingespeist werden. Dazu zählen Dividendenabrechnungen, M&A-Kommunikationen oder Aktien-Splits – also genau jene Unternehmensaktionen, bei denen normalerweise Excel-Listen, Juristen und nervöse Backoffices beteiligt sind.
Chainlink startet Finanz-Experiment mit den ganz Grossen
Die Basis des Ganzen ist das sogenannte Chainlink Runtime Environment (CRE). Dort kontrolliert und validiert die KI zunächst die relevanten Informationen. Anschliessend werden sie in ISO-20022-kompatible Nachrichten übersetzt – ein Format, das im internationalen Zahlungs- und Handelsverkehr Standard ist. Verlässlichkeit statt Copy-Paste-Chaos ist das Ziel. Die Weiterleitung in die diversen Blockchain-Ökosysteme übernimmt das hauseigene Cross-Chain Interoperability Protocol (CCIP), das bereits in früheren Projekten mit Banken pilotiert wurde.
Dass Chainlink mit dieser Offensive nicht nur Luftschlösser baut, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Laut einem aktuellen Bericht der Citibank verschlingen unternehmensbezogene Finanzprozesse weltweit rund 58 Milliarden Dollar jährlich – und mehr als 60 Prozent davon laufen noch manuell. Die Kombination aus KI und Blockchain verspricht nicht weniger, als diesen Industriezweig zu entkernen und umzubauen. Fehleranfällige Abläufe sollen verschwinden, Kommunikationsketten massiv verkürzt werden.
Die Liste der Testpartner liest sich wie ein Sitzplan auf einem Weltwirtschaftsgipfel. Neben den oben genannten Abwicklungszentren sind auch UBS, BNP Paribas, ANZ, Wellington Management und die DBS Bank mit im Boot. Dass sich die Branche offenbar nicht mehr mit Laborversuchen zufriedengibt, hatte sich bereits im Sommer angedeutet: Damals einigte sich Chainlink mit dem US-Handelsministerium auf eine Kooperation zur Verarbeitung von Daten über die Blockchain. Der Begriff «Oracle», jahrzehntelang eher mit Konzernen wie SAP in Verbindung gebracht, bekommt damit eine technische Zweitbedeutung.
KI trifft Krypto
Spannend ist der politische Subtext. Während Regulierungsbehörden weltweit noch ihr Verhältnis zu Kryptowerten sortieren, entsteht still und leise eine hybride Infrastruktur, in der Tokenisierung nur eine Nebenrolle spielt. Es geht nicht um Spekulation, sondern um Automatisierung, Standardisierung und Kontrolle. Das wiederum dürfte nicht nur Effizienzfanatiker interessieren, sondern auch jene, die sich fragen, wer in Zukunft die Datenströme filtert und wem die Architektur gehört.
Ein endgültiges Ergebnis der Tests liegt noch nicht vor, aber dass Institutionen wie SWIFT oder Euroclear überhaupt mitspielen, ist ein Fingerzeig. Im Zweifel entscheiden weniger politische Visionen als profane Kalkulationen. Wenn Tage zu Minuten und Fehlerquoten zu Randnotizen schrumpfen, ziehen selbst notorisch vorsichtige Banken die Stirn hoch – und manchmal auch den Stecker aus alten Systemen.
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Chainlink wirkt derzeit wie ein Start-up im Massanzug: technisch nerdig genug für die Kryptoszene, aber mittlerweile hofiert von Finanzhäusern, die selten aus Neon-Begeisterung investieren. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob das Projekt ein weiteres Buzzword produziert – oder ob die Branche am Ende wirklich ihre Excel-Ära beendet. (mck)