LBRY verliert das Gerichtsverfahren gegen die SEC. Das Unternehmen entwickelt eine gleichnamige Blockchain, über die man eine dezentrale Alternative zu YouTube anbietet. Der Streit erinnert stark an die Auseinandersetzung zwischen Ripple und der Aufsichtsbehörde.

LBRY vs SEC: Worum geht es?

Am 29. März 2021 klagt die US-Aufsichtsbehörde SEC gegen LBRY Inc. Das Unternehmen entwickelt seit 2015 ein dezentrales Protokoll zur Bereitstellung von Videos. Dazu stellt man eine Anwendung unter demselben Namen bereit, die starke Ähnlichkeit zu YouTube aufweist.

LBRY nahm seinen Betrieb mit der Absicht auf, eine bessere Alternative zu YouTube zu bieten. Dortige Zensur und Bestimmungen empfindet man als überflüssig und schikanös.

Zur Ökonomie des Projekts gehört der LBC Token, mit vollem Namen LBRY Credits. Möchte ein Nutzer ein Video, eine Audiodatei, ein Bild oder ein PDF hochladen, muss er dafür LBC investieren. Umso höher seine Investition, desto leichter können Nutzer den Eintrag im Verzeichnis finden.

LBRY erschuf einige LBC in einer Premine. Die SEC nutzte diesen Anhaltspunkt, um eine Klage einzureichen. Laut Ansicht der Aufsichtsbehörde handelt es sich bei der Kryptowährung um ein unregistriertes Wertpapier.

Seit dem 7. November ist klar: Das zuständige Gericht fällt das Urteil in Übereinstimmung mit den Vorwürfen der SEC.

Was bedeutet die Niederlage von LBRY gegen die SEC?

Der Rechtsstreit erinnert stark an die Auseinandersetzung zwischen der SEC und Ripple, die seit beinahe zwei Jahren kein Ende findet. In beiden Fällen verteidigen sich die Angeklagten mit dem Argument: “Es gab nie einen ICO!”

Im Fall von LBRY ist nun aber offenkundig, dass dies nicht immer eine geeignete Ausrede ist. Auch der auf Proof of Work beruhende Konsensmechanismus von LBC konnte LBRY nicht vor einer Verurteilung retten.

Das Unternehmen verkündet seine Niederlage vor Gericht und schreibt dazu:

Es tut uns leid, Leute. Wir haben verloren.

Anschliessend erklärt man seinen Anhängern:

Wir geben nicht auf. Wir haben ein intelligentes Team, zehn Millionen Inhalte, Hunderttausende von Nutzern und eine der beliebtesten Web3-Apps der Welt.

Die Arbeit an LBRY wird also nicht enden. Tatsächlich konnte die Plattform insbesondere unter seinem Web-Frontend Odysee Aufmerksamkeit erregen. Unzählige Nutzer abseits der Branche sind dort bereits vertreten. Dazu zählen auch Projekte des deutschen und französischen öffentlichen Rundfunks wie Arte.

Die Beliebtheit konnte man neben der einfachen und von YouTube bekannten Gestaltungsweise vor allem durch einzigartige Funktionen erreichen, die einen Wechsel vom Branchenführer vereinfachen. Es stellt sich die Frage: Welche Folgen hat das Urteil für LBRY?

Details dazu sind bisher nicht bekannt. Höchstwahrscheinlich muss sich das in den USA registrierte Unternehmen mit einer Strafzahlung wegen unerlaubtem Wertpapierhandel begnügen.

Dient das Urteil gegen LBRY als Präzedenzfall?

Die grosse Sorge der US-Kryptobranche ist nun: Das Urteil gegen LBRY könnte als Präzedenzfall dienen. Jeremy Kauffman, Geschäftsführer von LBRY erklärt dazu:

Der Fall bedroht die gesamte Kryptobranche. Laut diesem Urteil sind fast alle Kryptowährungen, einschließlich Ethereum und Dogecoin, Wertpapiere. Die Zukunft von Kryptowährungen in den USA liegt nun in den Händen einer Organisation, die noch schlimmer ist als die SEC: der Kongress.

Szene-Anwalt John E. Deaton hält das Urteil für problematisch. Seiner Meinung nach repräsentiert es keine geltenden Gesetze.

Das Urteil ist eine sehr schlechte Entscheidung. Deshalb spreche ich seit einem Jahr über diesen Fall. Es ist wahr, dass die Argumentation des Richters ein Todesstoss für Krypto in den USA bedeuten würde. Aber diese ist NICHT das Gesetz.

LBRY kritisiert vor allem die Undurchsichtigkeit der aktuellen Gesetzsprechung. Nach Jahren in der Branche könne man noch immer nicht einschätzen, wie sich eine öffentliche Blockchain legal starten lässt.

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