Die internationale Polizeiorganisation Interpol erschafft ein digitales Abbild ihrer Zentrale. Nutzern ist es möglich, das Hauptquartier mit Sitz im französischen Lyon im Metaverse zu besichtigen. Ausserdem soll das Projekt die Arbeitsweise der Strafverfolgungsbehörden innovieren

Metaverse bei Interpol General Assembly vorgestellt

Auf der diesjährigen 90. Generalversammlung (General Assembly) der internationalen kriminalpolizeilichen Kommission, auch als Interpol bekannt, stellt die Organisation ein eigenes Metaverse vor.

In einem YouTube-Video gibt man erste Eindrücke der digitalen Parallelwelt, in der es registrierten Nutzern gestattet ist, ein Abbild des Hauptquartiers mit Sitz in Lyon zu erkunden. Die Bekanntgabe erfolgte gestern überraschend während des Zusammentreffens im indischen Neu Delhi.

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Grafisch erinnert das Metaversum stark an den bekannten Vertreter Decentraland. Der Präsentation auf YouTube zufolge will Interpol nicht nur ein einziges Gebäude bereitstellen, sondern das Produkt tatsächlich tiefgreifend nutzen.

Polizeiliche Übungen im Metaverse

Den bekannten Programmen Decentraland und The Sandbox will Interpol offensichtlich Konkurrenz machen. So soll die virtuelle Welt dazu dienen, internationale Kontakte zu pflegen, Bildung zu betreiben oder sogar, um polizeiliche Übungen durchzuführen.

Interagieren Sie mit anderen Beamten über deren Avatare und nehmen Sie sogar an immersiven Schulungskursen zu forensischen Untersuchungen und anderen polizeilichen Fähigkeiten teil.

Heisst es in der Vorstellung. Das Angebot soll demnach etwa strategische Übungen umfassen, Forensikern aber auch die Auswertung von Verletzungen ermöglichen. Der Zugang erfolgt über die eigene Interpol Secure Cloud. So will man die Neutralität des Angebots sicherstellen.

Delegierte von Interpol hatten gestern bereits die Chance, einen ersten Blick in das digitale Abbild des französischen Hauptquartiers zu werfen.

Für viele scheint das Metaverse eine abstrakte Zukunft zu vertreten, aber die Fragen, die es aufwirft, sind diejenigen, die Interpol schon immer motiviert haben – unsere Mitgliedsländer bei der Verbrechensbekämpfung zu unterstützen und die Welt, ob virtuell oder nicht, für alle, die in ihr leben, sicherer zu machen.

Erklärt Generalsekretär Jürgen Stock. Eine neu entstehende Expertengruppe soll die Sorgen der einzelnen staatlichen Polizeibehörden auf globalen Dimensionen im Blick behalten.

Tatorte sollen im Metaversum nachgebildet werden, um Geschehnisse langfristig nachvollziehen zu können. In einer gestrigen Probe brachte man Polizeischülern die Ausweiskontrolle am Flughafen bei.

Interpol reagiert auf wachsende Internetkriminalität

Interpol sieht das Metaverse offenbar auch als ein Projekt, das dazu dient, auf wachsende Internetkriminalität zu reagieren. Nach Rücksprache mit grossen Organisationen wie Meta, Microsoft und dem Weltwirtschaftsforum, erwartet man, dass bestimmte Straftaten in den nächsten Jahren extrem zunehmen.

Social Engineering, Extremismus oder Falschnachrichten hält Interpol demnach für Kategorien, die durch das Metaverse und generell durch zunehmende Digitalisierung einen Nährboden finden.

Auch Finanzkriminalität wie Geldwäsche, Daten- und Identitätsdiebstahl, Ransomware-Angriffe und Belästigung will die internationale Polizei durch eine frühzeitige Involvierung nachhaltig verhindern.

Dass dieser Plan umzusetzen ist, lässt sich nur schwer vorstellen. Decentraland wird bereits heute von einer DAO verwaltet. Ziel derartiger Massnahmen ist es, der Kontrolle zentraler Instanzen zu entgehen.

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