Dass die Blockchain-Technologie in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommt, wissen Interessierte schon länger. CoinPro.ch beleuchtet immer wieder Unternehmen, die mit Hilfe der Blockchain neue Lösungen für “alte” Probleme suchen. Heute stellen wir 4ARTechnologies vor: Ein Blockchain-Unternehmen, welches mit Smart-Contracts und ausgeklügelten Vektortechnologien sog.DNA-Geburtsurkunde wird für jedes Kunst-Werk erstellt. Aber dazu später mehr.

Wir haben uns mit dem Gründer und CEO, Niko Kipouros unterhalten und wollten es genauer wissen. Übrigens, auch 4ARTechnologies hat vor Kurzem seinen Hauptsitz zu uns in die Schweiz ins Crypto-Valley Zug verlegt. Wir wissen warum 🙂

Niko Kipouros, Gründer und CEO von 4ART
Niko Kipouros, Gründer und CEO von 4ART

CoinPro.ch: Auf ihrer Website steht gross geschrieben: „4ART ist gestartet, das grösste Problem der Kunstwelt zu lösen.“ Herr Kipouros können Sie für die (vielleicht nicht ganz so kunst-affinen) User kurz einführen, was sie damit genau meinen? Welche Probleme wollen Sie mit 4ART konkret lösen? 

Zunächst sollte man wissen, dass der Kunstmarkt über ein enormes Handelsvolumen verfügt. Der globale Umsatz aus Verkaufstransaktionen belief sich im vergangenen Jahr auf über 63 Milliarden US-Dollar. Dabei wechselten etwa 40 Millionen Exponate den Eigentümer. Beeindruckende Zahlen! Eines der grössten Probleme ist aber, dass laut Experten bis zu 50 % der gehandelten Werke Fälschungen sind – oder zumindest nicht zweifelsfrei als Originale identifiziert werden können.

Genau hier setzt 4ARTechnologies mit ihrer einzigartigen und patentierten Technologie an.  Dank dieser kann erstmalig mit einem handelsüblichen Smartphone die molekulare Struktur eines Kunstobjekts ausgelesen werden. Diese wird in Form eines digitalen Fingerabdrucks mit weiteren relevanten Informationen zum Werk auf der Blockchain gespeichert. Jeder Akteur der Kunstwelt kann den Besitz- oder Eigentümerwechsel eines Kunstwerks digital protokollieren und mit dem Fingerabdruck des bereits registrierten Objektes abgleichen. Die Technologie erkennt, ob es sich um dasselbe – also das Original – oder nur um das Gleiche – also eine Kopie – handelt. Zeitgleich wird die gesamte Wertschöpfungskette eines Kunstwerks manipulationssicher abgespeichert und für die Zukunft erhalten. Damit bekämpfen wir das Problem des Kunstbetrugs und etablieren weltweit einen neuen Standard. Die 4ART App bietet allen Akteuren mehr Transparenz und Sicherheit – zwei Faktoren, an denen es bislang bei Transaktionen im Kunsthandel mangelte. Und sie ermöglicht zudem eine erheblichere Prozesseffizienz und Kostenoptimierung für die jeweiligen Transaktionsabläufe.

Künstler sind zukünftig in der Lage jedes Kunstwerk zu registrieren und mit einem biometrischen Pass inklusive digitalem Fingerabdruck auszustatten. Dabei erfasste Informationen und Bildmaterial können zum Erstellen eines digitalen und vom Urheber autorisierten Verzeichnisses genutzt werden. Dadurch ist man auch in der Zukunft unabhängig von der Einschätzung eines Dritten, einem meist mehr oder weniger mit den Werken des Künstlers versierten „Experten“, der über Echtheit und Legitimation urteilt. Ausserdem können Galeristen die Arbeiten zum Verkauf anbieten, während sich Käufer unkompliziert und mit absoluter Sicherheit von der Echtheit überzeugen können. Restauratoren und Konservatoren sind in der Lage, die Details ihrer Arbeit zu protokollieren und auf die Informationen früherer Restaurierungs- oder Konservierungsarbeiten zuzugreifen. Logistik- und Transportdienstleister profitieren von der Track & Trace-Funktionalität, um zu überprüfen, wo sich ein Kunstwerk gerade befindet. Auch das Problem der zeit- und kostenaufwändigen Erstellung von Zertifikaten und Zustandsberichten haben wir gelöst. Für jede Transaktion kann schnell, kostengünstig und schnell verifizierbar ein aktueller Zustandsbericht erstellt und in dem biometrischen Pass des Kunstwerks gespeichert werden.

Wie genau funktioniert 4ART?

Kernstück ist die patentierte “Augmented Authentication”-Technologie. Ein Kunstwerk wird mittels Standard-Smartphone-Kamera aus mehreren Perspektiven fotografiert. Dabei ermöglicht es die Technologie die strukturellen und materiellen Eigenschaften in ihrer molekularen Beschaffenheit zu erfassen und diese in einen digitalen Fingerabdruck umzuwandeln. Zusammen mit allen weiteren relevanten Daten zur Provenienz, wie z.B. bisherige Restaurierungen, Transporte, Ausstellungshistorie sowie frühere Besitzer oder Eigentümer, wird dieser manipulationssicher auf der Blockchain gespeichert.

Dadurch erhält jedes Kunstwerk einen biometrischen Pass, der es auf seinem gesamten weiteren Lebenszyklus begleitet. Ab sofort können alle Stationen, Eigentümer- oder Besitzerwechsel, etwaige Beschädigungen und Restaurierungen erfasst, mittels 4ART App übertragen und für die Ewigkeit gesichert werden. Nach dem ersten Scannen eines Kunstwerks kann der digitale Fingerabdruck mit jedem anderen Kunstwerk abgeglichen werden. Die Technologie stellt fest, ob es sich um dasselbe Kunstwerk oder um eine Kopie handelt. Unbestechlich und fehlerfrei.

Wie sind sie auf die Idee gekommen Kunst und Blockchain miteinander zu verbinden? Warum setzen Sie dabei auch auf einen eigenen Utility-Token?

Die Blockchain bietet durch ihre dezentrale Natur die ideale Lösung. Durch den systemimmanenten Abgleich aller gespeicherten Daten ist eine Manipulation einmal erfasster Daten nicht mehr möglich. Die spezielle Form der Übertragung und Speicherung sowie die strikte Trennung von personen- und objektbezogenen Informationen sichert die Privatsphäre aller beteiligten Akteure vollständig ab. Die einmal gesicherten Daten, Oberflächenzustände oder Transaktionen können jederzeit zweifelsfrei verifiziert werden. Zudem wird jede Erstellung eines digitalen Protokolls – von der Authentifizierung und Zertifizierung, der Erstellung von Portfolios und Zustandsberichten bis hin zum Abschluss von Versicherungs- und Kaufverträgen –über einen Smart Contract gesichert und dokumentiert.

An wen richtet sich 4ART? Welche Zielgruppen sollen 4ART nutzen?

Die Lösung von 4ARTechnologies ist für sämtliche Akteure der globalen Kunstindustrie von unschätzbarem Wert. Von Künstlern über Galeristen bis hin zu Restauratoren, Logistikern und Versicherern, aber insbesondere auch für jeden Käufer eines Kunstwerks. Mit dem biometrischen Passes verfügt dieser erstmalig in der Geschichte über ein nicht manipulierbares Echtheitszertifikat, das das Kunstwerk ab diesem Tag auf seinem gesamten Lebensweg begleitet und für alle Zeit zweifelsfrei seine Echtheit beweist. Sie sehen: Wirklich alle profitieren von unserer Lösung und dem neuen Standard, den wir in der Kunstwelt etablieren werden.

Sie agieren ja mit ihrer Anwendung global. Da stellen sich im Bezug auf die verschiedenen Rechtssysteme, Währungen, Besteuerung und andere Bereiche auch viele Herausforderungen. Wie wollen Sie dies lösen?

Wir haben sowohl die juristischen als auch die kaufmännischen Herausforderungen mit einem internationalen Expertenteam, bestehend aus Anwälten, Steuerexperten, Bankern und anderen Spezialisten, über anderthalb Jahr lang analysiert.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass wir solide kapitalisiert sind und unser Launch im Kernmarkt Europa gesichert ist. Für die weltweite Markterschliessung benötigen wir jedoch weitere finanzielle Mittel. Daher entwickeln wir derzeit alternative Finanzinstrumente, um auch der grossen Nachfrage der institutionellen Investoren gerecht zu werden und diesen die Möglichkeit einer Beteiligung zu bieten. Auch hier wird die Blockchain eine entscheidende Rolle spielen. Mehr dazu können wir im kommenden Jahr verkünden, behalten Sie uns also im Auge.

Wenn man so auf ihrer Website schaut (die übrigens auch visuell äusserst attraktiv ist) fällt auf, dass bereits eine Vielzahl von Personen involviert sind – nicht der klassische Startup Ansatz. Sie denken sehr gross, oder?

Die Natur der Kunstwelt und insbesondere ihre Globalisierung erfordern diesen Ansatz, denn die Kunstindustrie ist international ausgerichtet. Nehmen wir beispielsweise die ART BASEL: Etwa 300 Galeristen und Aussteller aus ca. 50 Ländern bringen bis zu 30.000 Werke für nur wenige Tage in die Schweiz, um diese dann nur kurze Zeit später erneut in New York, Hongkong oder Pretoria auszustellen und zu verkaufen. Wenn wir unser erklärtes Ziel – einen neuen Standard in der Kunstwelt zu etablieren – erreichen wollen, müssen wir uns dieser Herausforderung stellen und ebenfalls international agieren.

Letzte Frage: Wo wollen sie mit 4ART in 2 Jahren stehen?

Ich gehe davon aus, dass 4ARTechnologies in den kommenden zwei Jahren in den Kernmärkten Europa, USA und Asien für die Akteure der Kunstindustrie ein fest etablierter Dienstleister ist und wir den Grundstein für den schon lange fälligen Wandel in Sachen Authentizität, Transparenz und Glaubwürdigkeit gelegt haben.

Vielen Dank für die Einblicke, Herr Kipouros. Wir werden ihre Werdegang weiter beobachten und wünschen alle Gute für die Zukunft. 

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