Der Ton in den internationalen Aufsichtsbehörden kippt. Was vor wenigen Jahren noch wie ein Bollwerk gegen die Kryptobranche wirkte, bröckelt nun an entscheidenden Stellen. Ausgerechnet jenes Gremium, das Banken mit strengen Kapitalvorschriften vom Handel mit digitalen Vermögenswerten fernhalten wollte, stellt seine eigene Linie infrage. Die Rede ist vom Basel Bankaufsichtskomitee – jener Institution, die sonst lieber bremst als beschleunigt. Doch nun deutet sich ein Kurswechsel an, der die Branche weltweit aufhorchen lässt.

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Auslöser sind wachsende Zweifel an den Kapitalanforderungen, die am 1. Januar in Kraft treten sollten. Vorgesehen war, dass Banken für jeden Dollar an Kryptovermögen praktisch denselben Betrag als Sicherheit hinterlegen müssen. Ein Konzept, das Kritiker als praxisfern, zu hart und strategisch gefährlich bezeichnen. In Gesprächen mit der «Financial Times» erklärte BCBS-Präsident Erik Thedeen nun, dass es «einen neuen Ansatz braucht». Dabei geht es nicht um kosmetische Änderungen, sondern um die Grundannahme, wie riskant digitale Assets tatsächlich sind.

Krypto-Regeln vor Kollaps: Warum Basel jetzt zurückrudert

Der politische Druck steigt. Während Regulierungsbehörden weltweit über Details streiten, wächst ein Bereich des Kryptomarktes rasant: die sogenannten Stablecoins. Diese Token, die an Währungen wie den US-Dollar gekoppelt sind, galten lange als Randerscheinung, dann als Risikofaktor – und nun plötzlich als ein System, das zu gross geworden ist, um ignoriert zu werden. Nach Angaben der «Financial Times» hat der Stablecoin-Markt zuletzt die Marke von 300 Milliarden Dollar überschritten. Beflügelt wird er von US-Politikern, darunter Donald Trump, sowie einem Gesetzesentwurf im Kongress, der unter dem Namen «GENIUS» für zusätzlichen Rückenwind sorgt.

Thedeen, gleichzeitig Chef der schwedischen Riksbank, spricht offen von einem Paradigmenwechsel: «Der enorme Anstieg bei Stablecoins macht ein Umdenken notwendig.» Während die Regeln ursprünglich auf Bitcoin und andere offene Blockchains zielten, rückt nun ein Marktsegment in den Fokus, das längst im traditionellen Finanzsystem verankert ist. Für Aufseher stellt sich damit die Frage, ob der bisherige Risikoansatz überhaupt noch zeitgemäss ist.

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Der Druck auf die Regulierer kommt auch aus den Banken selbst. Verbände aus dem Finanzsektor hatten im Sommer in einem Brief an das Komitee gewarnt, dass die Regelung eine aktive Teilnahme am Kryptomarkt «praktisch unmöglich» machen würde. Das hätte zur Folge, dass traditionelle Finanzinstitute von einem wachsenden Markt ferngehalten würden, während unregulierte Akteure immer mächtiger werden.

Stimmung um BTC und Co. kippt nicht nur in Europa

Die Stimmung kippt allerdings nicht nur in Europa. In den USA signalisiert die Federal Reserve offen, dass sie die geplanten Regeln nicht in dieser Härte anwenden will. Michelle Bowman, bei der Fed für Aufsicht zuständig, sagte jüngst: «Wir übernehmen diese Basel-Risikogewichte nicht. Sie sind schlicht nicht realistisch.» Auch die Bank of England soll laut «Financial Times» intern entschieden haben, die Vorgaben nicht wie ursprünglich vorgesehen umzusetzen.

Damit steht das Komitee vor einer delikaten Aufgabe: Die Regeln müssen überarbeitet werden – aber ohne die mühsam ausgehandelten Kompromisse zwischen Dutzenden nationaler Behörden zu sprengen. Selbst Thedeen räumt ein: «Weiterzugehen ist schwierig, weil die Meinungen im Komitee weit auseinanderliegen.»

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Für die Kryptobranche ist diese Unsicherheit paradox: Einerseits zeigt sie, dass die alten Formeln der Regulierung bröckeln. Andererseits bleibt offen, ob das neue Regelwerk mehr Freiheit oder neue Grenzen bringt. Klar ist nur: Der Kampf um die Deutungshoheit der Krypto-Risiken hat gerade erst begonnen. (mck)

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