Über die Frage, ob sich der Bitcoin zukünftig zu einem „sicheren Hafen“ in Krisenzeiten für Anleger entwickeln kann, wird viel diskutiert. Seit jeher ist das Edelmetall bereits ein solcher Anker in der Not, wenn die Inflation zu deutlich steigt und der Aktienmarkt in einer Krise steckt. Und so liegt es nahe, dass spätestens seit den letzten vorübergehenden Höhenflügen des Bitcoins und anderer Kryptowährungen auch darüber spekuliert wird, ob der BTC das „neue Gold“ sein wird in den kommenden Jahren. In einer aktuellen Auswertung von BayernLB Research, dem Analyse-Ableger der Landesbank des Freistaats Bayern geht es unter anderem um diese Frage, ob sich der Bitcoin auf Basis des sogenannten „Stock to Flow-Ansatzes“ anhand seiner „Härte“ auf Augenhöhe mit Gold bewegt am Markt.

Analysen trotz „fehlender“ Geschichte des Bitcoin möglich?

Der angewendete Ansatz zeigt nach Aussagen der Experten zum einen, wie eng bei der Digitalwährung die Verbindung zwischen einerseits der Relation zwischen Bestands- und Neuangebot am Markt und andererseits dem aktuellen Marktwert des Coins ist. Ein Ergebnis der Analyse ist aber ebenfalls: Nicht zuletzt wegen seiner überschaubaren Historie sind verlässliche Prognosen mit Vorsicht zu genießen. Als einen Grund für analytische Probleme mit Blick auf den Bitcoin Kurs und das Stock Flow-Modell nennen die Analysten ausserdem das bevorstehende „Halving“. In dessen Verlauf wird – nomen est omen – das Wachstum des Bitcoin-Angebots halbiert 2020 wird es diesbezüglich wieder so weit sein. Danach steht im Jahr 2024 der nächste Schritt dieser Art an.

Erstaunlich schnelle Entwicklung zur „harten Währung“

Die Auswertung von BayernLB Research zeigt aber ebenfalls: Das Design des Coins ist laut den Experten gezielt als „ultrahartes Geld“ gewählt worden. 2020 wird der Härtegrad des BTC auf dem Niveau des Edelmetalls liegen. Mit dem nächsten Halving wird die „Bitcoin-Härte“ der Studie zufolge abermals zulegen. In diesem Punkt zeigt der Direktvergleich der Währung und des Edelmetalls, dass der Bitcoin sich seine aktuelle Härte weitaus rascher gesichert hat. Gold währenddessen ist seit Tausenden Jahren in Gebrauch und hatte mehr als genug Zeit, um die heutige Härte zu erreichen. Allerdings muss der Bitcoin noch beweisen, dass er diese Stellung dauerhaft halten und am Markt Bestand haben wird. Nichtsdestotrotz ist es eindrucksvoll zu sehen, in welch kurzer Zeit BTC den vergleichbar guten Stock to-Flow-Wert zu Gold erreichte.

Schlechte Lage am Anleihen- und Zinsmarkt fördert BTC

Seinen aktuellen Aufwind verdankt Gold wie so oft den Massnahmen der weltweiten Zentralbanken, die ihre Staatsanleihen über Gold absichern. In Zeiten niedriger Verzinsungen profitiert das Edelmetall von den Negativ-Renditen, die Zentralbanken zunehmend bei Anleihen-Emission zugrundelegen. Über etliche Wochen stieg der Goldpreis zuletzt. Der übergeordnete Reiz von Rohstoffen wie Gold und Silber ist natürlich die natürliche Begrenzung. Dies führt zu einem überdurchschnittlich guten Stock to Flow-Verhältnis, wie die Forscher erläutern. Allerdings gilt dies nicht für alle Edelmetalle.

Stock-to-Flow-Ansatz ermöglicht Bitcoin-Einordnung

Der Report „Megatrend Digitalisierung – Läuft Bitcoin Gold den Rang ab? vergisst nicht darauf hinzuweisen, dass auch das global verfügbare Kontingent an Bitcoin-Einheiten im System von Anfang an begrenzt ist. Die Einbindung des Stock-to-Flow-Ansatzes in der Analyse des Bitcoin-Kurses weist wie der BTC selbst eine vergleichsweise kurze Geschichte auf. Die Einführung der Methode ist das Resultat der Erkenntnis, dass die Digitalwährung damals ausdrücklich als Zahlungsmittel und „monetäres Gut“ mit Begrenzung der Ressourcen entwickelt wurde. Die Entwickler orientierten sich damit unter anderem an Edelmetallen. Der ausschliesslich digitale Transfer des Coins brachte dem Bitcoin somit nicht grundlos den Beinamen „Digitalgold“ ein. Der im Mittelpunkt stehen Ansatz Stock to Flow-Ansatz dient nach Aussagen der Experten inzwischen unter quantitativen Gesichtspunkten durchaus als wirksames Analysetool, um Auswertungen des Bitcoin-Preises zu erstellen.

BayernLB Analyse: Schon kommendes Jahr auf einem Level mit Gold?

Das Instrument sorgt für die Vergleichbarkeit des BTC mit unter anderem Gold, aber nicht nur diesem Rohstoff. Anhand der Prognose mittels des Ansatzes Stock to Flow-Ratio zur wichtigsten Kryptowährung kommen die Analysten zu dem Ergebnis: 2020 wird der Bitcoin mit hoher Wahrscheinlichkeit einen nahezu identischen Wert wie Gold erreichen. Die Analyse versäumt aber nicht leichte Kritik zu äussern. So habe der BTC-Entwickler Satoshi genau genommen bereits im Whitepaper den Grundstein dafür gelegt, dass der Coin hinsichtlich des reduzierten „Angebotszuwachses“ ausnahmslos alle physischen Elemente des Periodensystems hinter sich lässt.

Entwicklung legte bereits Grundstein für heutiges Potenzial

Gewollt oder ungewollt – erreicht wird dies durch die Ausrichtung des Bitcoin-Prokotolls, welches den 4-Jahres-Rhythmus für die Halbierung beinhaltet. Durch die Trennung der Rechenleistung im System von Preis und Schürfaufwand stellt dem Bericht zufolge einen regelrechten „Geniestreich“ Satoshis dar. Neue Coins werden im BTC-System in der derzeitigen Phase im Abstand von etwa 12,5 Minuten emittiert. Das Mining wird aufwendiger durch einen Preisanstieg, entsprechend weniger Leistung ist erforderlich, wenn der BTC-Kurs fällt und zugleich System-intern weniger Rechenleistung kursiert. Der Preis wirkt sich damit nicht auf die Coin-Ausgabe aus. Die rein digitale Form des Bitcoins ist nach dem Stock to Flow-Ansatz positiv.

Unklarheiten bei Bitcoin-Menge in Umlauf

Die Festlegung einer Obergrenze verhindert ausserdem Preisschock wie etwa nach historischen Goldfunden im späten 19. Jahrhundert. Das spezielle „Angebots-Engineerings“ in der Bitcoin-Welt – so sieht es die Analyse von BayernLB Reserach – bringt die Digitalwährung binnen lediglich elf Jahren auf einen Stock to Flow-Wert, für den Gold Jahrtausende brauchte. Dafür sorgt der Ausschluss typischer Inflationsrisiken. Als einen Schwachpunkten für Analysen nennt die Studie der BayernLB allerdings Coins, die wegen nicht auffindbarer Zugangsdaten wie Private Keys nicht mehr verfügbar und damit verloren sind. Hier gibt es zwar Schätzungen, genaue Daten fehlen Blockchain-bedingt allerdings. Grundlage der Auswertung war hier die Annahme der bei der Entwicklung angestrebten 1,0 Millionen BTC-Einheiten.

Halving im Frühjahr als Startpunkt für massiven Kursboom?

Wie wird sich nun der Kurs des Bitcoins entwickeln bei Berücksichtigung des Stock to Flow-Wertes? Für den Mai 2020 rechnen die Forscher mit einem Anstieg des Wertes von momentan knapp 26 auf dann 53 Punkte; damit läge der Bitcoin nur etwa fünf Punkte unter dem derzeitigen Wert des Goldes. Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung könnte der Bitcoin Kurs bis Mai auf bis 90.000 Franken klettern. Solche Werte aber sollten Anleger eher mit Vorsicht geniessen. Analytisch aber sind derlei Rechenspiele mehr als interessant, selbst wenn die tatsächlichen Gegebenheiten später von den ermittelten Daten merklich abweichen. Der Stock to Flow-Ansatz erlaubt nichtsdestotrotz neue Erkenntnisse zur Zukunft des Bitcoins und seiner Stellung etablierten Anlageklassen gegenüber. Berechtigte Hoffnung auf den Titel „Geld des 21. Jahrhunderts“ darf sich die digitale Währung jedenfalls schon jetzt machen.

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