Kaum hat das System Ethereum seinen Hard Fork namens „Istanbul“ hinter sich, stehen bereits die Berichte über das nächste Ereignis dieser Art ins Haus. Im Januar 2020 soll auf Istanbul der weitere Hard Fork „Muir Glacier“ folgen und abermals weitere Optimierungen hinsichtlich der Transaktionszeiten bringen. Doch viele Laien fehlt im Zusammenhang mit dem Hard Fork am zweiten Dezemberwochenende das Verständnis dafür, um was es sich dabei eigentlich handelt und welche Konsequenzen der technologische Schritt für die Community hat. Die Aussicht auf einen deutlichen Anstieg der pro Sekunde abgewickelten Transaktionen innerhalb der Blockchain ist schliesslich nur eine Komponente. Diese aber sollten freilich nicht für die kommende Entwicklung und Bedeutung am Markt unterschätzt werden.

Was eigentlich ist ein Hard Fork?

Um zu begreifen, welche Chancen sich durch den Istanbul Hard Fork ergeben, braucht es das Verständnis für die Massnahme als solche. Hier folgt deshalb eine kurze Zusammenfassung zum Thema. Der Begriff „Fork“ steht für eine Verzweigung oder Gabelung im offenen Software-System, in diesem Fall im Universum von Ethereum. Vielfach sind verschiedene Meinungen unterschiedlicher Entwickler (-Teams) Ausgangspunkt für solche Gabelungen im System-Quellcode. Andere Gründe sind ebenfalls denkbar. Wie im aktuellen Fall der „Istanbuler Gabelung“. Die dezentrale Ausrichtung der Blockchain sorgt dafür, dass Entwicklungen innerhalb des Quellcodes vergleichsweise langsam vonstattengehen. Forks entstehen von ganz allein im Rahmen der Weiterentwicklung. Im Falle von Ethereum beispielsweise präsentierte sich vor längerem bereits mit Ethereum Classic ein solcher „Split“ im Netzwerk.

Hard Fork vs. Soft Fork – zwei Seiten einer Medaille

Neben „Soft Forks“ sind „Hard Forks“ die gängigsten „Gabeltypen“. Softe Gabelungen zeichnen sich durch Protokoll-Upgrades, die mit älteren, aber nicht neueren Programmversionen kompatibel sind. Neue Währungen entstehen nicht. Kommt es zu einem Hardforks, handelt es sich dabei um sogenannte „absolute Protokoll-Änderungen“, für die alle Mitglieder ihre verwendete Software aktualisieren müssen. Geschieht dies nicht flächendeckend, können im Ernstfall mehrere einzelne Ketten entstehen. Hier entfällt ausserdem die besagte Abwärtskompatibilität mit früheren Protokollversionen. Im Idealfall aktualisieren alle Miner im Netzwerk ihre Programme, sodass alles beim Alten bleibt – nur eben mit neuen Technologie-Rahmenbedingungen. Die geschieht am ehesten bei geplanten und gut begründeten Netzwerk-Upgrades.

Welchen Stellenwert hat der Ethereum Hard Fork Istanbul?

„Istanbul“ wird gerne auch als Version 3.3 bezeichnet. Eine Verbesserung ist unter anderem die deutliche Korrektur bei der Einbeziehung der Energiepreise vor dem Hintergrund der Opcode-Kosten. Zudem soll das System durch die technischen Änderungen besser gegen drohende systemische Ausfälle geschützt sein. Interessant ist ebenso, dass der vergangene Hard Fork dafür sorgen soll und wohl auch wird, dass die Systeme Ethereum und Zcash enger zusammen rücken und besser miteinander interagieren können. So entstehen durch Forks im Fall der Fälle also auch neue oder engere Bündnisse am Markt für Kryptowährungen.

Was bedeutet das Update der Software per Hard Fork für Ethereum?

An erster Stelle ist hierbei zu nennen, dass durch den Hard Fork als technische Aufwertung gleich mehrere positive Veränderungen erkennbar sind – natürlich in positiver Hinsicht, wie man es von einem solchen Schritt erwarten kann. Innerhalb des Ethereum Netzwerks steht ganz oben die nun vorhandene Option, das System durch eine neue Lösung mittels Second-Layer-Skalierung zu modifizieren. Das Ergebnis von „Istanbul“: Der Einbau dieser innovativen Lösung stellt Usern für die Zukunft eine TPS-Rate von 3.000 und mehr in Aussicht. TPS steht hier für „Transaktionen pro Sekunde“. Dies aber ist nur ein Aspekt. Mindesten ebenso wichtig für Ethereum-Nutzer sind fraglos die Informationen zu hohen Datenschutzstandards und einer zunehmenden Dezentralisierung von Bedeutung. Beide Punkte könnten Ethereum für unentschiedene Investoren noch interessanter werden lassen im Vergleich mit anderen Systemen wie Bitcoin oder Litecoin.

Neben der verbesserten „Interoperabilität“ zu Zcash sei letztlich noch erwähnt, dass die Entwickler die Einführung neuer Vertragsvarianten (Smart Contracts) mit innovativeren Funktionen ermöglichen wollen.

Entwickler hatten von Anfang an hohe Erwartungen

Urheber der Secon-Layer-Implementierung ist das Unternehmen Matter Labs. Selbiges erhielt von der Ethereum Foundation selbst zum Jahresbeginn 2019 durch ein Stipendium die Chance, die Entwicklungsarbeit aufzunehmen. Dabei setzt die Lösung auf den Ansatz eines Zero-Knowledge-Proofs. Das Resultat trägt den Namen „ZK Sync“ und ist die Grundlage für die gute Lösung beim Thema Datenschutz. Die Entwickler verliessen sich bei der Arbeit ausdrücklich auch auf die Erfahrungswerte von Nutzern. Diese Entscheidung war aus Expertensicht eine weise, was auch das Management von Matter Labs bestätigt. Das Ethereum-System muss auch nach dem Upgrade den technischen Anforderungen und Anwendungs-Wünschen der Mitglieder der Community gerecht werden, heisst es dort.

Transaktionen sollen nicht zuletzt sicherer werden

Ganz zu schweigen natürlich von der System-Fähigkeit, einen merklich höheren Durchsatz bei Transaktionen zu realisieren. Dabei muss in jedem Fall der dezentrale Aspekt gewahrt bleiben. Mit dem Hard Fork-Ansatz (wie auch aller wohl noch kommenden) soll Ethereums Massenkompatibilität vorangetrieben werden. In der Präsentation zum Hard Fork tauchten zusammenfassend folgende Kriterien auf:

  • vorbildliche Privatsphäre für Anwender
  • schnelle/kurze Ausführungszeiten bei Transaktionen
  • hohe Transaktionssicherheit
  • niedrige Transaktionskosten und sichere

Auch müssen Transaktionen natürlich reibungslos und ohne Verzögerungen abgewickelt werden. Der Ansatz ZK Sync soll durch den Hard Fork Istanbul eben diese Ansprüche bedienen. Die getätigten Transaktionen werden nun ausserhalb der Blockchain verwahrt, die Gelder im System indes werden durch Smart Contracts an die eigentliche Mainchain gebunden. Im Zuge der obligatorischen Überprüfung von Transaktionen sollen so zukünftig keine System-Schäden möglich sein; zugleich wird das Risiko minimiert, dass Cyberkriminelle Gelder entwenden können. Um Gelder zurückzuholen, braucht es nicht die Mitwirkung der involvierten Prüfer.

Ethereum soll Vorbild bei Transaktionsverarbeitung sein

Erklärtes Ziel des Istanbul-Hard Forks war und ist es am Ende vor allem, den oft in der Kritik stehenden „Staus“ im System den Kampf anzusagen. Nicht selten kam Unzufriedenheit auf, weil die Kosten aufgrund der hohen Blockchain-Auslastung teils drastisch gestiegen waren. Von diesen zwischenzeitlichen Problemen will sich Ethereum nun verabschieden. Dazu gehört in erster Linie die Erhöhung der besagten Transaktionmenge pro Sekunde. ETH-Gründer Vitalik Buterin etwa kritisierte selbst wiederholt die Tatsache, dass die Blockchain noch längst nicht die Grenzen ihres Potenzials erreicht habe.

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