Die Krypto-Börse Gate.io vertuscht bewusst einen Hack, der Schäden in Höhe von 230 Millionen US-Dollar verursacht hat? Das jedenfalls legen Informationen nahe, die auftauchen, nachdem sich das Unternehmen selbst als sichersten Krypto-Marktplatz bezeichnet.

Gate-Gründer Lin Han kommentiert die Sicherheit seiner Börse

Gate-Gründer Lin Han äussert sich jüngst auf Twitter. Er beschwört: Seine Krypto-Börse Gate.io gründete er mit der Absicht, seinen Kunden besonders hohe Sicherheit zu bieten. Seit 2019 legt man deshalb einen Schadensfonds an, der inzwischen einen Wert von 100 Millionen US-Dollar hat.

Ausserdem führt die Krypto-Börse seit 2020 regelmässige Auditierungen durch. Durch diese Prozesse prüfen unabhängige Geschäftspartner, ob die von den Kunden angelegten Kryptowährungen wirklich von Gate gehalten werden.

Nicht jeder Nutzer glaubt an die Eigenbezeichnung von Gate. In einem Abschnitt ihrer Webseite macht die Krypto-Börse Angaben zur eigenen Sicherheit. Dort nennt man sich selbst “die sicherste Krypto-Börse.”

Gate.io verliert 230 Millionen US-Dollar durch Hack

Der Entscheidung, die Auditierungen durchzuführen, ging jedoch ein ganz bestimmtes Ereignis im Jahr 2018 voraus: Ein Hack am 21. April lässt Coins von sieben Kryptowährungen im Wert von 230 Millionen US-Dollar verschwinden.

Betroffen sind vor allem Ethereum und Bitcoin, aber auch Zcash, Dogecoin, Ripple, Litecoin und Ethereum Classic.

gate hack 2018 verluste
Die 2018 von Gate verlorenen Kryptowährungen.

Aus Ermittlungen von US-Behörden geht hervor: Die nordkoreanische Lazarus Gruppe sei verantwortlich. Das US-amerikanische Justizministerium glaubt, dass Nordkorea die Herstellung von Massenvernichtungswaffen mit dem Diebesgut finanzieren möchte.

Zwar gibt es für diese These keine Beweise, doch ähnliche Vorgänge begleiten die Krypto-Szene über die Jahre bis in die heutige Zeit. Ein Fall um Tornado.Cash sorgte 2022 für grossen Wirbel. Erneut geht es dabei um Lazarus und die US-Justiz.

Ist die Sicherheit von Krypto-Börsen in einem kritischen Zustand? CoinPro wirft einen Blick auf aktuelle Transparenz und Sicherheitsmechanismen.

Gate.io vertuscht Hack

Blockchain-Analyst ZachXBT kritisiert die Selbstdarstellung von Gate.io. Er empfindet die fehlende Transparenz des Unternehmens als Schmach. So sei jenes darum bemüht, den Hack von 2018 zu vertuschen – offenbar um die eigene Reputation zu bewahren.

Ihr sprecht über die Bedeutung von Sicherheit, aber wie wäre es, wenn ihr endlich offenlegt, dass Gate am 21. April 2018 im Stillen von Nordkorea gehackt wurde und wie ihr dies aktiv vor Kunden und der Öffentlichkeit verborgen gehalten habt?

Schreibt der bekannte Analyst. Anschliessend fügt er an:

Niemand sollte euch irgendwas glauben, so wie dieses Chaos gehandhabt wurde.

Tatsächlich war Gate nur eine von vier Krypto-Börsen, die im Zuge einer grossangelegten Kampagne von Lazarus geknackt wurden. Drei weitere Handelsplattformen haben ihren Sitz in Südkorea. Gate unterhält sein Hauptquartier heute auf den Kaimaninseln, startete 2013 jedoch in China.

Die Tatsache, dass ausgerechnet eine chinesische Krypto-Börse einen mutmasslich nordkoreanischen Angriff vertuschen möchte, gibt weiteren Anlass für Spekulationen.

Gate selbst erklärt bis heute, dass die Kryptos aufgrund eines persönlichen Fehlers eines Mitarbeiters verloren gingen. Dieser habe durch seine Unvorsichtigkeit unbewusst Malware installiert.

In einer Anfrage von ZachXBT erklärt Gate:

Unsere Seite hat viele verschiedene Sicherheitsmechanismen, die von niemandem geknackt werden können.

Ausserdem beruft man sich auf eine sehr gute Bewertung durch Sicherheitsprüfer von CER. Dort erhält Gate aktuell aber nur die Wertung “A”, während die bestbewerteten Krypto-Börsen mit der Wertung “AAA” ausgestattet sind.

Ein bisschen ironisch, da sie diesen Hack vertuscht haben.

Kommentiert Zach die Antwort der Krypto-Börse.

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