Der Interessenverband Coin Center klagt gegen das US-Finanzministerium im Fall der Tornado.cash-Sanktionen. Die Köpfe der Institution halten den Vorgang für richtungsweisend. Er habe für das weitere Verhältnis zwischen den USA und Kryptowährungen enorme Bedeutung. Daher erklärt der Direktor sogar: Die Klage soll Krypto retten.

Coin Center verklagt US-Finanzministerium

Im August sanktioniert das US-Finanzministerium den Ethereum-Mixer Tornado.cash. Es ist das zweite Ereignis dieser Art und dennoch ein besonderer Einschnitt. Wenige Monate zuvor trafen den Bitcoin-Mixer Blender.io bereits Sanktionen.

Beiden Diensten wirft das US-Finanzministerium eine Verstrickung mit der nordkoreanischen Hackergruppe Lazarus vor. Diese erklärten US-Behörden bereits in mehreren Fällen von Krypto-Hacks für verantwortlich.

So soll der bislang verlustreichste Krypto-Hack überhaupt ein Werk der Lazarus Gruppe sein. Sie gilt weltweit als grösste Vereinigung ihrer Art. Um ihre Spuren zu verschleiern, verwendeten die Hacker anschliessend Krypto-Mixer wie Blender oder Tornado.cash.

So kamen die Dienste in den Fokus der US-Behörden. Bis dorthin lassen sich die Spuren der Angreifer zurückverfolgen, doch dann verliert sie sich. Für die Hacker bilden diese Dienste einen wichtigen Punkt.

Durch die erfolgreiche Nutzung der Krypto-Mixer konnte Lazarus in den meisten Fällen ungesehen mit den gestohlenen Kryptowährungen verschwinden. Erst einmal gelang es, einen Teil der Gelder zu verfolgen und wiederherzustellen.

Nun erhebt der Blockchain-Interessenverband Coin Center Anklage gegen das US-Finanzministerium. Dessen Abteilung OFAC habe geltende Gesetze gebrochen. Laut Einschätzung der Institution ist der Ausgang der Klage richtungsweisend.

Darum sind die Tornado.cash-Sanktionen eine Zäsur

Im Fall um Tornado.cash gab es bisher einige neue Nachrichten und Wendungen. CoinPro berichtet über die vergangenen zwei Monate ausführlich über den Vorfall. Ein Entwickler verbleibt seit bisher anderthalb Monaten in polizeilicher Verwahrung.

Zwar ist das Prinzip von Tornado.cash und dem ehemaligen Bitcoin-Kollegen Blender.io ähnlich, ihre Funktionsweise könnte hingegen nicht unterschiedlicher sein. Blender funktioniert wie ein privates Unternehmen.

Der Entwickler hielt die Bitcoin seiner Kunden in persönlicher Verwahrung und sorgte als Pool unterschiedlichster Nutzer so für mehr Privatsphäre. Tornado.cash ist hingegen eine dApp, die auf einem Smart Contract basiert. Als solche ist sie neutral und automatisiert.

Die US-Sanktionen betreffen damit also ein quelloffenes Protokoll, das über eine dezentrale Blockchain läuft. Es gibt kein zentrales Unternehmen, sondern nur eine DAO. Jedem Nutzer steht ein Gebrauch ungeachtet seiner Identität offen.

So lauten die Vorwürfe gegen das US-Finanzministerium

Jerry Brito, Direktor von Coin Center, verkündet jüngst, dass die Klage gegen das US-Finanzministerium eingereicht ist. Mehrere Einzelkläger schliessen sich dieser an. Aus einer Pressemitteilung gehen Details zum Rechtsstreit hervor.

Das OFAC ist nicht befugt, einen Smart Contract zu sanktionieren, und die Amerikaner haben ein Recht auf die Nutzung von Datenschutz-Tools.

So lautet die Zusammenfassung des Interessenverbandes. Konkret wirft man dem US-Finanzministerium und dessen OFAC folgende vier Punkte vor:

Erstens: Das OFAC hat keine Befugnis, Tornado.cash überhaupt zu sanktionieren. Aus dem International Emergency Economic Powers Act geht hervor, dass nur Einrichtungen Ziel von Wirtschaftssanktionen sein dürfen, die mehrheitlich ausländischen Personen gehören.

Hinter dem Mixer steht jedoch überhaupt kein Unternehmen. Ausserdem finde keine sanktionierbare Transaktion statt, da die Gelder des Halters permanent unter dessen Kontrolle bleiben.

Zweitens: Es besteht keine Autorität seitens der OFAC, um die erlassenen Sanktionen überhaupt durchzusetzen. Drittens: Das Vermögen unschuldiger US-Amerikaner wird unnötig eingeschränkt.

Viertens: Die Vereinigungsfreiheit wird eingeschränkt, da US-Amerikaner gezwungen sind, sämtliche Zahlungen auf einer transparenten Blockchain zu tätigen. Anonyme Spenden sind so etwa kaum mehr machbar.

Tornado.cash-Sanktionen sollen gestoppt werden

Gewinnt Coin Center den Rechtsstreit, so werden sämtliche Sanktionen gegen den ETH-Mixer gestoppt, erklärt die Institution. Das hält Direktor Brito durchaus für realistisch. Zusätzlich erklärt man die Bereitschaft, jegliche juristische Instanzen zu durchschreiten.

Privatsphäre ist normal, und wenn wir unseren Prozess gewinnen, wird die Nutzung von Tornado Cash wieder normal sein.

Schliesst Coin Center seinen Blogeintrag ab. Generell sei der Ausgang für den Umgang der USA mit Kryptowährungen entscheidend. Erhalten die Sanktionen eine juristische Legitimierung, seien gleichsam Sanktionen gegen ganze Kryptowährungen und ihr Netzwerk denkbar.

Dies könnte dann etwa generell Ethereum betreffen oder andere Kryptos wie den Bitcoin. Dafür müssten diese nur in staatliche Ungnade fallen – nur sind Behörden und Kryptowährungen meist ohnehin keine grossen Freunde.

Zwar sind drastische Massnahmen nicht oder nur durch enormen Aufwand denkbar, geringere Einschränkungen jedoch leicht durchzuführen.

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