Vor einiger Zeit berichteten die Medien über Rekordsummen, die das renommierte Auktionshaus Christie’s durch den Verkauf eines digitalen Werk des Künstlers „Beeple“ eingenommen hatte. Es handelte es sich dabei um Kunst auf Basis eines non-fungiblen Token. Mehr als 69 Millionen Millionen Dollar erzielte das Kunstwerk. In den sogenannten Mainstream-Medien wurde eifrig über diese Entwicklungen berichtet. Für viele war dies der endgültige Beweis, dass die Brücke zwischen der Kryptowelt und der realen Welt zunehmend geschlossen wird. Dabei gibt es mit Fan-Token schon seit einer ganzen Weile ein Beispiel dafür, welche Anwendungsmöglichkeiten es abseits des Kryptoversums für Coins und Token geben kann. Mittlerweile setzt eine ganze Reihe Fussballclubs auf diesen spannenden Ansatz der Fan-Bindung mit Mehrwert für Vereine und Anhänger gleichermassen.

Grund genug, diesem Thema einen eigenen Artikel mit Blick auf die Chancen und das Potenzial zu bieten. Allerdings gilt auch hier die Regel: Wo Licht ist, ist auch Schatten. So gab es immer wieder auch Kritik, dass vor allem die Anbieter von Fan-Token von den Entwicklungen profitieren. Welche Technik also steckt hinter den Token und wie schnell entfaltet sich der Sektor innerhalb der Kryptobranche?

Zahl der an Kryptobörsen handelbaren Fan-Token steigt

Die Krypto-Analys-Plattform Coinmarketcap widmet Fan-Token bereits einen eigenen Bereich, der (Stand: 04/2021) fast 20 verschiedene Token mehr oder minder grosser Vereine umfasst. Vertreten sind hier so bekannte Namen wie Galatasaray Istanbul (GAL-Token), FC Barcelona (Fan Token BAR) und nicht zuletzt Paris St. Germains gleichnamiger Paris Saint-Germanin Fan Token (PSG). Der Pariser Erfolgsverein gilt vielen Beobachtern .als Vorreiter der Branche. Der französische Club hatte schon Ende 2018 seine Zusammenarbeit mit der Plattform Socios bekannt gegeben, die inzwischen mit verschiedenen Vereinen kooperiert, um Fan-Token zu entwickeln und an den Markt bzw. die Fans zu bringen.

Insights: Wie unterscheiden sich Token von Coins?

Digitale Bindung alter und neuer Fans durch Club-Token

Hinter dem Begriff Fan-Token verbirgt sich im Grunde nichts anderes als eine Art digitales Guthaben – allerdings mit gewissen Vorzügen, die beim normalen Handel mit digitalen Währungen nicht erkennbar. Inhaber der Coins können ihre Token nämlich für verschiedene Zwecke nutzen. Je nach Ausgestaltung des Anwendungsbereiche können dies beispielsweise sein:

  • der Eintausch von Token gegen gegen Fanartikel
  • Erwerb von (VIP-) Tickets
  • Anrecht auf Zugang zu speziellen Events
  • Mitspracherecht im Rahmen (digitaler) Mitgliedersammlungen und Abstimmungen
  • Verteilung unterschiedlicher Belohnungen durch Vereine an Token-Inhaber

Was den optionalen Tausch der Fan-Token gegen bestimmte Leistungen angeht, funktionieren sie als ähnlich wie „normale“ Kryptowährungen, die als Tauschmittel am Markt einsetzbar sind. Die vollmundigen Versprechungen vieler Vereine wecken grosses Interesse bei Fans.

Fan-Token bald nicht nur im Fussball ein Thema

Juventus Turin-Fans erhielten nach dem Token-Kauf die Gelegenheit mitzubestimmen, welcher Song als Hymne nach einem Tor ihres Teams erklingt. Die teils sehr eindrucksvollen Erfolge im Zusammenhang mit der Token-Ausgabe im Bereich des Fussballs rufen auch andere Sportakteure auf den Plan. Auch aus dem Umfeld der riesigen „Geldmaschinerie“ Formel 1 gab es zuletzt Berichte über mögliche Pläne zu Fan-Token. Angesichts hoher Token-Preise war es wohl nur eine Frage der Zeit. Der FC Barcelona nahm durch die Ausgabe eines eigenen Token in nur zwei Stunden bei einem Token-Preis jenseits der Marke von 40 US-Dollar eine siebenstellige Summe ein. Schnell verdientes Geld, oder?

Ein Ziel vieler Herausgeber:

→ Fans mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung geben!

Teams der Formel 1 könnten wie Fussballclubs vielfältige Möglichkeiten haben, um Fans einzubinden. Wie sollen Fahrzeuge aussehen, wie sollten Fahrer zukünftig gekleidet sein? Freilich loben Befürworter in höchsten Tönen die Chancen der Token; schliesslich könnten Fans auf diesem Wege weit mehr Einfluss nehmen, als dies etwa wie bisher über Soziale Medien wie Facebook möglich ist. Anbieter und Plattformbetreiber betonen: Wer einen Fan-Token besitzt, kann sich aktiv einbringen. Ganz gleich, ob ich einen Token oder viele habe. Dass insbesondere der Bereich „E-Sports“ enormes Potenzial hat, versteht sich von selbst. Denn hier sind digitalen Währungen per se aus technischen Gründen Tür und Tor geöffnet. Ebenso im Bereich Online-Gaming, in den Kryptowährungen ohnehin eine immer grössere Rolle als Zahlungsmittel spielen. Warum also nicht auch Fan-Token starten? Und so wird vermutlich manch andere Branche bereits in den Startlöchern stehen.

Technologische Aspekte bei der Verbreitung von Fan-Token

Ein wichtiger Aspekt sind beim Thema FAN-Token die technischen Aspekte. Zu einem der führenden Anbieter für die Emission der digitalen Münzen hat sich das Unternehmen Chiliz entwickelt. Der Dienstleister nannte für das Jahr 2020 Umsätze in Höhe von umgerechnet über 25 Millionen für seine Token-Partner aus der Welt des Sports. Für die Ausgabe der FTOs – also der Fan Token Offerings – hat die Firma gleich zwei wichtige technologische Grundsteine gelegt. Auf der einen Seite hat Chiliz eigens eine spezielle Blockchain entwickelt, die als Basis der schnellen und fairen Verteilung im Rahmen der Offerings dient. Diese Blockchain erlaubt es Fans weltweit, sich an Aktionen zu beteiligen. Hinzukommt eine spezielle Börse (Exchange), die sich gezielt um den Kauf und Verkauf von Fan-Token kümmert.

  • chiliz
  • Chiliz
    (CHZ)
  • Preis
    $0.148
  • Marktkapitalisierung
    $1.31 B

Chiliz kaufen

Mit an Bord ist in diesem Fall unter anderem die international erfolgreiche Börse Binance. Denn eine Vielzahl der bereits lancierten Fan-Token sind auf dieser handelbar. Technologisch erfolgt die Verbreitung bereits verfügbarer und zukünftiger Vereins-Token sowie der Pendants aus anderen Sportbereichen in ähnlicher Weise wie klassische Kryptowährungen, die Blockchain-basiert an Kryptobörsen gehandelt werden.

Börsen freuen sich über positiven Werbeeffekt durch Fan-Token

Am Konzept der „kommenden Generation der Fan-Vereins-Beziehung“ gibt es aber eben auch Kritik. Eben, weil vor allem die Vereine vermeintlich profitieren könnten, während sich der Nutzen für Anhänger mitunter in Grenzen halte – so jedenfalls die Skeptiker. Die zweite Gruppe der Profiteure sind im Übrigen die Börsen, die als Partner der Token-Herausgeber auftreten. Natürlich verdienen sie auf der einen Seite an Handelsgebühren beim Kauf. Zudem gewinnen sie Daten zufolge aber auch etliche neue Kunden, die am Ende eben nicht nur Fan-Token erwerben. Eine Win-Win-Win-Situation möchte man meinen. Gegner sehen Fan-Token indes eher als cleveren Werbe-Schachzug mit hoher Umsatzgarantie. Nicht alle Experten sind der Meinung, dass die versprochene weitreichende Teilhabe an den Geschicken des Lieblingsvereins garantiert ist. Fans ohne ausreichendes technisches Wissen könnten auf der Strecke bleiben, wenn sie sich mit Blockchain und Co. nicht auskennen. Social-Media-Portale hingegen weiss heute fast jeder Fan zu nutzen.

Auch stellt sich manches Clubmitglied wohl die Frage, warum man zusätzlich zum Jahresbeitrag noch Token kaufen sollte, um über das neue Trikot oder andere Aspekte mitbestimmen zu können. Was jedoch richtig ist: In der Pandemie hat sich gezeigt, dass neue digitale Wege der Mitbestimmung nötig sind. Und die oben genannten Anwendungsfälle sind letztlich nur der Anfang. Hier ist Kreativität gefragt, um Fan-Token für potentielle Anwender noch reizvoller zu machen.

Früher Kauf konnte Token-Inhabern stattliche Gewinne bringen

Wer die teils hohen Ausgabekurse mancher Fan-Token kritisiert, darf natürlich mancherorts positiven Entwicklungen nicht aussen vor lassen. Wir weisen in diesem Zusammenhang nochmals auf Barcelonas BAR-Token hin. Wer rechtzeitig einstieg und ausreichend viele Token erwarb, könnte sein Vermögen enorm steigern. Die Volatilität der Token als Gegenargument anzuführen, ist den Club-Währungen gegenüber im Grunde nur bedingt fair. Immerhin sollten sich Einsteiger des Risikos starker Kursschwankungen bewusst sein – ungeachtet des Bereichs der Kryptowelt, für den sie sich entscheiden. Jeder Anleger sollte die Gefahren seiner Investments kennen. Weshalb sollte dies im Falle der Fan-Token anders sein. Selbstverständlich können auch die Kurse dieser Währungen einbrechen. Das Worst-Case-Szenario: Meine Token sind fast nichts mehr wert, sodass ich nur nur noch von den diversen Fan-bezogene Aktionen, aber nicht von Kursgewinnen profitiere. Dabei ist es unerheblich, ob Fans anfangs gar nicht an die wirtschaftlichen Chancen gedacht haben und schlicht Teil der digitalen Fangemeinde werden wollten.

Clubs selbst können durch Begrenzungen der Mengen natürlich Begehrlichkeiten schaffen – jedoch ist dies im Falle der Fan-Token ein mögliches weiteres Problem. Denn weitere Fans, die keine digitalen Münzen durch Emissionen erhalten, sind von der Teilhabe in der virtuellen Welt ausgeschlossen. Wie gerecht können solche Ansätze also sein? Genau dieser Knackpunkt ist für manchen Verein denn bisher auch der Grund für die mitunter ungewohnte Zurückhaltung. In Deutschland diskutierten die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund den Ansatz für vermeintlich mehr Fan-Mitspracherechte zwar. Vorerst aber entschied man sich gegen ein eigenes Token-Projekt, obwohl bereits eine sogenannte Beta-Testphase in Gang gesetzt worden war. Insbesondere aus dem Umfeld der sogenannten „Ultras“, also der besonders engagierten Fangruppen gab es Gegenwind und Forderungen nach einem schnellen Ende des Vorhabens. Die Kritik zielte vor allem auf die immer umfangreicheren Marketingmassnahmen des Traditionsvereins ab.

Auch viele andere Fans sprachen sich dagegen aus. Wirklich überraschend ist dies aus einem Grund nicht. Viele BVB-Fans verloren vor Jahren viel Geld durch den Börsengang des Vereins. Das Management lenkte ein und nahm sich der Kritik von Fanseite an. Übrigens: Der deutsche Rekordmeister Bayern München verzichtet bisher ebenfalls auf einen Token, lobte aber wiederholt die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie.

Experten nennen Vor- und Nachteile von FAN-Token

Wirtschaftsexperten sehen Token zwar durchaus als Chance für die Welt des Sports. Das Hauptproblem aber könnte die ungleiche Verteilung des Einflusses sein. Ein Credo der Zukunft könnte lauten: Wer mehr Fan-Token besitzt, wird zum Fan erster Klasse. Und könnte in stärkerem Masse mitbestimmen als jene Anhänger, die sich nur wenige Token leisten können oder wollen. Zudem würden Token wohl vor allem jene Vereinen nützen, die weltweit eine grosse Fangemeinde vorweisen können. Sie könnten ihre Kriegskassen mit vergleichsweise geringem Aufwand extrem schnell füllen, um neue Spieler zu verpflichten und die Konkurrenz mit weniger internationaler Fan-Bindung massiv unter Druck setzen. Die sowieso erkennbare Wettbewerbsverzerrung in vielen Ligen könnte so noch dramatischer werden. Der Punkt der Mengen-abhängigen Mitspracherechte wiederum könnte die Fankultur darüber hinaus eher nachteilig verändern. Auch, wenn Herausgeber dies aus naheliegenden Gründen nach aussen gerne etwas anders darstellen.

Einflussnahme vor allem durch Investoren als durch Fans?

Kapitalstarke Investoren könnten also dafür sorgen, dass sie die Vereins-Geschicke stärker prägen als die Masse der treuen Fans, deren Stimme bei Mitgliederversammlungen bisher das gleiche Gewicht hatte. Die oft kritisierte fehlende Gerechtigkeit bei der Mitbestimmung droht Kritikern zufolge durch Fan-Token schneller voranzuschreiten. Überzeugte Fans, die sich schon jetzt für die Welt digitaler Währungen begeistern, sind solche Bedenken vermutlich wenig aussagekräftig. Bei aller Kritik zeigen Berichte über Überlegungen in immer mehr Bereichen des Sportsektors aber immerhin, dass sich Clubs und Akteure durch Token-Ausgaben und Partnerschaften mit Krypto-Firmen dem schnell wachsendem Bereich öffnen. Und welche neue Technologie zeichnet sich schon allein durch Vorteile aus? Die Frage ist also weniger, ob Fan-Token sinnvoll sind, sondern wie, wie sie fair und transparent eingesetzt werden können.

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