In Bitcoin investieren: Bitcoin kaufen und verkaufen wird von vielen immer noch mit viel Mühe, Aufwand und technischem Know How verbunden. Dass es immer noch vergleichsweise kompliziert ist, in Bitcoin zu investieren, liegt vor allem an den Faktoren Technologie, Recht und Mensch. Die gute Nachricht: Es wird definitiv einfacher werden!

Die meisten Leute, auch jene, die sich nicht bewusst mit neu aufkommenden Technologien beschäftigen, kennen mittlerweile Bitcoin und seine Vorzüge. Viele von ihnen würden auch gerne versuchsweise einen kleinen Geldbetrag in diese digitale Anlage investieren. Für «Normalsterbliche» ist das Kaufen und Verkaufen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen aber nach wie vor ein mühsames Unterfangen, welches mehrere Tage und viel Nerven kostet. Einen seriösen Anbieter finden, ein Konto anlegen, sich verifizieren lassen (persönliche Daten eingeben, Wohnsitzbestätigung und ID-Kopie hochladen, einen Video-Call durchführen), Geld überweisen, Geld in Bitcoin wechseln, Wallet anlegen, Private Key sichern, Bitcoin auf die Wallet überweisen. Für die Mehrheit der Menschen ist das zu viel Aufwand, nur um dieses etwas verwirrende aber doch faszinierende Ding namens Bitcoin auszuprobieren.

In Bitcoin investieren – Warum ist das Ganze immer noch so kompliziert?

Bitcoin ist doch schon über 10 Jahre alt und seit dem grossen Boom 2017 auch in der breiten Gesellschaft angelangt. Darüber hinaus sollte die digitale Währung doch aufgrund seiner dezentralen Natur den Umgang mit Geld vereinfachen, wie das Internet den Umgang mit Informationen vereinfacht hat. Bitcoin erlaubt es jedem Menschen Geld zu halten, zu empfangen und zu senden, und das alles ohne jegliche Drittpartei. Die Krux liegt, wie so oft, im Übergang von der alten zur neuen Welt. Das alte Geld (CHF, EUR, USD) muss ja irgendwie gegen das neue Geld (BTC) getauscht werden. Hier gibt es nun verschiedene Reibungspunkte, welche diesen Prozess erschweren und in der Folge das Investieren in Bitcoin anstrengend machen.

Faktor Technologie

Bitcoin ist eine neuartige Technologie, die noch in den Kinderschuhen steckt. Das traditionelle Bankensystem mit Bitcoin zu vergleichen ist wie eine traditionelle Bibliothek mit Wikipedia zu vergleichen. Das eine System existiert seit Jahrhunderten und hat sich über Generationen bewährt, das andere wurde in den letzten 20 Jahren erfunden und ist noch im Wandel, geniesst noch wenig Vertrauen, ist technisch aber vielfach überlegen. Wie beim Digitalisieren von Büchern fällt auch beim Wechsel von altem zu neuem Geld ein eher umständlicher technischer Prozess an. Geld muss vom Bankkonto auf eine Wechselbörse gelangen, dort gegen Bitcoin getauscht werden, und dieses muss dann wieder auf eine vom Nutzer kontrollierte Wallet gesendet werden. Dieser Vorgang ermöglicht den Einstieg vom alten ins neue Finanzsystem, ist aber aktuell noch nicht sehr benutzerfreundlich gelöst und mit einigem Aufwand verbunden. Durch innovative neue Lösungen wird dieser Prozess aber laufend verbessert.

Von Kritikern wird an diesem Punkt auch gerne hinterfragt, wofür es sich denn lohnt diesen Aufwand überhaupt zu betreiben. Das Bitcoin Netzwerk könne ja viel weniger Transaktionen pro Sekunde verarbeiten als Banken und Kreditkarten, und sei deshalb technisch dem traditionellen Finanzsystem unterlegen. Diese und weitere Kritikpunkte sind berechtigt und machen es aus Nutzersicht aktuell noch etwas mühsam, Bitcoin zu benutzen, da Transaktionen nur relativ langsam und vergleichsweise ineffizient durchgeführt werden können. Dass das Grundkonzept dieses rein digitalen, globalen und dezentralen Finanzsystems aber um ein Vielfaches leistungsfähiger ist und das traditionelle Bankensystem nach einigen weiteren Jahren der Entwicklung wie ein altes Gebäude voller Bücher aussehen lassen wird, darüber bestehen unter Experten keine Zweifel. Die Musikqualität der ersten MP3-Player war ebenfalls schlechter als diese von CDs und entsprechend glaubte die Mehrheit, dass sich diese neue Technologie nie durchsetzen wird. Heute hören nur noch die wenigsten Musik mit ihrem Discman. Technologische Entwicklung schreitet häufig exponentiell voran, und was heute noch schwierig zu benutzen ist, wird übermorgen einfacher und besser sein als die alten gewohnten Systeme.

Faktor: Recht

Wer heute eine Investition tätigt oder überhaupt Geld transferiert, geht davon aus, dass bei dieser Transaktion eine Bank im Spiel ist. Das Geld der meisten Menschen ist genau genommen nicht in deren eigenem Besitz, sondern sie vertrauen es ihrer Bank für die sichere Aufbewahrung und für das Durchführen von Zahlungen an. Es gibt auch im Bitcoin Zeitalter noch gute Gründe dafür, diese Dienstleistung einer Bank in Anspruch zu nehmen, sie ist aber nicht mehr alternativlos. Banken haben mit dieser Aufgabe eine grosse Verantwortung und werden entsprechend streng reguliert, schliesslich hantieren sie mit unserem Ersparten. Sie brauchen eine Bankenlizenz, unterliegen strengen Eigenkapitalvorschriften und müssen akribisch nachweisen, mit wem bzw. für wen sie welche Transaktionen getätigt haben. Diese Gesetze gelten nun auch für meisten Bitcoin Verkaufsstellen, da sie von Kunden Geld annehmen und für sie Handel betreiben. Aus Nutzersicht bedeutet dies ein meist langer und aufwändiger Onboarding Prozess, in dem persönliche Daten angegeben und geprüft werden müssen, ähnlich wie beim Eröffnen eines Bankkontos. Wie Cash kann Bitcoin aber auch ganz selbständig vom Nutzer kontrolliert werden. Man braucht dazu weder ein Bankkonto noch muss man sich bei einem Drittanbieter verifizieren lassen, um dieses digitale Asset handeln und verwahren zu können. Wenn Bitcoin also richtig gehandhabt wird, kann es auch regulatorisch viel einfacher werden, es zu benutzen, da man dafür nicht gezwungen ist, sich mit einer von der Finanzmarktaufsicht regulierten Institution auseinanderzusetzen.

Faktor: Mensch

Bitcoin wurde von Programmierern, Ingenieuren und Tech-Nerds erfunden und über die ersten Jahre seiner Existenz gefördert. Deshalb erstaunt es nicht, dass die Mehrheit der Produkte und Dienstleistungen, die heute in der Bitcoin-Ökonomie angeboten werden, eher system- und nicht benutzerorientiert aufgebaut sind. Ein Ingenieur baut eine Bitcoin App, bzw. den entsprechenden Kauf- und Verkaufsprozess, anders auf als ein Psychologe. Der Ingenieur optimiert auf Leistungsfähigkeit des Systems, während der Psychologe die Benutzerfreundlichkeit priorisiert. Die meisten der heute vorhandenen Bitcoin Investment Services sind also, weil von Ingenieuren entwickelt, sehr leistungsfähig und technologisch fortgeschritten, dafür aber kompliziert und für den Alltagsnutzer unbrauchbar. Erst in den letzten 2-3 Jahren kamen die Bäcker, Lehrer und Apotheker dazu, die ebenfalls in diese neue Finanzwelt einsteigen möchten. Der Markt verändert sich, und es braucht eine neue Generation von Produktentwicklern, die den Alltagsbenutzer mehr in den Vordergrund stellen, damit das Investieren in Bitcoin einfacher wird.

In Bitcoin investieren: Wird es in Zukunft einfacher werden?

Die Verbreitung von Bitcoin schreitet rasch voran. Um das «digitale Gold» mit einer Marktkapitalisierung von über 150 Mrd CHF bildet sich eine grosse Industrie und neue innovative Anbieter stürmen den Markt mit einem gemeinsamen Ziel: Den Zugang zu Bitcoin massentauglich machen. Da immer mehr Geld und Talent in die Erreichung dieses Ziels fliesst, ist damit zu rechnen, dass es bereits in naher Zukunft sogar für Mutter und Grossmutter einfach möglich sein wird, in Bitcoin zu investieren. Während man sich früher manuell via Modem ins Internet einwählen musste (und dabei dann nicht gleichzeitig telefonieren konnte), schreiben heute die meisten Rentner mit links Emails und Facebook Kommentare. Mit Bitcoin stehen wir noch am Anfang dieser Entwicklung. Glücklicherweise müssen Menschen Dinge wie das Internet (oder auch iPhones, Kreditkarten, Autos) nicht bis ins Detail verstehen, um es nutzen zu können. Auch Bitcoin wird früher oder später an diesem Punkt angelangen, an dem die Mehrheit grundsätzlich versteht, warum es nützlich ist, und es auch ganz einfach benutzen können und in Bitcoin investieren.

Bild von Relai.ch

Als Jungunternehmer und Berater im Bereich Crypto Finance setzt sich Julian Liniger für die Zusammenführung der traditionellen und der Crypto-Finanzwelt ein. Mit seiner Firma Bravis berät und trainiert er Finanzdienstleister in den Bereichen Crypto Assets & Blockchain. Mit dem Startup Relai arbeitet er an der schweizweit einfachsten Bitcoin Investment App. Julian beschäftigt sich seit 2015 mit dieser Thematik und ist im Crypto Valley fest verankert.

 

Mehr Insights und Wissen zu Bitcoin

Jetzt Beitrag teilen