Das Lightning Network ist eine Layer-2 Lösung für Bitcoin. Als solche soll es vor allem über eine deutlich bessere Skalierbarkeit verfügen als das Mainnet, doch auch für die Privatsphäre der Nutzer ist das P2P-Netzwerk ein Segen. Gefährden neue Funktionen dessen Vertraulichkeit oder sind sie dieser sogar förderlich?

Node-Client Thunderhub bringt Transparenz zu Lightning

Das verantwortliche Unternehmen trägt den Namen Amboss Inc. und öffnete seine Pforten 2021. Es konzentriert sich auf Produkte rund um das Ökosystem des Lightning Networks. Im April startete man bereits einen Marktplatz namens Magma.

Auch dieser ist für das Lightning Network erschaffen. Das Peer-to-Peer Netzwerk, welches verkürzt auch LN genannt wird, beruht auf Verbindungen einzelner Nodes zueinander – den sogenannten Channels. Damit Zahlungen vom Sender zum Empfänger gelangen können, braucht es jene.

Magma soll Nutzern darlegen, welche Channels an welcher Stelle benötigt werden. Das Prinzip hängt natürlich wesentlich von Informationen ab – ein Element, in welches sich Amboss vertiefen möchte.

Deshalb kündigt das Unternehmen kürzlich eine neue Funktion für den Node-Client Thunderhub an. Ab Version 0.13.16 ist dort das Balance Reporting (Deutsch: Bilanzbericht) möglich.

Die Betreiber der Nodes können so freiwillig Informationen über die Geldflüsse an Amboss weitergegeben, die über ihren jeweiligen Netzknoten laufen. Da der Quellcode für diese Funktion offen ist, kann sie in weitere Node-Manager eingefügt werden.

Lightning Network: Ein Ersatz für Privacy Coins?

Enthusiasten gilt das Lightning Network als verheissungsvollstes Protokoll innerhalb des Bitcoin-Ökosystems. Befürworter hoffen, dass es Bitcoins Zukunft als effektives Zahlungsmittel sichert.

Oft wird beschworen, dass es Privacy Coins verdrängen könne. Im Gegensatz zum Bitcoin-Mainnet ist hier nicht jede Transaktion öffentlich zu sehen. Nur die beteiligten Nodes haben Kenntnis über die Geldsendungen. Lediglich beim Öffnen oder Schliessen eines Channels schreibt Lightning Informationen auf die Bitcoin-Blockchain.

Fakt ist: LN gelang es bisher nicht, wirklich mit den Privacy Coins zu konkurrieren. Auf sensiblen Marktplätzen ist Monero die aktuell am stärksten vertretene Kryptowährung.

Die neuen, freiwilligen Bilanzberichte, die Amboss ermöglicht, könnten den Status quo stützen. Das Unternehmen sieht sich jedoch eher in der Rolle eines Befreiers. In einer Pressemitteilung erklärt man den Balance Report zu einer besseren Alternative gegenüber dem Probing:

Beim Probing, einer absichtlich scheiternden Zahlung, werden private Informationen über das Guthaben der Channels ohne Zustimmung preisgegeben. Es ist in gewisser Weise ein Angriff auf die Privatsphäre der Nodes. Trotzdem wird es im gesamten Netzwerk ausgiebig genutzt, um kritische Funktionen bereitzustellen.

Der Vorgang, den man ins Deutsche mit dem Wort Sondierung übersetzt, sorgt dafür, dass Channels über möglichst ausgeglichene Gelder verfügen, um die Funktion von Zahlungen sicherzustellen.

Mehr Freiheit dank Thunderhub?

Die Idee der von Amboss entwickelten Funktionen, die über Thunderhub verfügbar sind, ist ganz simpel: Stellen teilnehmende Nodes ihre monetären Informationen freiwillig zur Verfügung, ist eine Sondierungszahlung nicht mehr nötig. Dadurch sinkt auch die Gefahr, Gelder durch die Beschlagnahme des Gegenübers zu verlieren.

Generell will man den Nutzern mehr Freiheit bieten. So lässt man ihnen die Entscheidung offen, ob die Geldbeträge der Nodes nur an Amboss übertragen werden, die Gewichtung in Prozenten oder der exakte Betrag sogar in absoluten Zahlen öffentlich geteilt wird

Wir entwickeln Werkzeuge, die den Betreibern von Nodes helfen, gute Entscheidungen durch Einblicke zu treffen. Am besten können wir helfen, wenn die Nutzer ihre Geldbeträge ehrlich mitteilen. Wenn wir einen guten Einblick geben können, steigt die Detailtreue der Netzwerkdaten und ist damit wertvoller für die Diagnose und Lösung von Netzwerkproblemen.

Erklärt Amboss. Ob diese Funktion der Privatsphäre also letztlich hinderlich oder förderlich ist, lässt sich noch nicht abschliessend erkennen. Da die Nutzung auf freiwilliger Basis beruht, hängt die Effektivität ohnehin massgeblich von der individuellen Entscheidung der Node-Betreiber ab.

Allerdings gilt zu beachten, dass an Amboss verschickte Daten bereits problematisch werden könnten, ohne dass diese freiwillig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Auf der eigenen Webseite erfasst Amboss bereits eine Vielzahl an Daten.

Dort kennt man rund 17.000 Nodes und fast 82.000 Channels. Das höchste Guthaben liegt bei 14 Bitcoin und der tiefste Wert bei 1.100 Satoshis.

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