„Bitcoin ist tot“, „Kryptowährungen haben keine Zukunft“ oder „Bitcoin versagt als Inflationsschutz“ – die Liste der Schlagzeilen ist lang, wenn es darum geht, den Kryptowährungsmarkt als gescheitert zu betiteln. Die Webseite 99bitcoin.com zählt seit Veröffentlichung des Bitcoins allein im englischsprachigen Raum über die Jahre mehr als 400 Meldungen darüber, dass Bitcoin bereits gescheitert sei. Währenddessen steigen die Inflationsraten nahezu weltweit. In den USA erreichte die Inflation mit 8,5 % zuletzt im März ein Rekordniveau – in Deutschland rangiert die Inflationsrate mittlerweile bei 7,4 %. Bitcoin soll dabei doch „digitales Gold“ sein und Investoren vor eben dieser Inflation schützen. Im letzten halben Jahr hat BTC allerdings mehr als 55 % seines Wertes eingebüsst. Kann Bitcoin Investoren vor der Inflation schützen? Oder scheitert Bitcoin in dieser Funktion wirklich?

Bitcoin als Inflationsschutz – Ein Blick auf den Zeithorizont

Bitcoin ist im Frühjahr 2009 veröffentlicht worden, bereits im Oktober 2008 ging das Whitepaper online. Die Weltwirtschaftskrise ab 2008 zeigte die Schwächen des Finanzsystems deutlich auf. Die Vision von Satoshi Nakamoto war das Kreieren einer zensurresistenten Weltwährung. Bisher ist der US-Dollar die Leitwährung – mit allen Stärken und Schwächen für den Rest der Welt. Der einzelne Bürger hat allerdings keine echte Möglichkeit, um nachzuvollziehen, was intern wirklich passiert. Jahrelang wurde die Geldmenge rasant erhöht. Jede Zentralbank der Welt kontrolliert die eigene Währung und kann diese beliebig verwalten. Durch die lockere Geldpolitik der letzten Jahre wurde noch einmal deutlich, in welche Richtung sich der Wertverlust von Fiatwährungen im Laufe der Zeit entwickeln wird.

Bitcoin Kurs seit November 2021 drastisch gesunken

Für diejenigen, die auf den Bitcoin-Kurs seit November 2021 blicken, dürfte die Sachlage klar sein: Bitcoin versagt und ist tot.

Bitcoin Kurs seit November 2021
Bitcoin Kurs seit November 2021

Immer wieder werden Vergleiche mit der Dotcom-Blase gezogen. Dass aus der Dotcom-Blase dennoch Unternehmen hervorgegangen sind, die bis heute profitabel wirtschaften, vergessen viele. Unternehmen wie die Deutsche Telekom AG notieren immer noch unter dem Börsenwert von damals. Das bedeutet allerdings nicht, dass diejenigen, die damals investiert waren, weiterhin im Verlustbereich sind. Rechnet man Dividenden und eine Investition durch einen Sparplan im Laufe der Zeit hinzu, sieht die Sache ganz anders aus.

Das gilt auch für Bitcoin. Natürlich ist ein Verlust von über 50 Prozent in einem halben Jahr alles andere als positiv für den einfachen Investor. Doch der Hauptgedanke hinter einem Investment sollte niemals sein, über Nacht reich zu werden. Die Kunst war es bisher nicht, Bitcoin bei 30 Cent oder 30 US-Dollar zu kaufen, sondern Bitcoin bei 100 US-Dollar oder 10.000 US-Dollar nicht zu verkaufen. Die meisten derjenigen, die Bitcoin nach einem 50-prozentigen Kursverlust abschreiben, sind letzten Endes sehr wahrscheinlich auch diejenigen, die Bitcoin bei einem Kurs von 30 US-Dollar verkauft hätten, anstelle die Coins weiter zu halten.

Wir zoomen raus: Bitcoin-Investitionen zwischen 2009 und 2020

Investieren wir hingegen per Sparplan in Bitcoin und holen hin und wieder Gewinne raus, sieht der Absturz auf die 30.000 US-Dollar alles andere als schlimm aus. Stattdessen ist es ein Fakt, dass alle Anleger, die vor dem Jahr 2021 Bitcoin gekauft haben, nicht im Verlustbereich sind. Nehmen wir die 13 Jahre Bitcoin als Referenz, sind alle BTC-Käufe zwischen 2009 und 2020 bis heute nicht weniger wert, wenn man den US-Dollar dagegen setzt. Zugegeben: Die Investitionen aus dem Dezember 2020 sind teilweise nur sehr knapp noch im Gewinnbereich.

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Einmalige Käufe aus 2017 waren eine sehr lange Zeit im Verlustbereich. Das gilt für Investitionen aus dem Jahr 2013 genauso. Und nun eben für Investitionen aus 2021. Ein Inflationsschutz ergibt sich nicht, wenn man sich einen Zeitraum von 2 Jahren anschaut. Bitcoin hat historisch leider zu wenig Daten vorlegen können, als dass man Bitcoin bereits als Inflationsschutz ansehen könnte, das muss man eingestehen. Ebenso wenig kann man auf der Grundlage der bisherigen Entwicklung Bitcoin den potenziellen Status als Inflationsschutz absprechen.

Doch wir wissen, dass Güter, die im Angebot begrenzt sind, an Wert zulegen, wenn die Nachfrage steigt. Die Knappheit beim Bitcoin ist wortwörtlich vorprogrammiert. Dass die Nachfrage steigt, ist nicht zu widerlegen. Es ist durchaus berechtigt zu kritisieren, dass Bitcoin als kurzfristigen Inflationsschutz noch keine Funktion gezeigt hat. Das stimmt nämlich. Blicken wir auf die aktuellen Inflationsraten, hat sich eine Investition in Bitcoin vor einem Jahr nicht gelohnt.

Doch die Frage ist hierbei, über welchen Zeitraum man sich von der Inflation schützen möchte? In der Regel legt man Geld in Anlageklassen an, welches man nicht zum Überleben braucht. Man sollte sich bewusst ein finanzielles Polster aufbauen, sodass man auch eine gewisse Zeit bei steigenden Preisen zurechtkommt, ohne an das Gesparte zu müssen. Gerade deshalb ergibt es überhaupt keinen Sinn, einen potenziellen Inflationsschutz über kurzfristige Ereignisse zu bewerten.

Fazit: Inflationsschutz heisst nicht, über Nacht reich zu werden

Welchen Vorwurf kann man Bitcoin aktuell machen? Lediglich die Tatsache, dass man Bitcoin nicht über Nacht reich werden kann. Und das ist auch gut so. Stattdessen baut sich meiner Meinung nach ein echter Inflationsschutz gerade auf – trotz der Korrelation zum klassischen Finanzmarkt.

In den ganzen Beiträgen, in denen Bitcoin als tot deklariert wird, ist ein Anlagehorizont von wenigen Monaten als Grundlage genommen worden. Eine Geldanlage können wir nicht über einen kurzfristigen Zeitraum bewerten, da hier Rücklagen angespart werden sollten, die über Jahre hinweg aus dem Sinn sein sollten.

Den Bitcoin dafür zu kritisieren, dass er volatil ist oder eben nicht als Inflationsschutz für einen kurzen Zeithorizont taugt, ist aktuell letztendlich genauso weltfremd, wie die Hoffnung, mit Altcoins über Nacht reich zu werden. Ich sage nicht, dass Bitcoin bereits den Zweck eines Inflationsschutzes erfüllt. Absprechen kann man die Funktion dem Bitcoin allerdings nicht.

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