Kryptowährungen sind Teil moderner Kriegsführung. Diese Tatsache geht aus den Berichten zwei unabhängiger Firmen für Blockchain-Analyse hervor, die sich mit dem Ukraine-Krieg beschäftigen. Die Bedeutung, die Bitcoin und Co. dabei zuteilwird, ist grösser, als bisher angenommen.

Kryptowährungen sind Teil moderner Kriegsführung

Rund einen Monat nach dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 sammelte die Ukraine Krypto-Spenden im Wert von über 100 Millionen US-Dollar ein. Es war die erste grosse, staatlich angelegte Spendenkampagne, die Unterstützer weltweit dazu aufforderte, Geldsendungen mit Kryptowährungen vorzunehmen.

Auch die russische Gegenseite machte sich Kryptowährungen zunutze – dabei möglicherweise sogar in einem noch grösseren Ausmass. Während die Ukraine vor allem ausländische Geldgeber über die Blockchain erreichen will, setzt Russland auch auf staatliche Adoption – jedenfalls in puncto Aussenhandel.

Zaghafter sind beide Staaten hingegen bei der Verwendung von Kryptowährungen im Binnenmarkt. Sowohl die Ukraine als auch Russland erliessen 2022 nach Monaten des Hin und Hers Verbote.

Die Sammlung von Spendengeldern durch die Behörden selbst endeten allerdings nicht. Russland und die Ukraine verwenden Krypto-Spenden, um ihre Kriegsbemühungen zu finanzieren. Im Vergleich zu herkömmlichen Zahlungsmethoden mit Fiat sind Kryptos deutlich zuverlässiger und schneller. Staats- und Ländergrenzen werden irrelevant.

Auch unabhängige Gruppen betätigen sich als Spendensammler, um staatliche Investitionen zu fördern, eigene Ausrüstung oder Angriffe zu finanzieren – hier insbesondere Angriffe auf digitale Infrastruktur – oder um Söldnergruppen zu fördern. All diese Erkenntnisse gehen aus einem Bericht des Blockchain-Analyse-Unternehmens Elliptic hervor.

Vergleich Spenden Krypto Fiat Ukraine-Krieg
Ein Vergleich der Summen, welche die Ukraine durch Krypto-Spenden und anderweitige Methoden einsammeln konnte. | Quelle: «Crypto in Conflict», Elliptic

Bedeutung von Krypto im Ukraine-Krieg grösser als gedacht

Statistiken, die Elliptic bei seiner Recherche aufstellte, verraten dabei das Ausmass der Bedeutung von Kryptowährungen im Ukraine-Krieg. Dieses könnte durchaus grösser sein als von den meisten Beobachtern vermutet.

Elliptic sammelte ganze 22 Millionen einzigartige Blockchain-Adressen, die für den russischen Militärapparat Spenden sammelten. Nicht alle davon haben jedoch ernste Intentionen. Viele Betrüger sind darunter. Sie erhalten ihre Gelder aufgrund falscher Versprechungen oder indem sie etablierte Organisationen auf sozialen Netzwerken nachbilden.

Ein zweites Unternehmen, CertiK, das zur selben Thematik recherchierte, stellte fest, dass die meisten Spendenaufrufe über Gruppen innerhalb des Messengerdienstes Telegram getätigt wurden.

Auf der russischen Seite sei besonders die paramilitärische Rusich Group von Erfolg gekrönt. Sie kämpft bereits seit 2014 in den Volksrepubliken Lugansk und Donezk, welche der ukrainische Staat offiziell beansprucht.

CertiK identifizierte acht Telegram-Gruppen, wovon die meisten über fünfstellige Mitgliederzahlen verfügen. Einzelne Gruppen verfügen sogar über sechsstellige Nutzerzahlen.

Um die virtuellen Gelder in kriegswichtige Materialien umzuwandeln, verwenden die Gruppen laut CertiK oft zentralisierte Börsen. Auf diesem Weg versuchen die Gruppen, Transaktionen zu verschleiern. Werden Gelder innerhalb verschiedener Konten einer Krypto-Börse verschoben, findet keine On-Chain Transaktion statt.

Die Gelder werden von den einzelnen Wallets gesammelt und dann durch eine Reihe von zwischengeschalteten Wallets, einschliesslich den Hot Wallets zentralisierter Krypto-Börsen, gewaschen. Dies geschieht, um Aktivitäten auf der Blockchain zu vermeiden.

Zwar klingt diese Methode trivial, doch laut CertiK hat sie bis zuletzt grosse Effektivität bewiesen. Manche Krypto-Börsen frieren die betroffenen Gelder erst seit kurzer Zeit ein. Seither wechseln die Gruppen auf kleinere Plattformen. Einer dieser Handelsplätze ist Bitzlato.

CertiK beobachtete bereits in vergangenen Konflikten die vermehrte Verwendung von Kryptowährungen. So hätten auch der Islamische Staat (IS), al-Kaida und die Hamas Krypto verwendet.

Bitcoin, Ethereum und Tether sind für diese Zwecke am beliebtesten. Elliptic nennt auch Monero. Dessen Volumen ist als Privacy Coin jedoch unbekannt.

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