Ist das Lightning Network gescheitert? Ein Entwickler übt harte Kritik am Zahlungsnetzwerk. Er fordert die Bitcoin-Entwickler auf, endlich zu handeln. Andernfalls seien grundlegende Ziele des Bitcoin gefährdet.

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Lightning gescheitert? Darum fordert ein Entwickler L2s für Bitcoin

Ist das Lightning Network (LN) gescheitert? Der Entwickler Ben The Carman äusserte kürzlich massive Kritik an dem Zahlungsnetzwerk. LN habe es trotz etlicher Jahre der Entwicklung versäumt, seine Versprechungen umzusetzen. Darüber hinaus gefährde das Netzwerk in seiner jetzigen Form auch die grundlegenden Ziele des Bitcoin.

“Lightning überdacht” betitelte der Programmierer den Beitrag, den er am Samstag auf Stacker News veröffentlichte. Darin äussert er umfassende Kritik am aktuellen Zustand von LN und der zugrundeliegenden Bitcoin-Blockchain. Wie bisher könne es nicht weitgehen, fasst er zusammen.

Ben The Carman ist keinesfalls ein Unbekannter. Er beteiligt sich an der Entwicklung der Mutiny Wallet – eine Wallet, die sich ganz besonders darauf konzentriert, Nutzern die Möglichkeit zu bieten, ihre Satoshis selbst zu verwahren.

Diese Option nutzen bislang nur sehr wenige Nutzer des Zahlungsnetzwerks. LN macht es Nutzern sehr schwer, diesen Schritt zu gehen – davon ist auch Ben Carman, so sein Klarname, überzeugt.

Die Begeisterung für das Lightning Network lasse nach und das nicht ohne Grund. Die Entwicklung rund um LN stehe vor einer Sackgasse.

Carman äussert in seinem Beitrag drei zentrale Kritikpunkte. So sei die Dezentralisierung von LN vollkommen unzufriedenstellend. Statt der Eigenverwahrung greifen viele Nutzer lieber zu Verwahrungssystemen. Genau gegen diese wollte Bitcoin jedoch eigentlich vorgehen.

Der durchschnittliche Lightning-Nutzer verwendet eigentlich kein Lightning, sondern nur eine ein System der Fremdverwahrung.

Lightning ist wiederum eine Skalierungslösung für Bitcoin, die auf Zahlungskanäle setzt. Das System findet ausserhalb von Bitcoin am Kryptomarkt nahezu keine Beachtung. Eine Eigenverwahrung via Lightning ist nur schwierig und mit viel Mühe möglich, schreibt Carman.

Lightning steht massivem Liquiditätsproblem gegenüber

Laut Carman steht Lightning einem massiven Liquiditätsproblem gegenüber. Nach fehlender Dezentralisierung ist das sein zweiter grosser Kritikpunkt. LN ist eigentlich dafür gedacht, auf die Gebühren des Bitcoin-Mainnets zu verzichten und extrem schnelle Transaktionen zu erlauben.

Trotz dieser Architektur können Nutzer oft nicht die gewünschten Beträge verschicken oder empfangen. Bei Mutiny gingen deshalb viele Nutzeranfragen ein. So füllen die Nutzer ihren Zahlungskanal mit einem spezifischen Betrag, den sie dann versenden oder empfangen möchten. LN lässt das jedoch nicht zu.

Carman erklärt: Der Fehler beruht auf der Verbindung, die zwischen Bitcoin und Lightning besteht. Lightning erwartet demnach eine Sicherung, die anhand der Mainnet-Gebühren berechnet wird.

Sind die Bitcoin-Gebühren im Moment der Transaktion besonders hoch, bricht die Transaktion ab. Carman ärgert sich über diesen Zustand: “Das ist wirklich immer sehr enttäuschend.”

Da Bitcoin aber ein Skalierungsproblem hat, können die Netzwerkgebühren in Zukunft noch deutlicher steigen als bisher, was sich dann zerstörerisch auf LN ausübt. Den bisherigen Höchstwert erreichte das Mainnet im Frühjahr 2021 mit rund 63 US-Dollar pro durchschnittlicher Transaktion.

“Lightning ist im Grunde immer noch ein fantastisches Zahlungsprotokoll, das jedoch eine gewisse Skalierung erfordert”, schreibt Carman.

Der ursprünglichen Idee des LN stimmt der Programmierer damit zu. Im Whitepaper für das Lightning Network wird eine Bitcoin-Blockgrösse von 133 Megabyte gefordert, um die genannte Weltpopulation von sieben Milliarden Menschen bedienen zu können. Die Blockgrösse von einem Megaybte hat sich seither nicht vollständig verändert.

Netzwerk teilweise ungelenk und rückständig

Carmans dritter Tadel gebührt dem Netzwerk aufgrund von Ungelenkheit und Rückständigkeit. So können Nutzer effektiv nur dann Zahlungen erhalten, wenn sie gerade online sind. In der restlichen Welt der Blockchain kommt diese Funktionsweise nicht vor.

Für Endverbraucher sei diese Funktionsweise einer der zentralen Gründe, warum Eigenverwahrung im Zusammenspiel mit LN so uninteressant sei. In Kombination mit dem nötigen Management der Liquidität ist das System zu kompliziert, aufwändig und unkomfortabel.

Diese Konsequenzen fordert Carman

Carman nennt in seinem Beitrag eine ganze Menge an Lösungen, die für die verschiedenen Probleme entwickelt wurden. Optimal sei jedoch keine dieser Lösungen. Zunächst fordert er die Einführung bestimmter Covenants – er nennt sechs an der Zahl.

Covenants sind Bedingungen, die für spezifische BTC definiert werden können. Diese Bedingungen müssen erfüllt sein, um eine Transaktion mit dem jeweiligen UTXO durchführen zu können.

Sollten die Covenants nicht eingeführt werden, drohe dem Bitcoin eine Zukunft voller Fremdverwahrung und daher auch Fremdbestimmung.

Darüber hinaus verlangt der Entwickler die Entstehung eines neuen Layer-2 für Bitcoin, der diesem bei Problemen der Skalierung helfen soll.

Wir brauchen einen anderen Layer-2, der […] mit Lightning skalieren kann.

Dies sei nötig, da die fehlende Skalierbarkeit des Bitcoin-Mainnets langfristig nicht mehr ausreicht, um LN ausreichend zu versorgen.

Lightning ermöglicht es uns, Zahlungen Off-Chain zu verschieben, aber es ermöglicht uns nicht, die Eigentumsverhältnisse Off-Chain zu bringen.

Das Zahlungsnetzwerk sei noch nicht am Ende, doch Handlungsbedarf seitens der Bitcoin-Entwickler bestehe. Diese fahren jedoch seit Jahren einen Kurs der Zurückhaltung. Bitcoin soll in seinem bisherigen Zustand möglichst unverändert beibehalten werden.

Sind wir also dem Untergang geweiht? Gibt es keine Möglichkeit, Bitcoin unter Berücksichtigung der Eigenverantwortung zu skalieren? Glücklicherweise lautet die Antwort nein, aber wir brauchen ein paar Soft Forks.

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