Während der politischen Unruhen im Iran sind Apps so gefragt wie noch nie, welche die Privatsphäre des Nutzers schützen. Dazu gehört auch der Messengerdienst Session. Nun belegt der Staat das Krypto-Projekt mit einem Geoblock.

Krypto-Projekt Session steigt im Iran zu Favoriten auf

Während politische Konflikte im Iran zunehmen, zeichnen die Top-Apps im Google Playstore ein eindeutiges Bild. Unter den zwölf beliebtesten kostenlosen Apps finden sich zehn VPN-Dienste, eine mobile Schnittstelle für das Tor-Netzwerk sowie der Messenger Session.

Bei Session handelt es sich um ein Krypto-Projekt. Der Dienst erlaubt seinen Nutzern das Versenden vertraulicher Nachrichten in Schrift, Bild und Ton. Damit konkurriert die App mit Messengern wie Signal oder Threema.

Der Unterschied: Session lässt sich kostenlos auf verschiedensten Betriebssystemen nutzen, verlangt keine Nutzerdaten zur Anmeldung und basiert auf einer eigenen Kryptowährung namens Oxen.

Oxen ist zugleich ein anonymisierendes Netzwerk. Diese Anonymität macht sich Session zunutze. Zusätzlich lassen sich Oxen vertraulich zwischen Nutzern verschicken. Der Privacy Coin beruht auf Proof of Stake.

Iran belegt Session mit Geoblock

Damit die Privatsphäre des Nutzers bei Session geschützt bleibt, bedient man sich unterschiedlicher Massnahmen. Besondere Bedeutung trägt die Struktur des Netzwerks. Dieses ist wie The Onion Router (Tor) aufgebaut. Der Nutzer verbindet sich zu einem Netzknoten, der dann wiederum mit einem anderen Netzknoten verbunden ist und so weiter.

Nachdem die Nachricht jeden einzelnen Netzknoten durchläuft, landet sich schliesslich beim Empfänger. Der einzelne Netzknoten nimmt dabei nicht wahr, an welcher Stelle der Kette er sich befindet und kann daher nicht identifizieren, ob er mit dem originalen Versender kommuniziert. Natürlich sind Nachrichten währenddessen verschlüsselt.

Der iranische Staat steht mit dieser Idee offenbar auf Kriegsfuss. Das legen jedenfalls neueste Meldungen nahe, die belegen, dass Session inzwischen zum Ziel eines Geoblocks geworden ist.

Auf Twitter schreiben die Entwickler des Messengers, dass ein SSL-VPN eine Lösung für das Problem sei:

Wenn ihr euch im Iran befindet und Session nicht funktioniert, kann es trotzdem in Kombination mit einem VPN verwendet werden.

Weiter führen sie aus:

Wir reagieren auf die bestehenden Herausforderungen und arbeiten an Lösungen, die die Zensurresistenz von Session erhöhen. Wir sind auf eurer Seite. Wir geben nicht nach.

Ein Nutzer macht unter dem Beitrag allerdings darauf aufmerksam, dass SSL-VPNs ebenfalls zur schwarzen Liste zählen und daher für Iraner nicht erreichbar sind. Das I2P-Netzwerk und Lokinet seien daher die einzigen gangbaren Optionen.

Der Iran ist für seine Ambivalenz gegenüber Krypto bekannt. Das Land nutzt jene für den Aussenhandel, schränkt die Landesbewohner aber in deren Nutzung ein. So dürfen sie Bitcoin und Co. nicht als Zahlungsmittel verwenden oder grössere Mengen halten.

Lokinet basiert ebenfalls auf Oxen

Auch das Lokinet basiert auf Oxen. Zusammen mit Session gehören alle drei Projekte zur non-profit Organisation OPTF (Oxen Privacy Tech Foundation) mit Sitz in Australien. Lokinet ähnelt den bekannteren Netzwerken Tor und I2P.

Alle drei Systeme bieten dem Nutzer gesteigerte Privatsphäre im Internet und den Zugang zu Webseiten abseits des Clearnet – dem sogenannten Darknet.

Lokinet greift dabei auf die Netzknoten des Oxen-Netzwerks zurück. Im Vergleich zu I2P und Tor will es Nutzer mit besserer Zugänglichkeit, simplerer Nutzung und geringerer Latenz überzeugen.

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