Warum sollte man ein Unternehmen in eine DAO verwandeln und wie funktioniert das moderne, dezentrale Firmenmodell? Bitcoin-Veteran Erik Voorhees machte diesen Schritt mit einem etablierten Betrieb. Nun erklärt er seine Entscheidung.

2021: Voorhees’ ShapeShift wird zur DAO

Unter dem Namen ShapeShift gründete und führte Bitcoin-Veteran Erik Voorhees einen Swapper. Dienste dieser Art ermöglichen es ihren Nutzern üblicherweise, Kryptowährungen miteinander zu tauschen. Dabei verzichtet man auf Barrieren wie KYC.

ShapeShift gehörte seit 2014 zu den Marktführern der Branche und war bei Nutzern äusserst beliebt. Das änderte sich, nachdem der Dienst 2018 KYC-Massnahmen einführt. Von dortan forderte man von jedem Kunden vorab eine Identifizierung.

Wir sind von der Krypto-Gemeinschaft für diese Entscheidungen gekreuzigt worden, die wir rechtlich nicht einmal erklären durften.

Schreibt der Unternehmer in einem Twitter-Beitrag.

Bis heute ist diese Massnahme unter Swappern ebenso unbeliebt wie unüblich. Voorhees erklärt jedoch, dass diese Forderung gezielt von Behörden gestellt wurde, obwohl der Dienst keinen Zugang zu Fiatwährungen bot.

Zweieinhalb Jahre setzte ShapeShift die staatliche Forderung widerwillig um, bevor er 2021 die Entscheidung traf, sein Unternehmen in eine dezentrale autonome Organisation umzuwandeln. Damit sollte sich ShapeShift von staatlicher Kontrolle lösen und erneut den Krypto-Prinzipien Dezentralisierung, Offenheit und Neutralität entsprechen.

Wie funktioniert ein Unternehmen als DAO?

Das Prinzip dezentraler autonomer Organisationen findet in der Kryptowelt bereits vermehrt Anwendung. Tatsächlich verspricht der Name jedoch oft mehr, als man in Wahrheit realisiert. Zumeist ersetzt bei den sogenannten DAOs die Gemeinschaft lediglich die Unternehmensführung.

Da eine solche DAO jedoch auch von Unternehmen eingesetzt wird, welche eine Kryptowährung mit stark zentralisierter Umlaufversorgung entwickelten – etwa Terra Classic (LUNC) – bleibt ein Grossteil der Stimmgewalt oft immer noch bei den Personen, die in Verbindung zum ehemaligen Unternehmen standen.

In dieser Funktion dient eine DAO dann hauptsächlich dazu, den Befugnissen von Behörden zu entgehen. Erik Voorhees reichte das jedoch nicht aus. Im Juli 2021 erklärte er, dass ShapeShift ab 2022 zur DAO werde.

Ziel der Entwicklung: ShapeShift wird vom Finanzunternehmen zum Technologieunternehmen. Als solches interagiert es auch nicht direkt mit Kunden, sondern stellt diesen dezentrale Handelsplattformen in einer öffentlich zugänglichen Schnittstelle zur Verfügung.

Jüngst erklärt Voorhees seinen Schritt, Errungenschaften und Details und gibt Informationen darüber, wie ihn die DAO als Geschäftsführer ersetzen konnte.

Hat eine DAO feste Angestellte?

Obendrein gibt es keinen Geschäftsführer und keine Angestellten mehr – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Stattdessen beruht das System auf öffentlich einsehbaren Prämien. Nutzer, welche die ausgeschriebenen Aufgaben erfüllen, erhalten ihre Belohnung aus dem Kapital der DAO.

Praktisch gesehen existieren dennoch weiterhin feste Mitarbeiter. Eben auch solche, die von der DAO freigegebene Gelder verwalten oder die öffentlichen Aufgaben ausschreiben. Jede Bezahlung erfolgt allerdings mit Kryptowährungen. Eine Abhängigkeit von einfach zensierbaren Bankkonten besteht daher nicht.

Tatsächlich kann die Nutzergemeinschaft direkt Verbesserungsvorschläge einbringen und über diese abstimmen. Das Management des Dienstes erfolgt auf Dework. Die Plattform bietet eine Grundlage für dezentralisierte Arbeitsprozesse.

Auch diese DAO beruht natürlich auf einem eigenen Token. ShapeShift nennt ihn FOX. Halter des Tokens bewerten die Aktivitäten, welche die de facto Angestellten der DAO in sogenannten Workstreams zusammenfassen. Die Token-Halter stimmen dann darüber ab, wie viel Geld pro Workstream investiert wird.

Die Angestellten Stream Leader entscheiden wiederum, was genau mit diesem Geld geschieht. Sie können auch die Option wählen, einen Auftrag an ein Unternehmen zu vergeben, statt ihn öffentlich auszuschreiben.

Das Prinzip beruht vor allem darauf, zentralen Angestellten die Macht über das Vermögen der DAO zu entziehen. Nach aussen wird ein Unternehmen somit deutlich widerstandsfähiger. Auch Staaten hätten dann keine Möglichkeit mehr, das gesamte Kapital eines Unternehmens zu beschlagnahmen, denn dieses befindet sich in der Kontrolle einer Gemeinschaft.

Warum ist KYC so hinderlich?

Erik Voorhees lehnt KYC aus ethischen Gründen ab. Auch juristisch hält er das Prinzip für sehr bedenklich, da die stark steigende Überwachung durch diese Massnahme auch unschuldige Personen betreffe.

Durch Identitätsdiebstahl entsteht in den USA jedes Jahr ein höherer Schaden als durch Raub und Diebstahl vereint. Das US-amerikanische Justizministerium schätzt jährliche Verluste auf 17 Milliarden US-Dollar.

Jüngst zeigte ein Vorfall um den Krypto-Lender Celsius, wie KYC zur Gefahr wird. ShapeShift ist heute eine dezentrale Handelsplattform, die Protokolle wie THORChain implementiert. Dabei handelt es sich um einen DEX, der es erlaubt, verschiedene Kryptowährungen ohne zentrale Instanz miteinander zu tauschen. Auf den meisten DEXs ist das nur innerhalb einer bestimmten Blockchain mit unterschiedlichen Token möglich.

Laut eines Wiki-Eintrags lebt Voorhees aktuell im Crypto Valley.

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