Umstritten sind sie seit jeher gewesen – die sogenannten Privacy Coins. Ein Problem war und ist das Image. Denn Monero, Dash und andere Coins stehen in dem Ruf, besonders bei Cyberkriminellen im DarkNet beliebt zu sein. Dass diese Einschätzung längst nicht mehr korrekt ist, muss an dieser Stelle nicht eigens erläutert werden. Während viele Anleger weltweit die vorbildliche Anonymität dieser digitalen Währungen zu schätzen wissen, sind die Systeme der Coins gerade vielen Staaten ein Dorn im Auge. Nicht nachvollziehbare Transaktionen und hohe Standards für die Verschlüsselung der User-Daten verhindern, dass Behörden Zugriff auf Informationen erhalten können. Aus diesem Grund bewerten viele Aufsichtsbehörden Dash und Co. als potentiell interessant im Zusammenhang mit der Finanzierung von Terror und Geldwäsche. Viele Ländern sähen Privacy Coins am liebsten generell verboten.

Entfernung von Privacy Coins bei OKEx, Aufnahme bei Coinbase Pro

Nun scheint es fast so, als würde sich etwas tun am Markt. Die bekannte Börse OKEx entfernt nun eben diese Kryptowährungen von seiner Handelsplattform. Widersprüchlich daran: Während OKEx die bisherige Listung korrigiert, teilte Coinbase Pro in der vergangenen Nacht mit, Dash in sein Handelsmodell aufzunehmen. Für Interessenten sind solche Entwicklungen nicht immer logisch. Wie wird sich dieser Teil des Kryptomarktes also entwickeln? Genau diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Was genau ist passiert?

OKEx stellte in seiner Meldung zur Delistung der fünf Coins Dash, Zcash, Horizen, Monero und Super Bitcoin zur Oktobermitte klar: Ursache für die neue Unternehmenspolitik sind die kommenden Richtlinien des globalen Bündnisses „Financial Action Task Force“ (FATF), die zunehmend Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung den Kampf ansagen wollen. OKEx Korea – denn um diese Plattform geht es – muss nun vorausschauend agieren und entfernt bereits erste Privacy Coins aus seinem Portal.

Immer mehr Staaten schliessen sich der FATF an

Ausgangspunkt soll unter anderem die „travel rule“ der FATF sein. Die „privaten Coins“ sind technisch so ausgerichtet sein, dass etliche für Behörden relevante Daten nicht weitergegeben werden können. Schlicht weil sie fehlen. Dazu gehören die User-Standorte, Absenderinfos und Kontonummern innerhalb der Systeme. Solche Probleme möchten Aufsichtsinstanzen gemeinsam verhindern. Dass im Fall OKEx (vorerst) nur der koreanische Ableger betroffen ist, macht wie die Dash-Listung bei Coinbase Pro Hoffnung, dass die neuen Krypto-Richtlinien nicht allzu bald vollends zum Verschwinden der Privacy Coins führen werden. Denn während die südkoreanische Regierung bereits eine Umsetzung der FATF-Regularien anstrebt, sind viele andere Länder bisher zurückhaltender. Allerdings: Mancher Analyst ist überzeugt, die vergleichbaren Schritte könnten schon bald bei anderen Börsen folgen.

Interessanterweise gab es zuletzt bei Litecoin Entwicklungen, die Usern zumindest auf ihren Wunsch hin die Nutzung des Coins in Zukunft als Privacy Coin ermöglichen sollen.

Nicht in allen Ländern und Börsen drohen akut Coin-Entfernungen

Kompliziert wird die Prognose gerade beim Blick auf das Unternehmen Coinbase. Denn während Coinbase Pro Dash ins Portfolio aufnimmt, haben die Coinbase-Börsen in den USA und Grossbritannien neben Dash und den Mitbewerber Zcash vom Handel ausgeschlossen und gar nicht erst gelistet. Schaut man genauer hin, wird deutlich: für „klassische“ Kryptowährungen wie Bitcoin,  Ripple oder Ethereum werden die neuen Auflagen der FATF für Börsen eher nicht zum Problem. Die Privacy Coins aber werden bei vielen Börsen – zumindest in Ländern, die sich an den FATF-Richtlinien orientieren – mit hoher Wahrscheinlichkeit schrittweise verschwinden.

Risiko für Privacy Coins durch neue transnationale Standards

Für interessierte Investoren würde dies bedeuten, dass ihnen nach und nach weniger Auswahl an Börsen begegnet am Markt. Darüber hinaus werden Delistungen und abgesagte Neu-Aufnahmen von Privacy Coins fraglos zu einigen Bewegungen bei den Kursen führen mit jeder neuen Hiobsbotschaft für Anleger, die Dash oder Monero bevorzugen. Wer die Redewendung „wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ bestätigen möchte, muss zukünftig wohl wesentlich kreativer vorgehen. In Insiderkreisen werden die Privacy Coins vermutlich überleben, im Mainstream aber werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nach globaler Umsetzung der Regeln der FATF allmählich weniger gehandelt werden. In einigen Ländern, die sich beispielsweise aufgrund etwaiger Sanktionen aus dem Ausland nicht an internationalen Standards ausrichten, könnten die Coins dieser Kategorie weiterhin überleben.

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