Laut dem Amtsblatt der türkischen Regierung tritt die neue Regulierung am 30. April 2021 in Kraft. Obwohl immer mehr Unternehmen und Geschäfte in der Türkei Kryptowährungen akzeptieren, hat die türkische Zentralbank dieser Praxis nun einen Riegel vorgeschoben und Zahlungen mit Bitcoin (BTC) und Co. verboten. Damit möchte die Zentralbank der schwachen Lira helfen, nachdem sie letzten Monat erneut einen Kurseinbruch erlebte. In den letzten 5 Jahren ist der Wert der Lira um 60 % gefallen.

Die türkische Behörde ist der Meinung, dass der Handel und das Bezahlen mit Kryptowährungen zu «irreparablen» Schäden führe.

Neue Verordnung bezieht sich auf alle virtuellen Vermögenswerte

Laut der neuen Verordnung dürfen Zahlungsdienstleister keine Geschäfte mehr abwickeln, bei denen für die Bereitstellung von Zahlungsdiensten elektronisches Geld oder Kryptowährungen direkt oder indirekt verwendet werden. Darüber hinaus dürfen sie auch keine anderen Dienstleistungen erbringen, die mit Kryptowährungen in Zusammenhang stehen. Das bedeutet, dass der Besitz und die Spekulation mit Krypto-Assets nach wie vor erlaubt bleiben, während die Zahlung von Produkten mittels Kryptowährungen verboten wird. Verboten wird auch die Vermittlung von Handels- und Verwaltungsdiensten durch Zahlungsinstitute.

Die Ankündigung der türkischen Zentralbank bezieht sich damit auf alle virtuellen Vermögenswerte, die mithilfe der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) erstellt werden, jedoch nicht als Bargeld, Fiatgeld, Wertpapier, Zahlungsinstrument oder anderes Kapitalmarktinstrument qualifiziert sind. Die Blockchain, auf der auch Bitcoin verwahrt wird, gilt als das bekannteste DLT-Konzept.

Die türkische Zentralbank hatte noch im vergangenen Jahr angekündigt, eine Regulierung für den Kauf, Verkauf und Handel von Kryptowährungen zu erarbeiten. Das ursprüngliche Ziel dieser Regulierung war allerdings die Besteuerung solcher Transaktionen. Ob es zu einer solchen Besteuerung in einem eventuellen nächsten Schritt noch kommt, bleibt abzuwarten.

Bitcoin als sicherer Hafen gegen die schwache Lira

Wie CoinPro.ch berichtete, haben türkische Bürger ihr Vertrauen in die Landeswährung Lira verloren und sehnen sich nun nach Alternativen. Vor allem Bitcoin erfreut sich aktuell weltweit immer grösserer Beliebtheit und hat seinen Wert binnen eines Jahres vervielfacht. Beim letzten Allzeithoch vor 3 Tagen lag der Bitcoin Preis bei 58.477 CHF. Seit dem angekündigten Verbot der türkischen Zentralbank gestern ist der Preis der führenden Kryptowährung um 5 % gefallen.

Kryptowährungen bedeuten gleichzeitig auch Konkurrenz für etablierte Zahlungsmittel wie den Dollar, Euro oder eben Lira. In den vergangenen zwei Jahren hat die türkische Währung mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, weshalb türkische Bürger vor allem zu Euro und Dollar, aber auch zu Bitcoin als sicheren Hafen flüchteten. Es wird daher vermutet, dass die Zentralbank durch die neue Regulierung der eigenen abgeschwächten Währung helfen möchte.

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Doch die Ökonomen im Lande sind sehr enttäuscht von dem Schritt. Dadurch entfällt nicht nur die Zahlungsfunktion durch Kryptowährungen komplett, sondern es wird auch die technologische Entwicklung von Zahlungsdienstleistern und Plattformen damit unterbunden – obwohl diese Anlageklasse in der Türkei immer stärker an Bedeutung gewinnt.

Was auf den ersten Blick wie ein Vorgehen gegen illegale Aktivitäten aussieht, wird wohl starke Folgen nach sich ziehen, denn solche Verbote machen das Land unattraktiv für Fintech-Unternehmen.

Immer mehr Bitcoin-Skeptiker

Doch Türkei ist nur ein weiteres Land, in dem Kryptowährungen verboten oder nur eingeschränkt genutzt werden dürfen. Strikte Handels- und Aufbewahrungsverbote für Bitcoin und Co. bestehen unter anderem in Ägypten, Algerien, Nepal, Pakistan, Marokko und Bolivien.

In Taiwan, Kolumbien, vielen arabischen Ländern, Kanada sowie einigen anderen Staaten herrscht dagegen ein Verbot für Finanzinstitute und Banken, den Handel und Verwahrung von Bitcoin anzubieten, während für Privatleute keine Einschränkungen bestehen.

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Nur einige wenige Staaten haben soweit die Nutzung von Bitcoin als Zahlungsmittel verboten, darunter Vietnam und Indonesien. Die indische Regierung bereitet ein Gesetz vor, dass nicht nur die Zahlung mit Kryptowährungen, sondern auch deren Besitz unter Strafe stellt.

China dagegen hat noch vor Jahren ein Mining-Verbot angekündigt, während der Bitcoin-Handel in diesem Land bereits verboten ist. Die chinesische Notenbank arbeitet allerdings bereits seit 2014 aktiv an einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC), dem sogenannten E-Yuan, die die weltweite Rolle der chinesischen Währung steigen könnten. Erste Tests mit der digitalen Währung werden bereits in mehreren chinesischen Provinzen aktiv durchgeführt.

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