Charles Hoskinson, Mitgründer von Ethereum und Gründer von Cardano, erklärt den zentralisierten Krypto-Börsen den Krieg. Seiner Erkenntnis nach seien Konflikte um den Umgang mit Identitäten die wichtigste Problematik der Kryptobranche in den nächsten Jahren. Geht dieser Kampf verloren, droht der Zerfall von Kryptowährungen.

Identität ist das Nadelöhr der Krypto-Szene

Die Macht von Krypto-Börsen ist nicht erst seit dem FTX-Crash offenkundig. Längst stellen die Handelsplattformen die Bitcoin-Wallets mit den grössten Vermögen an BTC überhaupt. Viele Nutzer belassen ihre Kryptos zu jeder Zeit in der Verwahrung der Krypto-Börsen. Vor diesem Verhalten warnt CoinPro jüngst eindringlich.

Das Problem: Krypto-Börsen verwalten inzwischen so viel Vermögen, dass sie zu einer systemischen Gefahr für die Kryptobranche werden können. Dieser Tatsache ist sich auch Ethereum-Mitgründer und Cardano-Erfinder Charles Hoskinson bewusst.

Anfang des Monats spricht der Programmierer in Lissabon beim Web Summit und greift dort auch die Thematik der Identitäten auf. Diese seien die mit Abstand grösste Gefahr für die Krypto-Szene, so geht aus einem Video hervor, das Input Output gestern veröffentlicht. Die Problematik müsse daher zum Vorteil der Szene gelöst werden.

Hoskinson spricht damit auf Probleme an, die KYC verursacht. Weitere Regulierung, die von der überstaatlichen Organisation FATF vorgesehen ist, weitet aktuelle Sorgen aus. Durch die international umgesetzte Travel Rule steigt die Überwachung – zum Nachteil der Nutzer, aber zum Vorteil kontrollsüchtiger Staaten.

Um Kryptowährungen auf einer zentralisierten Börse kaufen zu können, muss der Nutzer identifiziert sein. Doch genau da liegt die Problematik. Systeme ohne diese Funktion – P2P-Börsen – sind deutlich weniger beliebt.

Identität ist die wichtigste einzelne Komponente, weil sie der letzte Meilenstein ist, den wir erreichen müssen, bevor Krypto die Welt erobern kann.

Erklärt der US-Amerikaner. Für die Branche sei dieser Kampf der wichtigste überhaupt. So fasst Hoskinson zusammen:

Wenn wir das vermasseln, dann stirbt Krypto.

Charles Hoskinson erklärt Krypto-Börsen den Identitätskrieg

Warum der Konflikt so wichtig ist, legt Hoskinson an einem konkreten Beispiel dar:

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Es ist unwichtig, ob der Geldtransfer auf dezentralen Protokollen erfolgt, solange die Identitäten zentral kontrolliert werden. Dort ist die Pforte zur Krypto-Welt, welche das Nutzererlebnis definiert.

Er führt aus:

Folgendes könnte passieren: Krypto-Börsen müssen der Travel Rule folgen. Diese könnten die Travel Rule so interpretieren, dass sie Geldsendungen an Non-Custodial Wallets ausschliessen. Dann sind deine Kryptowährungen permanent in einem Verwahrungssystem gefangen.

Folgerichtig würde der Vorteil von Kryptowährungen zerfallen. Die ganze Existenz von Bitcoin und Co. gerät in Bedrohung.

Deine Kryptowährungen wurden dir dann prinzipiell gestohlen. So mächtig sind Identitäten. Also müssen wir [die Krypto-Szene] die Identitäten kontrollieren.

Krypto-Börsen dürfe man dieses Feld nicht überlassen. Als zentrale Unternehmen seien sie durch Staaten zu angreifbar und daher immer deren Willen unterstellt.

Die Smart Contract-Kriege sind bereits vorbei. Die Identitätskriege beginnen erst. Jeder weiss: Hier liegt die Engstelle und jeder will sie kontrollieren. Zum Wohl der Kryptobranche müssen wir sicherstellen, dass der Sieger dezentralisiert ist.

Auch Bankengigant JP Morgan entwickelt mit Onyx ein eigenes System. In den nächsten zwei Jahren werde diese Thematik die wichtigste der Kryptobranche, glaubt Hoskinson.

Wie will Hoskinson die KYC-Problematik lösen?

Hoskinsons Lösungsansatz setzt auf dezentrale Identifizierung. Dabei verwendet man Decentralized Identifiers (DID), die vom World Wide Web Consortium erfunden wurden. Statt auf Krypto-Börsen erfolgt die Identifizierung von Nutzern dann direkt durch Transaktionen auf der Blockchain.

Was für Hoskinson nach einem wünschenswerten Umstand klingt, hat für andere Personen sicherlich einen zutiefst dystopischen Klang. Input Output, das zentrale Entwicklerstudio hinter Cardano, investiert in ein eigenes DID-Projekt namens Atala Prism, das bereits 30 Millionen US-Dollar verschlang.

Laut eigener Webseite soll dadurch das Vertrauen von Endnutzern und Regulatoren in KYC steigen. Aus einem Vorstellungsvideo geht hervor: Man möchte eine Brücke zwischen den Vorgaben der Regierungen und den freiheitlichen Ansätzen der Krypto-Szene schlagen.

Übrigens: KYC kann Endverbrauchern nicht nur zum persönlichen Risiko werden, tatsächliche Betrüger bleiben von den vermeintlichen Sicherheitssystemen oft unbeeinflusst.

Bild: Web Summit via Flickr

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