Die letzten Tage sind Stoff für mehrere Netflix-Serien: Das Drama um den ehemals mitführenden Krypto-Handelsplatz FTX ist um ein Kapitel reicher. Angefangen mit einem Hin-und-Her zwischen dem Binance-Gründer und FTX, über Ankündigungen von Binance grosse Menge des Token FTT zu verkaufen bis zur Kapitulation und dem Vorhaben, dass Binance die strauchelnde Börse übernimmt.

Ein kurzer Rückblick:

Konflikt zwischen Binance und FTX eskaliert

FTX setzt Auszahlungen aus

Binance plant Übernahme des Konkurrenten

Krypto-Markt reagiert heftig – Kurse verlieren zweistellig

+++ Update 18. November, 11.15: Alameda gab Kredite an FTX-Führung +++

Wie aus öffentlichen Dokumenten zur Insolvenz der FTX-Gruppe hervorgeht, nutzte Alameda Geld, um die FTX-Führung mit Krediten auszustatten. Das Vermögen stammt von den Kunden der Krypto-Börse. Gründer Sam Bankman-Fried habe demnach eine Milliarde US-Dollar an persönlichen Leihgaben erhalten. Chefentwickler Nishad Singh erhielt weitere 543 Millionen US-Dollar.

Zusätzlich erhielt der stellvertretende Geschäftsführer der Krypto-Börse, Ryan Salame, 55 Millionen US-Dollar. Offizielle Erklärungen zu diesen Krediten gibt es bislang nicht. Offenbar bereicherte sich die Firmenleitung persönlich.

+++ Update 15. November, 18.00 Uhr: FTX und Alameda betrieben Insiderhandel +++

Aus Recherchen des Wall Street Journal geht hervor, dass die Schwesterunternehmen FTX und Alameda gemeinsam Insiderhandel betrieben. Demnach erwarb Trading-Arm Alameda Kryptowährungen, deren baldige Listung FTX plante. Üblicherweise führt die Listung eines Coins auf einer grossen Krypto-Börse zu stark steigender Aufmerksamkeit, sodass dann auch der Kurs gewinnt.

FTX und Alameda nutzten diesen Effekt. Um Gewinne zu erzielen, investierte Alameda also vor der Listung in die betroffenen Kryptowährungen. Nachdem die Krypto-Börse diese zum Handel freigab, verkaufte das Trading-Unternehmen die Token für Gewinne.

Was wir sehen, ist, dass sie fast immer im vorausgehenden Monat eine Position eingekauft haben, die sie vorher nicht hatten. Es ist ganz klar, dass ihnen jemand sagte, dass sie Dinge kaufen sollten, die sie vorher nicht gekauft haben.

Erklärt Omar Amjad, der Daten über die Listung verschiedener Coins mit frei zugänglichen Blockchain-Daten verglich. Erst im September flog Insiderhandel auf Coinbase auf. Ein verantwortlicher Angestellter wurde indes gefeuert.

+++ Update 17.00 Uhr: Mutmasslicher Hacker identifiziert +++

Der mutmassliche Hacker ist durch unvorsichtiges Vorgehen möglicherweise bereits identifiziert worden. Das geht aus einem Tweet des Sicherheitsexperten der Krypto-Börse Kraken hervor, welche der Verantwortliche offenbar zur Prozessierung des Diebesguts nutzte.

Vermutungen verdichten sich, dass es sich bei dem Täter um einen Mitarbeiter von FTX handelt, der Zugriff auf die Wallets des Unternehmens erlangte und aktuell versucht, so viel Geld wie möglich in seine eigene Tasche zu verbringen.

+++ Update 12.11.: FTX-Hack? +++

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden womöglich 600 Millionen Dollar von FTX transferiert. Auf Telegram haben offiziellen Stimmen seitens der Börse allen Nutzenden geraten die Apps zu deinstallieren, da diese wohl Schadsoftware enthalten können. Zudem wurde geraten, die Website nicht mehr aufzurufen. So schrieb der Administrator auf Telegram: «FTX ist gehackt worden. FTX-Apps sind Malware. Löschen Sie sie. Chat ist offen. Gehen Sie nicht auf die Website, da dort Trojaner heruntergeladen werden könnten.».

Zudem wurden abnormale Transaktionen beobachtet. Dabei wurden über 600 Millionen Dollar in Kryptowährungen von Wallets des bereits in der Insolvenz befindlichen Kryptobörse registriert. Dafür gebe im Moment noch keine Erklärung. Wenn sich dies bewahrheitet wäre dies ein weiterer Schlag für alle Kryptobesitzer, die immer noch auf Aufzahlung warten.

FTX sagt, dass es nach den «nicht autorisierten Transaktionen» verbleibende Gelder in Cold Wallets verschoben hat, um Schaden zu mindern.

+++ Update 16.10 Uhr: FTX meldet Insolvenz an, SBF tritt zurück +++

Nun ist es gewiss: FTX hat bisher keinen neuen Investor gefunden. Das Unternehmen zieht nun die Reissleine, die man über die letzten Tage als Notfalloption vorgestellt hat und stellt den Antrag auf ein Insolvenzverfahren. Besonders brisant: Auch FTX.US beantragt die Insolvenz. Der US-Zweig galt bisher als ausgenommen und sei laut offiziellen Aussagen nicht insolvent gewesen.

Durchgesickerte Informationen beweisen nun allerdings das Gegenteil. Von der Insolvenz ist beinahe die gesamte FTX Group betroffen. Diese umfasst über 130 Unternehmen. Auch der berüchtigte Trading-Arm Alameda Research ist betroffen. Lediglich vier Tochterunternehmen sind demnach immer noch liquide.

Gründer und bisheriger Geschäftsführer von FTX, Sam Bankman-Fried (SBF genannt), tritt von seinem Posten zurück. Als seinen Nachfolger ernennt er John J. Ray, der den Kunden der Krypto-Börse Aufklärung und Transparenz verspricht.

+++ Update 13.00 Uhr: BlockFi: Erster FTX-Partner bricht ein +++

Mit dem Krypto-Lender BlockFi bricht nun auch der erste Partner ein. BlockFi war im Sommer in die Insolvenz geraten. Damals gab man vor allem dem anhaltenden Bärenmarkt die Schuld für die Misere. Nun gibt das Unternehmen erneut bekannt, den Geschäftsbetrieb einzustellen. Die Schuld sieht man bei der Krypto-Börse FTX und deren Schwesterunternehmen Alameda.

Das Unternehmen wollte BlockFi 2023 für maximal 240 Millionen US-Dollar aufkaufen. Die fehlende Transparenz der kollabierenden Firmen habe nun zur Illiquidität seitens BlockFi geführt.

FTX veruntreute zehn Milliarden US-Dollar an Kundengeldern

Aus einem Bericht des Wall Street Journal geht hervor, dass FTX zehn Milliarden US-Dollar an Kundengeldern veruntreute. Demnach nutzte FTX die Einzahlungen von Kunden, um riskantes Trading von Alameda zu finanzieren. Sam Bankman-Fried gründete beide Unternehmen. Insgesamt erhielt die Krypto-Börse 16 Milliarden US-Dollar durch die Einzahlung von Kunden. Deutlich mehr als die Hälfte dessen gab man also bewusst aus der Hand.

+++ Update 11.11.: Bahamas: Vermögenswerte eingefroren +++

Die Behörde «Securities Commission of The Bahamas» zieht Konsequenzen. Der Inselstaat, der neben Sandstränden auch einen etwas zweifelhaften Ruf in Sachen Finanz- und Steuerrecht geniesst gab auf Twitter bekannt, dass man das gesamte Vermögen von FTX International aus Sicherheitsgründen eingefroren hat. Dies geschehe um das Unternehmen zu stabilisieren.

+++ Update 18.15 Uhr: Auszahlungen auf FTX wieder möglich +++

Wie On-Chain-Daten belegen, gibt FTX die Auszahlung von Token auf der Ethereum-Blockchain inzwischen wieder frei, nachdem rund zwei Tage Stillstand herrschte. Auf Twitter gibt FTX-Gründer Sam Bankman-Fried inzwischen bekannt, dass nur Nutzer des internationalen Ablegers seiner Firma betroffen sind. Nutzer von FTX.US müssten sich hingegen keine Sorgen machen.

Zugleich entschuldigt sich der Geschäftsführer bei seinen Kunden. Allein an einem Tag hätten jene Auszahlungen in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar veranlasst. Auf Twitter reagieren die meisten Nutzer mit Spott und Häme. Sie verlangen eine Rückzahlung ihrer Gelder.

Die plötzliche Reaktivierung von Auszahlungen wirft Fragen über die Liquidität auf, die bisher nicht abschliessend geklärt werden können. Laut Aussagen von SBF unterscheide sich die Liquidität je nach Anlage von «sehr viel» bis «extrem wenig.»

+++ Update 16.00: Tether friert USDT-Vermögen von FTX ein+++

Tether hat nach Aufforderung der Behörden 46 Millionen USDT im Besitz der Kryptobörse FTX eingefroren. Es handelt sich um eine Wallet-Adresse auf dem Tron-Netzwerk.

„Wir beginnen, Anfragen von Behörden zu erhalten, um Vermögenswerte vorübergehend einzufrieren, während Ermittlungen stattfinden“, sagte ein Tether-Manager gegenüber CoinDesk.

Nachdem die FTX-Übernahme durch Binance gescheitert war, hat Justin Sun zwar angekündigt, eine Lösung finden zu wollen. Allerdings wird bei den Tweets von Sam Bankman-Fried klar, dass der 30-Jährige aktuell sehr überfordert ist.

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+++ Update 11.50: Tron-Gründer Justin Sun nimmt Gespräche mit FTX auf +++

Veröffentlichte Internas aus einer Chatgruppe von FTX belegen nun, dass Tron-Gründer Justin Sun Gespräche mit FTX aufnimmt. Demnach äussert der Unternehmer Interesse an einer Übernahme der Krypto-Börse. Deren Gründer SBF strebt einen Abverkauf an. Laut seiner eigenen Erklärung sei das sowohl für Kunden, das Personal als auch für institutionelle Investoren wünschenswert.

Etwaig auf FTX erworbene Kryptowährungen könnten durch einen Käufer übernommen werden, sodass sämtliche Kunden die Möglichkeit einer Auszahlung haben. Ein aktueller Mangel an Liquidität macht das unmöglich.

FTX-Investments: Diese Coins sind von weiteren Kursverlusten bedroht

Unterdessen stellt sich in der Szene die Frage, welche Unternehmen von einem Kaskadeneffekt getroffen werden könnten. Daten von Huobi Research offenbaren nun erste Informationen. Dabei geht es jedoch nur implizit um Unternehmen. Stattdessen kommt an die Öffentlichkeit, in welche Kryptowährungen FTX investierte. Um Liquidität herzustellen, droht dort ein massiver Abverkauf.

Findet dieser über den freien Markt statt, müsste man mit starken Kursverlusten rechnen. Unklar ist, ob es dem Unternehmen gelingt, dies durch OTC-Trades zu verhindern. Laut Huobi sind hauptsächlich folgende Kryptowährungen betroffen: Solana (SOL), Fantom (FTM) und Serum (SRM).

Ausserdem bestehen Investments seitens FTX und Alameda in folgende Projekte: SUSHI, DODO, MAPS, FORNT, UPXT, HGET, FIDA, RAMP, LINA und PERP. Die meisten dieser Coins und Token sind mit dApps verwoben. MAPS fällt aus dem Muster. Es handelt sich um eine Navigationsapp, ähnlich Google Maps.

Öffentliche Wallets zeigen ausserdem einen erheblichen Anteil an BitDAO (BIT). Diese bilden 23 Prozent des öffentlichen Portfolios von Alameda Research.

+++ Update 10.30 Uhr: Acht Milliarden Dollar fehlen +++

Bis vor Kurzem waren die genauen Summen noch relativ unklar. In einer Information an Investoren sprach der Gründer Sam Bank-Friedman erstmal vom konkreten Fehlbetrag. Dieser wird aufgrund der momentan offenen Auszahlungsanträgen bei acht Milliarden Dollar liegen.

+++ Update 10.11.: FTX setzt auf Fundraising +++

Nach der Absage von Binance zur Übernahme arbeiten die Verantwortlichen des Handelsplatzes an anderen Optionen. Dabei möchte der Gründer Sam Bankman-Fried auf Fundraising setzen. Dies wurde laut TheBlock intern an die Mitarbeitenden kommuniziert. Wenn man von den kolportierten Summen von acht Milliarden ausgeht, scheint dies zumindest sehr sportlich. An die Mitarbeitenden gerichtet spricht er auch darüber, dass er hofft, dass die Mitarbeitenden bleiben, er es aber nachvollziehen könnte, wenn sich diese entscheiden würden, das Unternehmen zu verlassen.

Sollte das Geld einsammeln erfolgreich sein, plant er zudem, die bisher getrennt geführten Unternehmen «FTX International» und FTX U.S» zusammenzuführen.

+++ Update 09.11.: Binance sagt Kauf ab +++

Die neuste Wende machte, wie so oft, auf Twitter die Runde. Zusammengefasst: Binance nimmt nach Sichtung der Daten und Information Abstand vom Kauf.

Kurse reagieren erneut sehr heftig, wie beispielsweise der Bitcoin:

  • bitcoin
  • Bitcoin
    (BTC)
  • Preis
    $63,774.00
  • Marktkapitalisierung
    $1.26 T

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+++ Update: SEC äussert sich +++

Gary Gensler, Vorsitzender der Börsenaufsichtsbehörde und seit jeher ein Krypto-Skeptiker, äusserte sich nun auch zu den Entwicklungen rund um das Unternehmen in den letzten Tagen. Die letzten Tagen seien ein Muster dessen gewesen, was man bereits in den letzten Monaten sehen konnte.

«Was wir in den letzten zwei Tagen gesehen haben, ist, wenn ich etwas Abstand davon nehmen darf, wirklich Teil eines Musters dessen, was wir in den letzten sechs oder acht Monaten gesehen haben.»

Dabei wurden und werden Investoren geschädigt. Man müsse sich wieder auf die bewährten politischen Leitplanken verlassen. Da wird im Nachgang zu den Entwicklungen die Regulierungsbemühungen weiter zunehmen. Dabei sei es ihm wichtig, die Entwicklungen rund um FTX nicht losgelöst zu betrachten. Der Markt sei nach wie vor zu intransparent und es mangele an Offenlegung. Die Hebelwirkung, die solche Meldungen jeweils auf den Gesamtmarkt haben sei daneben ein weiteres Problem.

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