Stablecoins haben sich zu einem zentralen Bestandteil der Kryptoökonomie entwickelt. Sie kombinieren die Vorteile der Blockchain-Technologie mit der Stabilität traditioneller Währungen. In diesem umfassenden Leitartikel für CoinPro.ch erfährst du alles Wissenswerte rund um Stablecoins: ihre Geschichte, Funktionsweise, Risiken, Chancen und die bedeutendsten Projekte am Markt.
Was sind Stablecoins?
Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert an einen stabilen Vermögenswert gebunden ist – in der Regel an Fiatwährungen wie den US-Dollar, den Euro oder auch Rohstoffe wie Gold. Sie sollen die Volatilität herkömmlicher Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum ausgleichen. Zentrale Merkmale:
- Preisstabilität
- Transparenz durch Blockchain-Technologie
- Schnelle Transaktionen und geringe Kosten
Stablecoins sind das Bindeglied zwischen der traditionellen Finanzwelt und der dezentralen Blockchain-Welt. – Nic Carter, Castle Island Ventures
Die Geschichte der Stablecoins
Die Idee einer stabilen digitalen Währung entstand als Reaktion auf die hohe Volatilität klassischer Kryptos. Schon früh versuchten Projekte wie BitUSD (2014) und NuBits, Preisstabilität durch algorithmische oder besicherte Modelle zu erreichen. Meilensteine:
- 2014: Start von BitUSD auf der BitShares-Plattform
- 2015: Launch von Tether (USDT) – dem ersten grossen Stablecoin
- 2017–2020: DeFi-Boom bringt Stablecoins wie DAI in den Fokus
- 2021–2023: Aufstieg von USDC, BUSD, UST (Terra)
- 2022: Zusammenbruch von TerraUSD (UST) sorgt für regulatorische Debatten weltweit (mehr dazu)
Wie funktionieren Stablecoins? Die Technologie dahinter
Stablecoins unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise, je nach Mechanismus zur Preisstabilität. Die drei Haupttypen:
Fiat-besicherte Stablecoins
Diese sind durch Einlagen in traditionellen Währungen gedeckt, die in Bankkonten gehalten werden. Beispiele:
- Tether (USDT)
- USD Coin (USDC)
- TrueUSD (TUSD)
Krypto-besicherte Stablecoins
Diese verwenden Kryptowährungen als Sicherheit, meist über Smart Contracts mit Überbesicherung. Beispiele:
- DAI (besichert durch ETH, USDC, u.a.)
- sUSD (von Synthetix)
Algorithmische Stablecoins
Diese regulieren den Preis durch Angebots- und Nachfrageanpassungen via Smart Contracts, ohne direkte Sicherheiten. Beispiele:
- (ehemals) TerraUSD (UST)
- Frax (teilweise algorithmisch)
Nicht alle Stablecoins sind gleich stabil – die zugrunde liegende Mechanik entscheidet über Sicherheit und Funktion. – Sam Kazemian, Gründer von Frax Finance
Die wichtigsten Stablecoins im Vergleich
Tether (USDT)
- Marktführer nach Marktkapitalisierung mit über $100 Milliarden im Umlauf (Stand: Mai 2025)
- An den US-Dollar gekoppelt (1 USDT ≈ 1 USD)
- Reserven umfassen u. a. US-Staatsanleihen, Bargeld, Unternehmensanleihen
- Herausgeber: Tether Ltd., mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln
- Kritisiert wurde die Intransparenz bei den Reserven, inzwischen gibt es regelmässige Audits (Quelle: Tether Transparency)
USD Coin (USDC)
- Herausgegeben von Circle in Partnerschaft mit Coinbase
- Vollständig durch US-Dollar auf Bankkonten gedeckt
- Regulatorisch in den USA registriert und prüfbar – monatliche Rechenschaftsberichte
- Häufig erste Wahl für institutionelle Investoren
- Unterstützt auf Ethereum, Solana, Avalanche, Polygon u.v.m.
- Monatlich auditierte Reserven, hohe Transparenz (Quelle: Circle Transparency Reports)
DAI
- Dezentraler Stablecoin von MakerDAO, besichert durch Krypto-Assets wie ETH und USDC
- Überbesicherung durch Smart Contracts (Collateralized Debt Positions, CDPs)
- Governance erfolgt über den MKR-Token>
- DAI ist ein Paradebeispiel für DeFi-Innovation
- Stärker volatil bei Marktturbulenzen, da Absicherung durch volatile Assets erfolgt
- Governance durch die MakerDAO-Community (Quelle: MakerDAO Docs)
TrueUSD (TUSD)
- Echtzeit-Transparenz der Bankreserven (Quelle: TrustExplorer)
- Vollständig durch USD gedeckt, mit Echtzeit-Transparenz über Drittanbieter (Quelle: TrustExplorer)
- Verwendet Smart Contracts für Verwahrung und Verwaltung
- Wurde mehrfach weiterverkauft, zuletzt 2023 an ein chinesisches Konsortium
- Kommt häufig auf asiatischen Börsen wie Binance zum Einsatz
- Wird teilweise durch automatisierte Mechanismen mit Proof-of-Reserve abgesichert
EURC (vormals EUROC)
- Stablecoin von Circle, der den Euro abbildet
- Seit 2022 auf Ethereum verfügbar, 1:1 durch Euro-Guthaben auf EU-Bankkonten gedeckt
- Antwort auf die Nachfrage nach eurobasierten digitalen Assets im DeFi-Bereich
- Unterstützt DeFi-Staking-Pools in Euro, z. B. auf Aave
- Einsatz vor allem bei europäischen Nutzern und Unternehmen
Binance USD (BUSD)
- Ein Stablecoin, der 1:1 an den US-Dollar gekoppelt ist
- Herausgegeben in Kooperation zwischen Binance und dem US-regulierten Unternehmen Paxos Trust Company
- War bis Anfang 2023 vollständig reguliert durch das New York Department of Financial Services (NYDFS)
- Reservendeckung vollständig in Bargeld und kurzlaufenden US-Staatsanleihen – mit monatlichen Audit-Berichten (Quelle: Paxos Transparency Reports)
- Bekannt für hohe Liquidität auf der Binance-Plattform und als Haupt-Stablecoin im Binance-Ökosystem
- Anfang 2023 kündigte Paxos auf Anweisung der NYDFS an, keine neuen BUSD mehr zu prägen, bestehende Token bleiben jedoch weiterhin gültig und einlösbar
- Nutzung seitdem stark rückläufig, dennoch als historisch bedeutendes Beispiel für regulatorische Eingriffe im Stablecoin-Markt relevant
Was ist mit TerraUSD passiert?
- Im Mai 2022 verlor UST seine 1:1-Bindung an den US-Dollar.
- Panikverkäufe, Liquiditätsprobleme und eine fatale Spirale zwischen dem Token-Burn von UST und dem Minting von LUNA ließen beide Token massiv einbrechen.
- Über $45 Milliarden an Marktwert wurden in wenigen Tagen vernichtet.
- Viele Anleger verloren ihr gesamtes Kapital, auch DeFi-Plattformen und CEXs wurden in Mitleidenschaft gezogen.
- Der Vorfall wurde als „Lehman-Moment der Kryptoindustrie“ bezeichnet.
- „Der Terra-Crash hat uns gezeigt, was passiert, wenn komplexe Systeme ohne echte Absicherung skaliert werden.“ – Vitalik Buterin, Ethereum-Mitgründer
Chancen und Potenziale von Stablecoins
Stablecoins bieten nicht nur eine stabile Brücke zwischen Fiatgeld und Kryptowährungen, sondern eröffnen ganz neue Möglichkeiten in der digitalen Finanzwelt. Sie gelten als Rückgrat des DeFi-Ökosystems und könnten langfristig sogar den klassischen Zahlungsverkehr, internationale Überweisungen und Ertragsmodelle wie Staking oder Lending revolutionieren.
“Vertrauen ist bei Stablecoins wichtiger als Technologie.” – Caitlin Long, Gründerin von Custodia Bank
1. Sichere Alternative zur Volatilität von Kryptowährungen
Die hohe Volatilität von Bitcoin, Ethereum und Co. ist für viele Nutzer ein Hemmnis. Stablecoins wie USDC oder DAI bieten hingegen einen „sicheren Hafen“:
- Preisbindung an Fiatwährungen wie den US-Dollar oder Euro bietet Berechenbarkeit
- Ideal für Sparpläne und Payment-Anwendungen, z. B. Gehaltsauszahlungen in Web3-Unternehmen
- Schutz vor Inflationsrisiken in instabilen Volkswirtschaften (z. B. Türkei, Argentinien)
2. Staking und Zinserträge mit Stablecoins
Eine besonders interessante Anwendung ist das sogenannte Stablecoin-Staking – dabei werden Stablecoins in Smart Contracts „eingeschlossen“, um Renditen zu generieren:
- Plattformen wie Aave, Compound, Curve oder Yearn Finance ermöglichen Zinssätze zwischen 2 % bis zu über 10 % jährlich
- Zentralisierte Anbieter wie Kryptobörsen Binance oder bitvavo oder ehemals Celsius boten vergleichbare Programme – allerdings teils ohne ausreichende Transparenz (oder wie im Fall von Celsius, wo es zum Verlust der Einlagen kam)
- Vorteil gegenüber klassischen Sparbüchern: höhere Renditen, keine Volatilität
- Risiko: Smart-Contract-Fehler oder Plattformpleiten, wie sie z. B. bei Celsius 2022 eintraten
„Stablecoins sind das Herzstück für Ertragsmodelle in DeFi – ohne sie kein echtes passives Einkommen.“ – Stani Kulechov, Gründer von Aave
3. Cross-Border-Zahlungen und Remittances
Stablecoins bieten grosses Potenzial für grenzüberschreitende Zahlungen:
- Transaktionen sind nahezu in Echtzeit und zu Bruchteilen der Kosten traditioneller Banken möglich.
- Besonders wertvoll für Entwicklungsländer, in denen viele Menschen keine Bankverbindung, aber Zugang zu Smartphones haben.
- Projekte wie Stellar und Celo setzen gezielt auf diese Use Cases.
- Beispiel: Eine Überweisung von 500 USD von Deutschland nach Nigeria über Western Union kostet bis zu 10 %, mit USDC auf der Stellar-Blockchain unter 0,1 %.
4. Onboarding in Krypto & DeFi
Stablecoins senken die Einstiegshürden:
- Einfacher Einstieg für Einsteiger, da kein Risiko durch Kursschwankungen.
- Häufig erster Schritt, um dezentralisierte Anwendungen kennenzulernen.
- Zunehmend auch als Zahlungsmittel in Online-Shops akzeptiert.
5. Programmierbares Geld und Smart Contracts
Stablecoins eignen sich hervorragend für automatisierte Zahlungen durch Smart Contracts:
- Lohnauszahlungen, Dividenden, Crowdfunding – alles automatisierbar.
- Ermöglicht neue Geschäftsmodelle im Bereich Decentralized Autonomous Organizations (DAOs).
- Kombination mit NFTs, Real-World Assets (z. B. Immobilien) und Supply-Chain-Lösungen denkbar.
Risiken und Herausforderungen von Stablecoins
Trotz ihrer Stabilität und der vielen Chancen sind Stablecoins kein risikofreies Investment. Je nach Typ, Deckungsmechanismus und Regulierungsrahmen ergeben sich unterschiedliche Schwachstellen – einige davon haben bereits gravierende Folgen gehabt, wie der Fall TerraUSD (UST) drastisch gezeigt hat.
1. Zentralisierung & Gegenparteirisiko
Viele Stablecoins – insbesondere USDT und USDC – sind zentralisiert, d. h.:
- Ein einzelnes Unternehmen kontrolliert die Emission und Verwaltung (z. B. Tether Ltd. oder Circle).
- Das Vertrauen in diese Emittenten ist essenziell – ein Kontrollverlust oder Betrug könnte das gesamte System destabilisieren.
- Blockierungen von Wallets durch zentrale Stablecoin-Emittenten (z. B. auf Anweisung von Behörden) untergraben die Zensurresistenz der Blockchain.
Beispiel: Im August 2022 fror Circle über 75.000 USDC auf Ethereum-Wallets ein, die mit Tornado Cash in Verbindung standen – ein Präzedenzfall, der viele in der Krypto-Community beunruhigte.
2. Transparenz & Reserven
Nicht alle Stablecoins legen ihre Reserven regelmässig offen:
- USDT (Tether) wurde lange Zeit für intransparente Rücklagen kritisiert. Erst seit 2021 werden Audits veröffentlicht – allerdings nicht von den “Big Four” der Wirtschaftsprüfung.
- Fragwürdige oder illiquide Vermögenswerte in der Deckung können im Krisenfall problematisch sein.
Regulatorischer Kontext: In der EU sollen mit MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation) künftig strenge Offenlegungsregeln gelten – Stablecoins müssen dann täglich veröffentlichen, wie ihre Deckung aussieht (Quelle: EU-Parlament, 2023).
3. Smart-Contract-Risiken bei dezentralen Stablecoins
Stablecoins wie DAI sind durch Smart Contracts abgesichert – das bringt neue technische Risiken:
- Hacks, Bugs oder Exploits in den zugrundeliegenden Smart Contracts können zum Verlust der Deckung oder zu Arbitrage-Attacken führen.
- Liquidationen in Crashphasen: In Phasen starker Marktvolatilität kann es zu Massenliquidationen der Sicherheiten kommen, was zu Instabilität führt.
Beispiel: Im März 2020 („Black Thursday“) verlor DAI kurzzeitig seine Bindung an den US-Dollar, da Ethereum innerhalb von Minuten um 50 % einbrach und Sicherheiten nicht rechtzeitig liquidiert werden konnten.
4. Regulatorische Unsicherheit
Stablecoins stehen weltweit zunehmend im Fokus von Finanzaufsichtsbehörden:
- USA: Die SEC stuft bestimmte Stablecoins als potenzielle „Wertpapiere“ ein.
- EU: MiCAR (ab 2024 in Kraft) bringt klare Regeln, könnte aber kleine Projekte überfordern.
- Schweiz: Die FINMA unterscheidet je nach Ausgestaltung zwischen Zahlungsmittel, Anlageinstrument und Hybriden.
>Risiko: Ein regulatorischer Eingriff – wie das Verbot neuer BUSD-Emissionen durch Paxos 2023 – kann den Markt und die Liquidität plötzlich stark beeinflussen.
5. Systemische Risiken im DeFi-Sektor
Stablecoins sind das Rückgrat vieler DeFi-Protokolle:
- Ein Zusammenbruch eines dominanten Stablecoins kann eine Kettenreaktion auslösen.
- Beispiel: Der Zusammenbruch von TerraUSD (UST) führte zum Totalverlust bei Anchor, Mirror, Kujira und weiteren Plattformen.
- Konzentration auf wenige Stablecoins (USDT, USDC, DAI) macht das System anfällig für systemische Abhängigkeit.
Die Kryptoindustrie braucht robuste Stablecoins – nicht nur stabile Preise, sondern auch stabile Strukturen. – Caitlin Long, Gründerin von Custodia Bank
Regulierung von Stablecoins: Zwischen Innovation und Aufsicht
Stablecoins sind längst kein Randphänomen mehr – ihr wachsender Einfluss auf die globale Finanzwelt macht sie zu einem zentralen Thema für Gesetzgeber, Notenbanken und Aufsichtsbehörden. Der regulatorische Rahmen befindet sich jedoch vielerorts noch im Aufbau und unterscheidet sich deutlich von Land zu Land.
1. Regulatorischer Spagat: Verbraucherschutz vs. Innovationsförderung
Regulierungsbehörden sehen sich mit einem Dilemma konfrontiert. Einerseits müssen Verbraucher geschützt, Geldwäsche verhindert und die Finanzmarktstabilität gewahrt bleiben. Andererseits darf technologische Innovation nicht abgewürgt werden – vor allem in Ländern, die sich als Krypto-Standort positionieren möchten. Stablecoins bewegen sich an der Schnittstelle zwischen dezentraler Innovation und klassischer Finanzaufsicht. Aufgrund ihres wachsenden Einflusses auf Zahlungsströme, Geldmärkte und das Bankensystem rücken sie zunehmend in den Fokus von Regulatoren weltweit.
1. Warum Stablecoins reguliert werden müssen
Stablecoins gelten regulatorisch nicht mehr als rein technologische Experimente – sie sind:
- Systemrelevant für den Krypto-Sektor (z. B. Liquidität in DeFi)
- Risikoobjekte im Finanzsystem (z. B. bei Bank-runs oder Verlust der Bindung)
- Neue Möglichkeiten für Geldwäsche, Terrorfinanzierung oder Sanktionsumgehung, sofern sie nicht überwacht werden
Wenn Stablecoins wie Banken funktionieren, müssen sie auch wie Banken reguliert werden. – Janet Yellen, US-Finanzministerin (2022)
2. Europäische Union: MiCAR als Blaupause
Die EU hat mit der Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) ein einheitliches Regelwerk verabschiedet, das seit Mitte 2024 vollständig greift:
- Stablecoins mit hoher Verbreitung gelten als „signifikant“ und unterliegen besonders strengen Anforderungen.
- Emittenten müssen Kapitalreserven vorhalten, eine Lizenz als E-Geld-Institut besitzen und regelmässig Bericht erstatten.
- Stablecoins, die nicht durch Fiat gedeckt sind, dürfen nur eingeschränkt vermarktet werden.
- Ein Verbot algorithmischer Stablecoins wie TerraUSD in ihrer bisherigen Form gilt als wahrscheinlich.
MiCAR gilt als weltweit erster umfassender Regulierungsrahmen speziell für Krypto-Assets und wird voraussichtlich als Vorlage für andere Regionen dienen. Mehr zum Thema MiCAR
3. Schweiz: Differenzierte und innovationsfreundliche Haltung
Die Schweiz verfolgt seit Jahren eine differenzierte Regulierungsstrategie:
Die FINMA unterscheidet Stablecoins nach Anwendungsfall:
- Zahlungs-Token, z. B. USDC → gelten wie Geldmittel
- Anlage-Token, z. B. Gold-gebundene Stablecoins → unterliegen Fonds- oder Anlagevorschriften
- Hybride Konstrukte, je nach Ausgestaltung unterschiedlich reguliert
Seit Inkrafttreten des DLT-Gesetzes (2021) gilt die Schweiz als Musterbeispiel für rechtliche Klarheit im Blockchain-Bereich.
Besonderheit: Die Schweiz erkennt auch algorithmische Stablecoins unter bestimmten Bedingungen an – ein Alleinstellungsmerkmal im globalen Vergleich.
4. USA: Uneinigkeit zwischen Behörden
Die Vereinigten Staaten diskutieren Stablecoin-Gesetze intensiv, aber fragmentiert:
- Die SEC (Securities and Exchange Commission) sieht in vielen Stablecoins potenziell „Wertpapiere“.
- Die CFTC (Commodity Futures Trading Commission) hingegen betrachtet sie eher als Rohstoffe.
- Ein überparteilicher Gesetzentwurf („Stablecoin TRUST Act“) liegt seit 2022 im Kongress, bisher aber ohne Abschluss.
Die US-Regierung fordert:
- Zentralisierte Emittenten sollen unter staatlicher Aufsicht stehen.
- Stablecoins müssen vollständig gedeckt und sofort einlösbar sein.
Ein wichtiger Präzedenzfall war der Stopp neuer Emissionen von Binance USD (BUSD) durch Paxos auf Druck des NYDFS im Februar 2023 – obwohl BUSD bis dahin als regulierter Stablecoin galt.
5. Herausforderungen für Stablecoin-Emittenten
Regulierung schafft Sicherheit, aber auch Hürden:
- Kleine Startups tun sich schwer mit den Kapitalanforderungen, Rechenschaftspflichten und Audits.
- Globale Anbieter müssen mehrere Rechtsräume parallel erfüllen (z. B. MiCAR + US-Gesetze).
- Open-Source-Communities (z. B. MakerDAO) stehen vor der Frage, wie sie sich rechtskonform organisieren können, ohne zentrale Instanz.
Regulierung ist keine Bremse für Stablecoins – sie ist das Fundament für nachhaltiges Wachstum. – Patrick Hansen, Circle EU Policy Lead
🌍 Regulierungskarte: Stablecoins im internationalen Vergleich
Region / Land | Regulatorische Lage | Besonderheiten / Bemerkungen |
---|---|---|
🇪🇺 Europäische Union (MiCAR) | ✅ In Kraft ab Mitte 2024 | Definition von E-Geld- und Asset-backed-Token, tägliche Berichte, Emittentenpflichten |
🇺🇸 USA | ⚠️ Uneinheitlich, in Arbeit | SEC vs. CFTC uneins; Trust Acts im Kongress; BUSD-Emission durch NYDFS gestoppt |
🇨🇭 Schweiz | ✅ Klar und differenziert (FINMA) | DLT-Gesetz, flexible Token-Klassifikation, algorithmische Modelle erlaubt |
🇬🇧 Grossbritannien | ⚠️ In Vorbereitung | Financial Services and Markets Bill; Fokus auf Verbraucherschutz & Systemrisiken |
🇸🇬 Singapur | ✅ Streng reguliert (MAS) | Stablecoin-Leitlinien seit 2023; vollständige Deckung & Liquiditätspflicht |
🇯🇵 Japan | ✅ Gesetz seit 2023 aktiv | Nur Banken, Treuhänder oder Geldtransferdienste dürfen Stablecoins emittieren |
🇰🇷 Südkorea | ⚠️ Geplante Gesetze bis 2025 | Transparenz- und Verwahrungspflicht nach TerraUSD-Crash |
🇨🇳 China | ❌ Stablecoins faktisch verboten | Förderung des digitalen Yuan (e-CNY); privater Stablecoin-Einsatz untersagt |
Stablecoins im DACH-Raum: Status Quo in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Der deutschsprachige Raum nähert sich Stablecoins mit Vorsicht, aber auch mit wachsendem Interesse. Die regulatorischen Rahmenbedingungen unterscheiden sich dabei leicht, sind aber insgesamt eher offen.
Schweiz
- Die FINMA hat bereits 2019 ein Merkblatt zu Stablecoins veröffentlicht.
- Stablecoins werden je nach Ausgestaltung als Zahlungsmittel oder kollektive Kapitalanlagen behandelt.
- Die Schweiz gilt als einer der Vorreiter in Europa, was Blockchain-Regulierung betrifft – insbesondere durch die Gesetzesreform des DLT-Gesetzes 2021.
Deutschland
- Die BaFin stuft Stablecoins als “Rechnungseinheiten” ein, vergleichbar mit Finanzinstrumenten.
- Für Emittenten gelten strenge Anforderungen – darunter Lizenzierung und Eigenkapitalnachweise.
- Pilotprojekte wie der “LUGAS Stablecoin” der Volksbank Mittelhessen zeigen, dass auch etablierte Finanzinstitute aktiv sind
Österreich
- Die FMA behandelt Stablecoins im Rahmen bestehender Finanzmarktregulierung.
- Besonders aktiv ist der Standort Wien durch Startups wie Bitpanda, das mit EUR Stablecoin-Projekten experimentiert.
- Auch Initiativen zur digitalen Staatswährung (E-Euro) werden auf EU-Ebene unterstützt.
- Reputationsbasierte Stablecoins durch dezentrale Ratings und Proof-of-Reserves.
Fazit: Stablecoins – Fundament der digitalen Finanzzukunft
Stablecoins sind weit mehr als nur eine technische Zwischenlösung oder digitale Repräsentation von Fiatgeld – sie sind das verbindende Element zwischen der dezentralen Krypto-Welt und dem traditionellen Finanzsystem. Durch ihre Fähigkeit, Wertstabilität mit der Effizienz, Programmierbarkeit und Transparenz der Blockchain-Technologie zu kombinieren, haben sie sich als unverzichtbare Infrastrukturkomponente in der digitalen Ökonomie etabliert.
Stabilität trifft Innovation
Ob als Tauschmittel, Wertspeicher, Transaktionsmedium in DeFi-Protokollen oder Grundlage für Ertragsstrategien wie Staking und Lending – Stablecoins sind bereits heute elementarer Bestandteil zahlreicher Anwendungsfelder. Ihre Stabilität erlaubt es Millionen Menschen weltweit, sich unabhängig von der Volatilität klassischer Kryptowährungen an der digitalen Ökonomie zu beteiligen.
Risiken sind real – aber kontrollierbar
Gleichzeitig dürfen die Risiken nicht unterschätzt werden. Der Zusammenbruch von TerraUSD hat eindrücklich gezeigt, wie fragil das Gleichgewicht eines Stablecoins sein kann, wenn es an echter Deckung, Transparenz und Risikomanagement mangelt. Der Markt ist sich dessen bewusst – und reagiert: durch bessere Governance, technische Audits, unabhängige Prüfberichte und wachsendes regulatorisches Interesse.
(bedachte) Regulierung als Schlüssel zum Vertrauen
Die globale Regulierungslandschaft entwickelt sich schnell. Während einige Länder wie die Schweiz und die EU klare Rahmenbedingungen geschaffen haben, stehen andere Nationen noch am Anfang. Entscheidend wird sein, einen ausgewogenen Mittelweg zu finden, der Innovation nicht ausbremst, aber Missbrauch und Instabilität verhindert.