Bis vor einigen Jahren gab es genau eine Kryptowährung: Den Bitcoin. Beim grossen Hype um das ‚Zahlungsmittel der Zukunft‘ wollten aber viele mitspielen und so existieren je nach Quelle bereits zwischen 1.800 und über 4.000 verschiedene Kryptowährungen. Abgesehen von Bitcoin fallen sie alle unter die sogenannten Altcoins, sollen also eine Alternative zum Vorreiter Bitcoin bieten. Eine echte Alternative sind bislang allerdings nur die wenigsten.

Trotzdem kommen immer neue Kryptowährungen auf den Markt. Die meisten von ihnen werden über eine Art Crowdfunding finanziert: Die Gründer sammeln Kapital in Form von Zentralbankgeld ein und die Investoren erhalten dafür brandneue Coins oder Token.

ICO vs. IPO

Diese erste Finanzierungsrunde für digitale Währungen nennt man Initial Coin Offering, kurz ICO. Der Begriff ist angelehnt an das Initial Public Offering, kurz IPO, also die Erstausgabe von Aktien an der Börse. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Investments besteht in der Regulierung: Während für IPOs strenge Richtlinien gelten, sind ICOs kaum überwacht.

In ICOs werden mittlerweile Milliarden investiert und der Trend geht weiter nach oben. So berichtet CoinDesk, dass allein im ersten Quartal 2018 weltweit 6,3 Milliarden US-Dollar in ICOs geflossen sind. Das sind 118 Prozent des Gesamtjahres 2017.

Crowdfunding birgt Risiken

Grundsätzlich macht die community-basierte Finanzierung von Coins Sinn. Jeder kann beim Crowdfunding mitmachen, auch mit kleinem Budget. Die zukünftigen Nutzer als Geldgeber – näher dran geht’s ja kaum. Aber die Hoffnung, die neue Kryptowährung könnte eine Bitcoin-Karriere hinlegen und ihren Wert vervielfachen, führt auch zu riskanten Entscheidungen.

Euphorische Investoren können Unmengen an Geld verlieren, sowohl durch einen abrupten Wertverlust der Coins, als auch durch eigens für den Betrug konzipierte ICOs, die den Launch einer echten Kryptowährung nie im Sinn hatten. Und Scammer haben es beim ICO-Betrug dank mangelnder Überwachung vergleichsweise leicht, mit dem eingesammelten Geld zu verschwinden, während die geprellten Investoren auf ihren Verlusten sitzen bleiben.

SEC launcht Fake-Coin

Auf die Gefahren von ICOs weisen Regulierungs- und Aufsichtsbehörden regelmässig hin. Ethereum-Mitbegründer Charles Hoskinson warnte schon im Sommer 2017 vor dem ICO-Hype. Anleger liessen sich vom schnellen Geld blenden ohne ausreichend über die Risiken informiert zu werden.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat gehandelt und im Mai 2018 eine eigene Kryptowährung erfunden: Den HoweyCoin, angeblich gemacht für die Reisebranche. In Wahrheit soll er potenziellen Investoren eine Lehre sein, wie einfach sie auf Blockchain-Betrügereien und einen ICO-Betrug hereinfallen können.

Eine moderne Website, Bilder eines jungen und dynamischen Teams und der angeblichen prominenten Unterstützung, ein achtseitiges Whitepaper und grosse Rabatte bei schnellem Investment sollen unvorsichtige Nutzer locken. Beim Klick auf den Button „Buy Coins Now!“ landet der Nutzer auf einer Website der SEC, auf der der Schwindel dann aufgeklärt wird:

We created the bogus Howeycoins.com site as an educational tool to alert investors to possible fraud involving digital assets like crypto-currencies and coin offerings.

Merkmale für einen ICO-Betrug

Auf der Landingpage listet die SEC typische Anzeichen für Scams auf, mit direktem Bezug auf die HoweyCoin-Seite. Ein sehr deutliches Warnzeichen sind extrem grosse und angeblich garantierte Gewinne, denn hohe Erlöse sind immer auch mit hohen Risiken verbunden und können damit keinesfalls garantiert werden.

Die angebliche prominente Unterstützung soll zwar Vertrauen schaffen, muss Nutzer aber eher aufhorchen lassen. Im Fall der HoweyCoins ist die SEC sogar so weit gegangen, Fake-Accounts der „Celebrities“ bei Twitter anzulegen. Investments mit einem Klick per Kreditkarte zu tätigen ist ebenfalls unseriös und riecht nach Abzocke.

So geballt sind diese Anzeichen deutliche, wenn auch hübsch verpackte Warnhinweise für einen ICO-Betrug, bei dem jeder potenzielle Investor sofort misstrauisch werden sollte. Eine strengere Regulierung könnte bei der ICO-Problematik Abhilfe schaffen und den derzeitigen Hype in ordentliche Bahnen lenken. Die Aussicht auf schnelles Geld, noch dazu so einfach verdient, ist zu verlockend für Krypto-Neulinge, die die Folgen ihrer Investitionen noch nicht realistisch abschätzen können.

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Kryptowährungen verstehen – so funktionieren Coins
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