FTX-Gründer und ehemaliger Geschäftsführer Sam Bankman-Fried gilt als der Hauptverantwortliche für Veruntreuung von Kundeneinlagen in Milliardenhöhe durch die ehemals zweitgrösste Krypto-Börse. Die nahende Hauptverhandlung will der Angeklagte nun verwerfen. Er fordert einen praktischen Freispruch.

Deshalb fordert Sam Bankman-Fried nun einen Freispruch

Über ein halbes Jahr ist es nun her, dass der FTX-Crash dem Kryptomarkt einen herben Schlag versetzte. Ein rechtskräftiges Urteil für die Veruntreuung von Kundengeldern in Milliardenhöhe bleibt bislang hingegen aus.

Mehrere Personen aus der Führungsebene des Konzerns sind angeklagt. Bis auf Gründer Sam Bankman-Fried (SBF) räumten alle Beschuldigten die Vorwürfe ein. Zugleich gaben SBFs ehemalige Mitarbeiter ihm die Hauptschuld an dem Kollaps.

SBF erklärt seit jeher hingegen seine Unschuld. Wie aus neuesten Gerichtsdokumenten hervorgeht, hält der US-Amerikaner an diesem Kurs nicht nur fest, sondern wirft dem zuständigen New Yorker Gericht nun sogar Befangenheit vor.

Demnach soll die Anklage gegen Sam Bankman-Fried fallengelassen werden – effektiv fordert SBF also einen Freispruch. Der Grund: Die verantwortliche Staatsanwaltschaft habe mit ihren Anklagen bereits bewiesen, selbst ein vorschnelles Urteil gegen den Beschuldigten getroffen zu haben.

SBFs Anwälte argumentieren: Es gab keine regulatorischen Vorgaben, welche die Nutzung eines Teilreserve-Systems durch FTX untersagt hätten. Dessen Gebrauch sei es allerdings, welchen man nun in ein Verbrechen umwandeln würde.

“Anstatt zu warten, bis die zivilen und regulatorischen Prozesse ihren normalen Lauf genommen haben, um die Situation zu klären, ist die Regierung mit beiden Füssen aufgesprungen und hat unzulässigerweise versucht, diese zivilen und regulatorischen Probleme zu Bundesverbrechen zu machen.” Erklärt ein Anwalt des Beschuldigten.

FTX: Wie geht es weiter?

Die Zukunft von FTX ist nicht ganz klar. John J. Ray III, neuer Geschäftsführer und Insolvenzverwalter des Unternehmens, plant inzwischen selbst die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs – eine Forderung, die SBF schon seit November äussert, als er Insolvenz anmeldete und den Posten des Geschäftsführers räumte.

Mehreren Tochtergesellschaften von FTX ist es inzwischen gelungen, ausbleibende Rückstände an Kunden zurückzuzahlen. Darunter befinden sich FTX Japan und die in der Schweiz ansässige FTX EU.

Im Oktober soll die Hauptverhandlung gegen Bankman-Fried planmässig beginnen. Ihm wird Betrug in mehreren Fällen, Untreue, Geldwäsche sowie illegale Wahlkampffinanzierung begangen zu haben.

In den vergangenen Wochen kamen zwei weitere Anklagepunkte zu den acht Fällen hinzu, denen er ohnehin ausgesetzt war. Vorwürfen zufolge bestach SBF verschiedene Behörden. So soll er Schmiergeld nach China gesendet haben.

SBF war 2022 nach George Soros der zweitgrösste Spender der Demokratischen Partei der USA. Aktuell lebt Bankman-Fried unter Hausarrest im kalifornischen Palo Alto. Dort befindet sich sein Elternhaus.

SBFs Anwälte möchten nun, dass alle zehn Anklagepunkte fallen gelassen werden. Das Debakel um FTX sei mehr ein Unglück des Krypto-Bärenmarktes, als ein Kriminalfall.

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