Ein Ex SEC-Mitarbeiter warnt vor der Krypto-Börse Binance, nachdem diese ein Audit veröffentlicht. Eigentlich sollte jenes das Vertrauen in das Unternehmen stärken. Bei dem ehemaligen Angestellten der US-Börsenaufsichtsbehörde weckt es jedoch Misstrauen. Damit bleibt er nicht allein.

Ex SEC-Mitarbeiter warnt vor Binance

Wir erinnern uns: Der FTX-Crash Anfang November erschüttert das Vertrauen der Nutzer in Krypto-Börsen. Binance-Gründer Changpeng Zhao (CZ) will mit transparenteren Arbeitsmethoden überzeugen. Er kündigt einen Proof of Reserves an. Viele Krypto-Börsen folgen.

Der Beweis, die Kryptowährungen der Kunden zu halten, bedarf neben dem Nachweis der Reserven jedoch auch einem Beleg der Verbindlichkeiten (Proof of Liabilities). Diesen stellte Binance vergangene Woche in Kooperation mit dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Mazars bereit.

Kurze Zeit nach der Veröffentlichung gab es erste Kritik. Vor allem der Kraken-Gründer Jesse Powell lehnte die Auditierung öffentlich ab. Ihm zufolge habe man unlautere Mittel genutzt, um Kunden bewusst zu täuschen.

Powell ist mit Prüfungsvorgängen dieser Art eng vertraut. Er führte Kraken über Jahre als Geschäftsführer, bis er im September zurücktrat. Dem aktuellen Trend ist die Krypto-Börse weit voraus. Schon seit 2014 veröffentlicht sie immer wieder Prüfungen.

Powells Kritik schliesst sich nun auch der ehemalige SEC-Mitarbeiter John Reed Stark an. Er warnt aktiv vor Binance. Auf Twitter schreibt der US-Amerikaner:

Binances Bericht befasst sich nicht mit der Effektivität der internen Finanzkontrollen, drückt keine Meinung oder Zusicherung aus und bürgt nicht für die Zahlen.

Anschliessend fügt er an:

Ich habe mehr als 18 Jahre bei der SEC gearbeitet. So definiere ich ein Warnzeichen.

Jesse Powell äussert sich unter dem Twitter-Beitrag ebenfalls. Dort detailliert er seine Kritik:

Das grösste Problem ist für mich, dass dies eher ein Versuch zu sein scheint, Sicherheiten zu belegen, als Reserven zu beweisen.

Seiner Erkenntnis nach geht aus dem Bericht sogar hervor, dass Binance keine ausreichende Menge an Kryptos hält und stattdessen die gleichen Schummelein verwendet wie der kollabierte Konkurrent FTX.

Sie geben sogar zu, dass sie im Hinblick auf die tatsächlich geschuldeten Vermögenswerte gegenüber den kontrollierten Token zahlungsunfähig sind. Der Buchhaltungstrick mit den “Sicherheiten” ist der gleiche wie von FTX.

Binance wird zum Ziel der US-Strafbehörden

Laut einer jüngsten Veröffentlichung von Reuters könnte Binance schon bald das Ziel mehrerer Klagen durch die US-Behörden werden. Seit 2018 führen diese Ermittlungen gegen die Krypto-Börse durch.

Informanten, die für die Behörden arbeiten, seien gegenüber Reuters jedoch widersprüchlicher Meinung gewesen. Während einige Personen glauben, dass Klagen kurz bevor stehen, äusserten weitere Personen, dafür bestünden nicht genügend Beweise.

Konkret geht es dabei um Vorwürfe wie Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Auch gegen Sanktionen soll Binance verstossen haben. Illegale Geldsendungen hätten stattgefunden. Führungspersonen wie CZ könnten dabei selbst in den Fokus geraten.

Binance selbst erklärte, Reuters habe eine Falschmeldung herausgegeben. Laut einer Pressemitteilung besteht gar kein Konfliktpotenzial mit den US-Behörden.

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