Ist ein Schweizer Unternehmen womöglich an einem Milliardenbetrug durch Binance beteiligt? Vorwürfe der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC legen das zumindest nahe. Ob die Anschuldigungen einer Klage der Wahrheit entsprechen, ist bisher ungewiss. Die Aktiengesellschaft Sigma Chain rückt zumindest wiederholt ins Visier der Behörde.

Schweizer Unternehmen an Milliarden-Betrug durch Binance beteiligt?

Ist ein Schweizer Unternehmen an einem Milliardenbetrug durch Binance beteiligt? Das zumindest behauptet die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC in ihrer Anklage gegen die grösste Krypto-Börse der Erde.

Das beschuldigte Unternehmen firmiert als Sigma Chain AG und sitzt genau wie CoinPro im schweizerischen Krypto-Zentrum Zug, das auch unter dem Spitznamen Crypto Valley bekannt ist.

Sigma Chain ist erstmals Anfang 2022 in den Fokus der Regulierungsbehörde geraten, wie das Wallstreet Journal damals berichtete. Das Schweizer Unternehmen betätigt sich in Kooperation mit Binance als Market Maker.

In dieser Rolle stellt Sigma Chain Liquidität für unterschiedliche Kryptowährungen bereit und bietet diese zum Handel auf dem US-Arm der Krypto-Börse Binance.US an. Market Maker sorgen durch An- und Verkauf von Anlagen dafür, dass immer genug Liquidität bereit steht, damit Kunden einer Handelsplattform sofort den gewünschten Handel vornehmen können.

Die SEC warf Binance Vertuschung vor. In der Vergangenheit strafte die US-Behörde Unternehmen ab, die entgegen gesetzlicher Bestimmungen keine nötige Transparenz herstellten. Binance.US soll die Rolle von Sigma Chain verschwiegen haben, bis die Behörde nachforschte.

Zwar lieferte die Krypto-Börse die Information, dass zwei Market Maker in Kooperation mit der Handelsplattform arbeiten, der konkrete Name der Unternehmen blieb der Öffentlichkeit jedoch verwehrt. Neben Sigma Chain ist auch Merit Peak Limited in dieser Aufgabe aktiv.

Die Thematik könnte deshalb von Belang sein, da die drei Unternehmen eine gemeinsame Interessengemeinschaft bilden. Demnach könnte Binance seine Partner mit Sonderrechten ausstatten, die zur Marktverzerrung führen könnten.

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SEC äussert drastische Vorwürfe gegen Sigma Chain

Neben einer möglichen Sonderberechtigung der Sigma Chain äussert die SEC noch weitere drastische Vorwürfe gegen das Schweizer Unternehmen. So bezichtigt man den Binance-Geschäftsführer Changpeng Zhao (CZ) der Veruntreuung von Kundengeldern, die möglicherweise eine Milliardenhöhe erreichen könnte.

Ein solcher Fall spielte sich von 2019 bis zum November 2022 über die Krypto-Börse FTX und deren Schwesterunternehmen Alameda Research ab. FTX veruntreute ganze zehn Milliarden US-Dollar an Kundeneinlagen.

Der Umfang, der Binance möglicherweise vorgeworfen wird, könnte diese Zahl noch einmal deutlich übersteigen. Binance hat eine immense Marktmacht und ist die grösste Krypto-Börse der Erde. Tochterunternehmen Binance.US gehört ebenfalls zu den grössten Handelsplattformen der Branche.

Das Vergehen von Binance könnte folgendermassen aussehen: Von Kunden auf Binance erworbene oder eingezahlte Kryptowährungen sind in der Handhabe der Plattform. Binance könnte diese Gelder dementsprechend selbst nutzen, indem sie an die Market Maker Sigma Chain und Merit Peak gesendet werden.

Die Market Maker könnten die Kryptowährungen dann konstant auf den Handelsplattformen von Binance verkaufen und neue Kryptowährungen ankaufen. Eine kleine Differenz zwischen An- und Verkaufspreis ermöglicht Profite.

Weil die meisten Nutzer der Handelplattformen nie ihre gesamten Kryptowährungen abziehen, würde die Untreue nicht auffallen.

Ob Binance solche Geschäfte wirklich betreibt, lässt sich aktuell nicht mit Sicherheit sagen. Tatsächlich wurden nach dem Kollaps von FTX Stimmen laut, die eine solche Untreue unterstellten. Schuld waren als ominös empfundene Auditierungen, die aufgrund grosser Kritik schliesslich eingestellt wurden.

Kurze Zeit später entschuldigte Binance merkwürdige Geldbewegungen. Es sei lediglich ein Fehler unterlaufen, so erklärte die Krypto-Börse im Januar.

Was ist die Sigma Chain AG?

Die Sigma Chain AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz im Kanton Zug, die am 24. Januar 2019 ins Handelsregister eingetragen wurde. Die Gründung im kryptofreundlichen Kanton erfolgte womöglich, da hier die Möglichkeiten für den offiziellen Gebrauch von Kryptowährungen günstig sind.

Laut eines Eintrags ins Handelsregister übernahm das Unternehmen bei seiner Gründung 29 Bitcoin, die zum damaligen Zeitpunkt einen Wert von rund 100.000 Schweizer Franken hatten und somit das Aktienkapital bildeten.

Zwei Personen agieren als Verwaltungsräte – die Chinesin Guangying (Heina) Chen und der Schweizer Markus Felix Spillmann, der Firmendienste anbietet. Chen ist eine persönliche Bekannte des Binance-Gründers Changpeng Zhao, für den sie bereits seit 2015 arbeitet.

Mehrmals war aufgefallen, dass Chen als offizielle Gründerin oder Managerin benannt wird, wenn in Wahrheit Zhao hinter der Organisation steht. Er begründete dies in einer Pressemitteilung mit dem Argument, dass Chen als chinesische Staatsangehörige in der Frühphase von Binance eine bessere Integrität aufweisen konnte als der kanadische Staatsangehörige Zhao, da Binance zunächst in China registriert war.

CZ selbst ist als Präsident des Verwaltungsrats vermerkt. Die im Handelsregister vermerkten Aufgaben des Unternehmens sind die “Kreditvermittlung und verbundene Tätigkeiten”.

Welche Folgen durch den Rechtsstreit zwischen Binance und der SEC möglicherweise auf die Sigma Chain AG zukommen, lässt sich bisher nicht sagen.

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