Ripple verklagt Youtube: Das grosse Videonetzwerk steht vor einer grossen Herausforderung, nachdem die Kryptofirma Ripple eine Klage gegen den Technologieriesen einreichte. Der CEO von Ripple, Brad Garlinghouse, reichte am Dienstag beim Bundesgericht in San Francisco eine Klage ein, in der der Streaming-Riese beschuldigt wird, Betrugsvideos zuzulassen.

Das in San Francisco ansässige Finanz- und Kryptowährungsunternehmen Ripple warf Youtube vor, seine Marke und seinen Ruf zu schädigen und forderte deshalb eine finanzielle Entschädigung. In der Beschwerde wird das Gericht auch aufgefordert es Youtube zu verbieten, von solchen Betrügereien zu profitieren.

Betrugsmasche mit angeblichen Werbegeschenken

Die Betrügereien ähneln denen auf anderen Social-Media-Plattformen und verwenden in der Regel das Image prominenter Führungskräfte, um “Werbegeschenke” anzubieten. In den meisten Fällen fordern die Betrüger die Opfer jedoch auf, für noch größere Gewinnchancen zusätzlich eine kleine Summe einzuzahlen, bevor sie dann mit der Geldern fliehen.

Im Fall von Youtube werden in der Beschwerde zahlreiche Fälle angeführt, in denen Hacker die Kanäle legitimer Urheber übernommen und ihre Videos durch solche ersetzt haben, die Ripple-bezogene Betrugsversuche bewerben. Die betrügerischen Ripple-Videos zeigen häufig Medieninterviews mit Garlinghouse, die aus seriösen Quellen stammen, jedoch mit Einladung zur Teilnahme an “Werbegeschenken” der Kryptowährung Ripple (XRP) überlagert sind. Diese Werbeaktionen kommen angeblich von Betrügern, die Keywords wie “Ripple” und “Brad Garlinghouse” kaufen, um ihre Videos auf diejenigen Personen auszurichten, die nach solchen Begriffen suchen.

Laut der Beschwerde kann Youtube die Verbreitung solcher nicht angemessenen Videos einschränken, doch stattdessen profitiert der Streaming-Riese sogar davon, indem die Betrüger für die Anzeige solcher Videos bezahlen. Youtube hat im letzten Jahr Werbeeinnahmen in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar erzielt.

Youtube wird wegen Untätigkeit verklagt

Ripple soll auch eine Drittfirma beschäftigt haben, um solche Betrügereien zu verfolgen und von Social-Media zu entfernen. Trotz des Versendens von Hunderten von Mitteilungen an Youtube hat der Medienriese laut Ripple langsam oder gar nicht darauf reagiert. Obwohl die Medienplattform für ihre Tools zur Selbstregulierung von Inhalten sowie einem weitläufigen Netzwerk menschlicher Prüfer wirbt, hat sich Youtube in diesem Fall angesichts eines allgegenwärtigen Betrugs für Untätigkeit entschieden, heisst es in der Beschwerde.

Bei einer kürzlich durchgeführten Suche auf Youtube wurden eine Handvoll Videos entdeckt, bei denen es sich anscheinend um Betrug handelte, bei dem Garlinghouses Bild als Köder diente. Garlinghouse drückte auch sein Mitgefühl für die Opfer der Betrügereien aus und sprach von einer Flut gewalttätiger Drohungen, die von Betrugsopfern kamen, da sie fälschlicherweise glaubten, er sei selbst in den Betrug verwickelt.

Youtube haftet nicht für Handlungen seiner Nutzer?

Imitator-Betrug im Bereich Kryptowährungen ist in sozialen Medien weit verbreitet. Auch auf Twitter und Instagram stossen Krypto-Enthusiasten häufig auf Betrugskonten, in denen der Name und das Gesicht prominenter Personen der Branche angezeigt werden – einschliesslich des CEO von Ripple.

Garlinghouse sagt jedoch, dass er Youtube deshalb verklagt, weil die anderen Social-Media-Plattformen schneller auf Beschwerden über Betrüger und gefälschte Konten reagiert haben. Er fügte hinzu, dass in den letzten Monaten immer mehr Krypto-Gauner auf Youtube migrieren und beschuldigte den Medienriesen, keine ernsthaften Anstrengungen unternommen zu haben, um sie dabei einzuschränken.

Ein Sprecher von Youtube gab folgende Erklärung ab: “Wir nehmen den Missbrauch unserer Plattform ernst und ergreifen schnell Massnahmen, wenn wir Verstösse gegen unsere Richtlinien wie Betrug oder Identitätswechsel feststellen.”

Ripple verklagt Youtube: Schädigung des Rufes und des Markennamens

Ripple und Garlinghouse könnten sich einem harten Kampf mit der Klage gegenübersehen. Das Hindernis ist das gleiche, mit dem Kritiker von Social-Media-Plattformen seit langem konfrontiert sind: Internetunternehmen sind nämlich per Gesetz vor der Haftung für die Handlungen ihrer Nutzer geschützt. Das Gesetz, das allgemein als „Section 230“ bekannt ist, schützt Technologiegiganten wie Facebook und Amazon vor vielen Formen der Haftung.

Auf den ersten Blick scheint Youtube in der Lage zu sein, Section 230 aufzurufen, doch die Beschwerde richtet sich an Youtube auch deshalb, weil es Ripples Markennamen beschädigt haben soll – und Marken sind geistiges Eigentum, das vom allgemeinen Schutzschild gemäss Abschnitt 230 ausgeschlossen ist. Laut Garlinghouse wird Ripple alle Entschädigungsgelder aus diesem Fall zur Entschädigung der Opfer verwenden, die von den Youtube-Betrügereien betroffen sind.

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