Es ging ein regelrechter Aufschrei durch die Kryptowelt, als sich Tesla-Chef Elon Musk hinter den Bitcoin stellte und riesige Investitionen in die führende Kryptowährung bekannt gab. Doch zuletzt ruderte der zuletzt vor allem als Dogecoin-Fans in Erscheinung getretene Milliardär zurück und verwies in seiner Begründung unter anderem auf den hohen Energieverbrauch der Krypto-Leitwährung. (Die Hintergründe zum Musk-Tweet) Grund genug, um an dieser Stelle einmal die Umweltbilanz des Bitcoins (BTC) und des zweitplatzierten Systems Ethereum und seiner Währung Ether (ETH) zu beleuchten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Mining, Sicherheit und Transaktionen.

Mining als Hauptverursacher der bedenklichen Verbrauchswerte

Zunächst einmal schauen wir uns den jährlichen Gesamtverbrauch beider Netzwerke an. Aktuelle Statistiken weisen für das Mining innerhalb der Bitcoin-Blockchain (Stand: April 2021) einen Jahresenergieverbrauch von  92 Terawattstunden aus. Diesem Wert gegenüber bezifferten Experten den Energieverbrauch des Ethereum-Netzwerks auf 32 Terawattstunden. Schon hier zeigt sich eine deutliche Differenz, die unter Umweltschutz-Gesichtspunkten durchaus als Argument gegen den Bitcoin ins Feld geführt werden. Wichtig zu erwähnen: Es gibt verschiedenen Auswertungen. Die ermittelten Werte gehen teils noch weit über die genannten hinaus. Ein Beispiel den Bitcoin betreffend: Das renommierte Cambridge Centre for Alternative Finance (CCAF) hat für das Bitcoin-Mining für 2021 einen wahrscheinlichen Energieverbrauch von bis zu 120 Terawattstunden berechnet. Zum Vergleich werden gerne die Niederlande angeführt, deren Jahresverbrauch nur einige Terawattstunden hinter dem Bitcoin-Verbrauch liegt. Exakte Werte zu kalkulieren, ist schwierig.

Richtig aber ist: Beim BTC wird dramatisch mehr Energie für das Schürfen (Mining) neuer Coins aufgewendet als beim Entstehen neuer Ether.

Zunehmend Auswahl ökologisch arbeitender Netzwerke im Krypto-Universum

Dabei darf nicht vergessen werden, dass es verschiedene andere Krypto-Systeme gibt, die dem Aspekt Energieeffizienz von Anfang an einen grösseren Stellenwert beigemessen haben. Richtig ist ebenfalls, dass sich Ethereum-Community durch die schrittweise Einführung des Formats „Ethereum 2.0“ von bisher genutzten Proof-of-Work-Konsens und von Mining (zugunsten eines Staking-Ansatzes) verabschiedet. Dadurch wird auch der Energieverbrauch massiv reduziert werden. Es gibt indes ebenfalls verschiedenste Projekte und Unternehmen, die an einer deutlichen Senkung des Verbrauchs beim Bitcoin und somit der Reduzierung umweltschädlicher Emissionen arbeiten.

Bisher aber gilt:

Gerade das Mining verursacht durch den hohen technischen Aufwand einen enormen Stromverbrauch, weshalb Kryptowährungen allgemein immer wieder in die Kritik geraten.

Wie viel Energie verbrauchen BTC- und ETH-Transaktionen?

Digiconomist zufolge beläuft ich der Stromverbrauch für die Ausführung einer Transaktion in der Bitcoin-Blockchain auf fast 850 Kilowattstunden (kWh). Hier ist der Vergleich zum Verbrauch eines Schweizers interessant. Jede Bürgerin und Bürger der Schweiz verbraucht den laut Analysten 18 kWh pro Tag. Auch die Werte in diesem Zusammenhang variieren teils sehr deutlich. Einige Analysten sehen den Verbrauch pro Transaktion bei 300 kWh. Gleiches gilt für die Gebühren pro Transaktion, was in beiden Fällen mit dem Ausmass der Aktivitäten im System selbst zusammenhängt. Was das Ethereum-Netzwerk angeht: Hier gibt es Erhebungen, die den Energieverbrauch etwa auf dem Niveau des täglichen Verbrauchs eines US-amerikanischen Haushaltes ansiedelt. Um sich vor Augen zu führen, wie viel CO2 eine Transaktion im System von Ethereum entspricht: Experten nennen eine Menge von 34,63 Kilogramm CO2 pro Transaktion. Anders formuliert lässt sich sagen, dass dem Cambridge Centre for Alternative Finance zufolge im Ethereum-Netzwerk bei 15 Transaktionen pro Sekunde ein Energieverbrauch von 50 kWh anfällt. Verglichen mit dem Bitcoin-Verbrauch mag dies gering erscheinen. Insgesamt ist auch dieser Wert durchaus beachtlich.

Auch die Sicherheit in Kryptosystemen ist ein Verbrauchsfaktor

Auch die durch den verwendeten Konsensmechanismus garantierte Sicherheit hat bei Bitcoin und Ethereum einen Energieverbrauch zur Folge. So wichtig dieser Aspekt auch ist, spielt er mit Blick auf die Umweltbelastung eine Rolle. Je aufwendiger das Legitimierungsverfahren, desto höher der Bedarf an Strom/Energie. Die Hoffnungen vieler Kryptonutzer beruhen darauf, dass sich in beiden Fällen in naher Zukunft deutliche technologische Verbesserungen ergeben werden. Die vielfältigen  innovativen Ansätze scheinen genau dies in Aussicht zu stellen. Bis es aber so weit ist, sind die hohen Verbrauchsdaten beim Bitcoin und seinem grössten Mitbewerber faktisch der beste Grund für viele Kryptofans, eher auf andere Angebote am Markt zu setzen. Das Dilemma: Bisher gibt es nur wenige Netzwerke, die den Ansprüchen sehr umweltbewusster Anwender wirklich gerecht werden können.

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