Ukraine hat während der COVID-19-Ausgangssperre überschüssigen Strom produziert. Das staatliche Kernenergieunternehmen Energoatom zieht es nun in Betracht, überschüssige Energie aus dem Kraftwerk zum Krypto-Mining zu nutzen. Sollte der aktuelle Regierungsvorschlag durchgehen, könnten die Kernkraftwerke der Ukraine schon bald mit dem Abbau von Bitcoin und anderen Kryptowährungen beginnen. Ein Modell für die Zukunft?

Ukraine: Überschüssige Energie zum Schürfen verwenden

Der amtierende Energieminister der Ukraine, Olha Buslavets, hat dem staatlichen Betreiber von Kernkraftwerken einen Brief geschickt, in dem er vorschlägt, überschüssigen Strom zum Mining von Kryptowährungen zu verwenden. Im Brief heisst es, dass es die technischen und regulatorischen Fragen der möglichen Umsetzung von Krypto-Projekten in Zusammenarbeit mit Energoatom und der Energoatom-Handelsabteilung auszuarbeiten gilt, um zusätzliche Märkte für die überschüssig erzeugte Elektrizität der Kernkraftwerke zu schaffen.

Auch der Präsident Volodymyr Zelensky mag wohl ein Fan von Kryptowährungen sein. Im Rahmen des befürworteten Kurses der Regierung in Richtung Digitalisierung wird nach progressiven Lösungen gesucht, um Energieverschwendung zu reduzieren. Ansonsten könnte die Situation Bedingungen für Korruptionsdelikte schaffen, findet der Präsident Zelensky. Seine Vision besteht darin, das Land zu digitalisieren, weshalb die Anwendung solcher innovativen Lösungen der beste Weg nach vorne wäre.

Keine Regulierung durch staatliche Aufsichtsbehörden

Die Nutzung überschüssiger Stromproduktion dem Abbau von Kryptowährungen zu widmen ist ein moderner Ansatz, der es ermöglichen würde, den Betrieb der Kernkraftwerke aufrechtzuerhalten und auch zusätzliche Mittel für die Unternehmen bereitzustellen. Dies würde Wege zu neuen Marktmodellen und Ansätzen sowie einer grundlegend neuen Wirtschaft öffnen, erklärt das Ministerium.

Was den Krypto-Mining Sektor betrifft, ist das Land optimistisch. Anfang dieses Jahres kündigte das Ministerium der digitalen Transformation des Landes an, dass es die Branche nicht regulieren werde. Solche Tätigkeiten seien nämlich bereits durch Blockchain-Konsensregeln, die Netzwerkmitglieder und das Protokoll selbst reguliert.

Das Mining an sich erfordert keine Regulierung durch staatliche Aufsichtsbehörden oder andere Vorschriften und das Ministerium bleibt den bisherigen Mining-Aktivitäten treu, die ein Teil offener dezentraler Netzwerke sind. Es bleibt abzuwarten, ob Energoatom den Vorschlag von Buslavets umsetzt.

Öko-Mining für umweltfreundlichen Bitcoin

Das Krypto-Mining in Kraftwerken ist nichts Neues – auch nicht in der Ukraine. In Süd-Ukraine wurden schon letztes Jahr Atomkraftwerk-Rechner zum Schürfen von Kryptowährungen verwendet, doch dieses Mal soll die Produktion mit überschüssiger Energie gedeckt werden. Auch in Dresden und New York werden Energieüberschüsse verwendet, um digitales Geld zu generieren.

Der hohe Energiebedarf wird beim Schürfen von Bitcoin jedoch immer als grosser Nachteil aufgeführt, weshalb die Nutzung überschüssiger Energie als eine ökologische Alternative gilt. Das sogenannte Öko-Mining wird in dieser Branche deshalb immer beliebter. So schürfen beispielsweise kanadische Gasproduzenten Bitcoin aus grüner Energie, statt das überschüssige Erdgas in die Atmosphäre zu entlüften.

Ein Modell für die Zukunft?

Die Entwicklungen in der Ukraine sind auf vielerlei Hinsicht interessant. Unabhängig von der ja weiter umstrittenen Atomenergie, ist es spannend, wenn man überschüssige, bereits produzierte Energie dafür einsetzt. Wenn man sich allerdings das Geschäftsmodell in der Ukraine ansieht, stellen sich Fragen. Die Atomkraftwerke sind staatlich organisiert. Damit wir der Staat Ukraine zu einem grossen Bitcoin-Besitzer. Es gibt bereits einige Staaten, die einen Bestand von Bitcoin halten. Und damit stellen sich Fragen, wie Staaten Bitcoin einsetzen können. Wenn sie dies als Wertspeicher verwenden, werden immer mehr Bitcoin gebunden und nicht in den Wirtschaftskreislauf gelangen. Dies wäre natürlich nicht unbedingt schlecht, würde aber die Tendenz weiter verstärken, dass Bitcoin als reiner Wertspeicher genutzt wird. Sollte der Trend, dass immer mehr Staaten im grösseren Stil Bitcoin für sich entdecken, anhalten, sind die Auswirkungen auf den Gesamtmarkt sehr ungewiss.

Mehr News zu Bitcoin, Mining und Kryptowährungen

Jetzt Beitrag teilen