Um es vorweg zu sagen: Eine klare Kaufempfehlung oder -warnung möchten wir an dieser Stelle nicht formulieren. Dazu ist die derzeitige Lage am Markt für Kryptowährungen zu uneindeutig. Das Coronavirus ist ein Thema, welches auch bei Bitcoin-Anlegern zu einigen Sorgen und Kursverlusten bei diversen Altcoins wie auch dem Marktführer selbst führte. Eine generelle Frage, die sich hierbei stellt ist die, ob es sich bei den momentanen Entwicklungen um eine vorläufige oder langfristige Veränderung handelt. Es kann hilfreich sein, sich mit den Meinungen einiger Experten der Kryptowelt zu befassen, um einen Eindruck von möglichen Pro und Contra zu erhalten. Abwarten oder kaufen? Bitcoin-Investoren stehen im Augenblick vor einer relativ ungewöhnlichen Situation. Wir versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Kaufen kann sich mit der richtigen Strategie lohnen

Dass Experten zunehmend vom Einsetzen einer weltweiten Rezession ausgehen, geht auch am Bitcoin nicht spurlos vorbei. Zum zweiten Märzwochenende setzt die Leitwährung des Kryptomarktes ihren Abwärtstrend abermals deutlich fort. Phasenweise durchbrach er sogar die psychologisch wichtige Schwelle von 4.000 US-Dollar nach unten. Prozentual belief sich das Minus zeitweise sogar auf rund 34 %. aktuell präsentiert sich eine Korrelation zum globalen Aktienmarkt, zahllose Anleger agieren nach der Devise „nur Bares ist Wahres“. Für Timo Emden, einen Blockchain-Experten mit Zertifizierung durch die Frankfurt School of Finance & Management, sind es vor allem die echten Krypto-Hardliner, die den Markt auf Kurs halten. Drohende Totalverluste könnten in den kommenden Wochen zu weiteren Einbrüchen und Verkaufswellen führen. Wer allgemein nach der Strategie „Buy and hold“ spekuliert, wird die Phase vermutlich wie gewohnt aussitzen wollen.

Abwarten oder Kaufen? Entscheidend sind die persönlichen Anlage-Kriterien

Auch der sogenannte „Cost Average Effekt“ kann dieser Tage für weitere Käufe sprechen – hier gleichen die steten Bestands-Aufstockungen bekanntlich aufgrund der Durchschnittspreise dafür, dass Sie selbst bei einem weiteren Rückgang des Preises bei langfristigen Investments nicht auf massive Verluste vorbereitet sein müssen. Dies setzt freilich voraus, dass Anleger den Bitcoin schon vor Jahren im Portfolio hatten, als der Kurs noch weitaus geringer angesiedelt war. Die drängende Frage ist: Wie nervenstark bin ich, um die Krise zu überstehen? Hinzu kommt selbstredend die Abwägung anhand des Anlagezeitraums und des Preises, zu dem zu einem früheren Zeitpunkt Bitcoins gekauft wurden. Wer schon lange in Besitz seines Wallet-Bestandes ist oder nach und nach Käufe getätigt hat, kann sich durchaus noch halbwegs entspannt zurücklehnen.

Bei gesunden Mischkalkulationen ruft das aktuelle Jahrestief nicht zwingend nach Entscheidungen. Allerdings ist die Abwägung eines möglichen Kaufs im Moment noch viel drängender als Überlegungen rund um mögliche Verkäufe.

Tom Lee rechnet mit satten Gewinnen in 2020

Tom Lee, einer der Mitgründer des Forschungsdienstleisters Fundstrat Global Advisors, formulierte erst Ende Februar abermals eine seiner innerhalb der Community gefragten Analysen zum Kurs des Bitcoin (BTC). Schon zu dieser Zeit stand der Markt unter Druck – auch wegen der ersten börslichen Sorgen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Corona-Virus. Lee gilt als Verfechter der Buy-and-hold“-Strategie und der Überzeugung, dass es sowieso nur pro Jahr zehn Tage für lukrative Bitcoin-Transaktionen gibt. Ausserhalb dieses Zeitfensters sollten sich Anleger zurücklehnen und abwarten. Bisher hatte Lee einen BTC-Kurs von 25.000 US-Dollar bis zum Jahr 2022 in Aussicht stellt. Dementsprechend wird mancher Interessent überrascht von der letzten Aussage Lees sein.

Ende Februar zeigte er sich optimistisch, dass der Preis mit etwas Glück bereits 2020 die Marke von 30.000 USD knacken könnte. Zwar war das Virus zum Februarende bereits in aller Munde, so gravierend wie zum Ende der zweiten Märzwoche aber waren die Auswirkungen noch nicht, weshalb die positive Einschätzung zum Kaufen oder Abwarten rund um den Bitcoin sicher nicht jeder Analyst teilen wird.

Trotzdem:

Es gibt etliche Stimmen, die derzeit zu einem Kauf raten. Kursanalysen sprechen ebenfalls für ein vorläufiges Ende des historischen Einbruchs. Pünktlich zum Freitag, den 13., konnte der Kurs vorerst die kurzfristige Talsohle knapp über 4.000 US-Dollar hinter sich lassen und kletterte auf über 5.500 USD (Quelle: coinmarketcap). Möglicherweise nur vorläufig, aber immerhin handelt es sich um eine Erholung nach dem dramatischen Verlauf.

Antonopoulos sieht auch den Kryptosektor unter Druck

Einer der erklärten Experten, die wohl derzeit wohl eher von einem Kauf und möglicherweise auch vom Abwarten zugunsten eines Verkaufs zur Vermeidung schlimmerer Verluste abraten würde, ist Andreas Antonopoulos. Er äusserte kürzlich Zweifel an der von manchen Analysten vertretenen Position, der Bitcoin könne im grossen Stil von einer Weltwirtschaftskrise profitieren. Es gab etliche Meinungen dieser Art, die sich von der rezessiven Stimmung den endgültigen Krypto-Durchbruch erhofften. Nicht so Antonopoulos. Er hält wenig von der Hoffnung, der Bitcoin könne in der Krise zu einem ähnlich sicheren Hafen werden, wie es beim Edelmetall Gold traditionell der Fall ist.  Antonopoulos rechnet vielmehr damit, dass rückläufige Investments im Technologie-Sektor auch auf Kryptowährungen und die Blockchain-Branche zurückfallen könnte. Ein Grund sieht er in der fehlenden Massentauglichkeit von Bitcoin und Co.

Präzise Einschätzungen bleiben weiterhin ein heisses Eisen

Wie weit Analysten mit ihren Bewertungen zum BTC-Kurs und damit einer verlässlichen Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach dem Kaufen oder Abwarten von der Wahrheit sein könnte, zeigte kürzlich die österreichische Plattform Förderportal.at. Die Experten kamen zu der Erkenntnis, dass die grosse Masse der Analysen ins Leere liefen. Nur wenige Meinungen bewahrheiteten sich in den vergangenen Monaten. Insbesondere die Auswirkungen politischer Konflikte sind kaum kalkulierbar aus Sicht des Kryptosektors. Ein Blick auf die kommenden Entwicklungen im Bitcoin-Universum aber schüren die Hoffnung, dass die momentane Bereinigung Chancen für einen frühzeitigen Kauf bergen könnte.

Führt das nächste Halving wieder in fünfstellige Kurssphären?

Via Twitter teilte Krypto-Analyst Polar Hunt seinen Followern mit, dass es schon in den Wochen vor dem vermutlich im Mai 2020 bevorstehenden Halvings einen rasanten Preisanstieg geben könnte. Er beruft sich dabei auf chartanalytische Daten aus dem Umfeld des letzten Halvings im Frühsommer 2016. Im Vergleich zu damals präsentiere sich der Bitcoin gut. Vor dem Hintergrund der historischen Kursdaten hält Hunt einen Kurs von bis 18.000 US-Dollar bis zum Mai dieses Jahres für keineswegs ausgeschlossen.

Kann ich mir zwischenzeitliche Verluste leisten?

Was lernen wir aus diesen teils sehr widersprüchlichen Pro- und Contra-Analysen? Nun, in erster Linie verdeutlichen die gegensätzlichen Einschätzungen, dass der junge Markt in weiten Teilen immer noch recht unberechenbar ist. Gerade bei wirtschaftlichen Krisen fehlt es an Erfahrungswerten. So bleibt es am Ende vor allem eine individuelle Frage, die auch und gerade mit den finanziellen Mitteln und dem Anlagehorizont zusammenhängt. Kann ich es mir vorläufig leisten, wenn der Preis zeitweise nochmals krisenbedingt nachgibt? Wie schnell bin ich auf investiertes Kapital wieder für andere Zwecke angewiesen? Wer nach einem Kauf auf die Rückkehr in alte Kurshöhen warten und ein zeitweises Minus aussitzen kann, könnte derzeit vergleichsweise günstige Preise ausnutzen. Dies gilt nach Auffassung mancher Krypto-Experten nicht zuletzt für Anleger, die digitale Währungen zur Beimischung ihres Portfolios zu schätzen wissen.

Hier könnten Zugewinne spätestens nach dem Halving fortgesetzte Verluste in anderen Anlageklassen abfangen. Denn die Börsen haben schwierige Monate vor sich. Die Tatsache, dass der Kryptomarkt derzeit seinen mutmasslich schwersten Einbruch seit rund sieben Jahren, wird manchen Anleger verursichern. Vor dem Ausbruch einer regelrechten Hysterie warnen Pioniere wie Cardano-Chef Charles Hoskinson deshalb aus gutem Grund.

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