Während China seinen digitalen Yuan bereits aktiv testet, plant auch Russland nun, eine digitale Währung der Zentralbank (engl.: Central Bank Digital Currency, CBDC), den digitalen Rubel, aufzubauen und zu testen.

Zentralbankwährungen gewinnen an Relevanz

CBDCs sind in den letzten Jahren zum Schlagwort geworden und das Thema wird mittlerweile von den mächtigsten Zentralbanken weltweit diskutiert. Die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China) hat in diesem Bereich auch schon konkrete Fortschritte zum digitalen Yuan gemacht, mit welchem sich China von der Weltmacht der USA abzulösen versucht. CBDC in den USA befinden sich dagegen erst in der Forschungsphase und es ist noch ungewiss, ob es den digitalen Dollar überhaupt geben wird.

Im Unterschied zum bargeldlosen Zahlungsverkehr soll mit dem digitalen Variante mithilfe von digitalen Codes auch ohne das Internet bezahlt werden können. Die digitale Währung würde sich von Kryptowährungen vor allem darin unterscheiden, dass sie nicht von dezentralen Netzwerken getragen wird, sondern von der Zentralbank ausgegeben wird. Die Digitalwährung könnte somit zu einem zusätzlichen und vollgültigen Zahlungsmittel werden.

Russlands Zentralbank plant digitalen Rubel

Die Zentralbank der Russischen Föderation hat in einem Bericht vom 13. Oktober ihre Pläne zur Durchführung eines Experiments mit dem digitalen Rubel mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmern dargelegt. Die russische Zentralbank kündigte damit die Entwicklung des digitalen Rubels an und veröffentlichte ein Kosultationspapier zu seiner Ausgabe. Öffentliche Kommentare zur Ausgabe des digitalen Rubels werden bis zum 31. Dezember akzeptiert.

Fünf russische Banken haben bereits Interesse an einer Teilnahme am Pilotprojekt der CBDC bekundet: die Credit Bank of Moscow, die Promsvyazbank, die Bank Zenit, Dom.RF und die Russian National Commercial Bank. Das Unterhaus der Bundesversammlung Russlands erwartet, dass das Experiment mit dem digitalen Rubel in der ersten Hälfte des Jahres 2021 beginnen wird.

CBDC könnte zum Teil der Zahlungsinfrastruktur werden

Mit der digitalen Rubel-Wallet sollen Waren und Dienstleistungen in Geschäften bezahlt werden können, in denen Zahlungsterminals für die Annahme konfiguriert sind. Wenn nach öffentlichen Konsultationen entschieden wird, dass ein digitaler Rubel auf den Markt gebracht werden soll, wird die Bank von Russland eine Plattform dafür schaffen, die zum Teil der Zahlungsinfrastruktur des Landes wird.

Bürger und Unternehmen könnten so digitale Rubel kaufen, indem sie sie gegen Bargeld oder Geld eintauschen, das auf ihren Bankkonten bewahrt wird. Die Möglichkeit, Gehälter, Leistungen oder andere Zahlungen in digitalen Rubeln zu erhalten, wird ebenfalls in Betracht gezogen, so die russische Zentralbank. Der digitale Rubel soll dementsprechend die Vorteile von Bargeld und bargeldlosen Zahlungen kombinieren.

Mehr Anonymität mit CBDC?

Besondere Aufmerksamkeit im Bericht findet auch das Thema Privatsphäre und Datenschutz. So soll der digitale Rubel mehr Anonymität garantieren, obwohl es nicht möglich sein wird, die digitale Währung vollkommen anonym zu verwenden.

Der digitale Rubel soll sowohl Bürgern und Unternehmen als auch der Regierung und Finanzmarktteilnehmern zur Verfügung stehen und dabei als Tauschmittel, Rechnungseinheit und Wertaufbewahrungsmittel fungieren. Ob hierfür ein zentrales System, ein verteilter Ledger oder eine Mischform verwendet wird, ist bisher ungeklärt, doch interessanterweise wird im Report die Bedeutung von Smart Contracts auf der Ethereum Blockchain erwähnt.

Digitaler Rubel soll Abhängigkeit vom Dollar verringern

Das russische Finanzministerium bezeichnete die Verringerung der Transaktionskosten und der Belastung der Banken, eine Zunahme der grenzüberschreitenden Zahlungen sowie eine Verringerung der Abhängigkeit vom Dollar und der Gefährdung durch Sanktionen als wichtige Vorteile des digitalen Rubels. Russland verfolgt seit mehreren Jahren konsequent eine Politik zur Verringerung der Abhängigkeit vom Dollar.

Die russische Regierung begann bereits 2017 mit der Erforschung des Kryptorubels. Es gab sogar eine Gesetzesvorlage, um das Kryptorubel in Russland zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen. Die Diskussion wurde jedoch im Laufe der Zeit unterbrochen, als die Zentralbank sich dem Konzept widersetzte. Während die russische Staatsbank Sberbank noch im August 2020 die Ausgabe eines an den Rubel gekoppelten Stablecoins in Erwägung zog, ist das Papier der Zentralbank der erste ernsthafte Schritt in Richtung einer digitalen Währung.

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