Der Verbesserungsvorschlag EIP-1559 für das Ethereum (ETH) Netzwerk wird schon seit über einem Jahr heiss diskutiert. Nun soll im Juli die Integration in das Ethereum-Mainnet stattfinden, im Rahmen des grösseren London-Updates. Die Meinungen der Miner und der Nutzer sind geteilt.

EIP-1559: Ethereum-Netzwerk wird schneller und günstiger

Mit der Umsetzung des Ethereum Improvement Proposals (EIP) 1559 wird das grundlegende Konzept der sogenannten Gas-Fee geändert. Dieses Update der Blockchain gilt in den vergangenen Jahren als das grösste und einflussreichste, das durch eine neue Struktur der Transaktionsgebühren zu einem günstigeren und schnelleren Ethereum-Netzwerk führen soll.

Die Miner, die die Transaktionen ausführen, setzen zurzeit die Transaktionsgebühren im Netzwerk eigenverantwortlich fest. Die sogenannte Gas-Fee bildet dabei die Rechenkosten für eine konkrete Transaktion ab. Die nicht festgeschriebene Transaktionsgebühr wird nach Marktgesetzen reguliert. Bei höherer Auslastung der ETH-Blockchain schiesst die Gebühr allerdings in die Höhe. Da das Ethereum-Netzwerk mittlerweile stark belastet ist, führt das zu immens grossen Gebühren.

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Dies soll sich künftig ändern, indem eine durch den Algorithmus festgelegte Base-Fee eingeführt wird. Der grosse Unterschied ist, dass die Basisgebühr nicht jedes Mal neu verauktioniert werden muss. Die Base-Fee soll abhängig von der Auslastung des Netzwerkes schrittweise erhöht bzw. verringert werden. Ausserdem soll es zu einer dynamischen Veränderung der Blockgrösse im Netzwerk kommen, damit es zukünftig zu keinen Staus mehr kommt.

Die im Verlaufe des All-Core-Developers-Call im März diesen Jahres beschlossene Regelung soll in das London-Update einfliessen. Nach der erfolgreichen Installation des EIP-1559 auf dem Testnetzwerk Ropsten im Juni 2021 gab es bislang keine Probleme, so dass der planmässigen Ausrollung von London nichts mehr im Wege steht.

Vorschlag kommt beim Grossteil der Miner nicht gut an

Ein grosser Teil der Miner-Community ist vom EIP-1559 nicht begeistert, denn die festgelegte Basisgebühr wird durch die neue Regelung vom Protokoll vernichtet, sodass die Zahlungen keinen Profit mehr bringen. Auch wenn der Vorschlag durch die sogenannte Tip- oder Inclusion-Fee immer noch ein Anreizsystem beinhaltet, verlieren die Miner einen wesentlichen finanziellen Anreiz.

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Damit die Verarbeitung auf der Chain priorisiert wird, können Nutzer künftig neben der Basisgebühr auch die Tip bzw. eine Überschusszahlung anbieten. Auf die bisherigen Umsätze werden die Miner allerdings verzichten müssen. Zum Vergleich: Im Februar diesen Jahres lagen diese allein bei den Transaktionsgebühren bei rund 723 Millionen US-Dollar.

Andererseits stehen Ethereum-App-Entwickler und Nutzer voll hinter dem EIP-1559. Die Unterstützung kommt von denjenigen, die die Transaktionsgebühren letztendlich bezahlen müssen.

Implementation einer Difficulty-Bomb

Auch wenn ein Teil der Miner-Community sich der Probleme des Ethereum-Netzwerks bewusst ist und dem Vorschlag positiv gegenübersteht, leisten die meisten der Miner Widerstand. Gerade wegen des befürchteten Widerstandes der Miner nahmen die Core-Entwickler bereits mit dem Beschluss den Vorschlag zur Inklusion in das kommende Update auf. Die technische Implementation einer sogenannten Difficulty-Bomb soll dazu führen, dass das Mining auf Ethereum schrittweise erschwert wird. Damit soll ausschliesslich unter Überwindung technischer Hindernisse ein Forking von Ethereum möglich sein.

Unterstützung seitens der Nutzer und Entwickler

Zunächst hatten Miner unmittelbar nach dem Beschluss mit einer sogenannten 51-Prozent-Attacke gedroht, während Vitalik Buterin im Gegenzug mit einem Versionswechsel auf Ethereum 2.0 bzw. einer Umstellung von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake konterte.

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Mittlerweile scheint es so, als ob sich Miner mit der neuen Regelung wohl anfreunden müssten. Für den Umsatzausfall wird neben den Tips eine weitere Kompensationsmöglichkeit bereitgestellt. Der sogenannte „Miner Extracted Value“ (MEV) ermöglicht es ihnen, anhand ihres Einflusses bei der Zusammenstellung von Blöcken profitablere Trades weiter vorn in der Verarbeitungsreihenfolge zu platzieren.

Laut dem grössten Kryptoverwalter der Welt, Grayscale Investments, werde der Vorschlag zu einer essentiellen Entwicklung des Ethereum-Netzwerks führen. Grayscale prognostiziert für den Ether-Kurs einen steilen Aufwärtstrend. Die Prognose basiert auf dem neuen Konzept, bei dem Transaktionsgebühren verbannt werden und es dadurch zur Verknappung vom Ether-Bestand kommt.

Auch wenn verschiedene Experten die Prognose trotz massiver Korrekturen in den vergangenen Wochen angenommen haben, bleibt diese vorerst ungewiss.

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