Laut einem Bericht der Investmentbank Goldman Sachs bietet das dezentrale Finanzsystem viele Vorteile gegenüber traditionellen Finanzmärkten, obwohl die Branche erst noch im Entstehen ist. So ist DeFi für Bevölkerungsgruppen mit geringer Bankverbindung einfacher zugänglich und bietet schnellere Abrechnungen. Der Gesamtwert der Branche hat sich seit letztem Jahr verzehnfacht und ist nun auf 100 Milliarden US-Dollar gestiegen.

Institutionalisierung von DeFi

Der dezentralisierte Finanzmarkt (DeFi) ist eine der grössten Erfolgsgeschichten im Bereich der digitalen Vermögenswerte. Genauso wie Kryptowährungen wird auch das dezentrale Finanzwesen immer stärker institutionalisiert. Letzte Woche veröffentlichte Goldman Sachs einen detaillierten Bericht über das DeFi-Ökosystem, das „viele Produkte und Dienstleistungen umfasst, die im traditionellen Finanzsystem zu finden sind, jedoch ohne zentralisierte Vermittler.“

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Laut den Autoren des Berichts, den Analysten Zadi Paled und Isabella Rosenberg, hat die Technologie das Potenzial, bestehende Marktstrukturen zu durchbrechen und wird als „einer der überzeugendsten Anwendungsfälle für Blockchains“ bezeichnet. Die Blockchain sei dementsprechend nicht nur eine alternative Ledger- oder Buchhaltungstechnologie, weshalb auch die Anwendungen unbegrenzt seien, heisst es im Bericht.

Die Block-für-Block-Aktualisierung einer Smart Contract-Blockchain wird nicht nur verwendet, um Peer-to-Peer-Transaktionen zu dokumentieren, sondern auch beliebige Änderungen des Zustands eines komplexen Systems. Auf diese Weise können Blockchains für Smart Contracts vorgesehene Software und Anwendungen ausführen.

Vorteile, Unterschiede und Überschneidungen von DeFi und CeFi

Zu den strukturellen Unterschieden und Vorteilen von DeFi gegenüber zentralisierten Finanzmärkten (CeFi) gehören einzigartige Produkte, ein schnelleres Innovationstempo, höhere Transparenz, mehr Effizienz und kostengünstigere, grenzüberschreitende Zahlungen.

DeFi ist somit auch für Bevölkerungsgruppen mit geringem Bankkonto einfacher zugänglich und bietet schnellere Abrechnungen für Benutzer, doch das System ist immer noch voll von Betrügereien, Fehlern, Hacks und Bugs, heisst es im Bericht. Der DeFi-Markt ist seit Mitte 2020 um das Zehnfache gewachsen und die Hauptfrage rund um DeFi ist nicht mehr, ob diese dezentralen Produkte funktionieren können oder nicht, sondern wie sie weiterwachsen und skalieren können.

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Als Grund für das Wachstum des DeFi-Sektors im vergangenen Jahr nannte der Bericht Stablecoin-Renditen von ca. 5%, die etwa um das Zehnfache höher liegen als die für versicherte Bankeinlagen verfügbaren Renditen. Schätzungsweise 3,5 Millionen Adressen haben während dieser Zeit bereits mit DeFi-Protokollen interagiert. Die Benutzerakzeptanz kann sich aber auch auf länger andauernde Trends wie Digitalisierung, Globalisierung und sinkendes Vertrauen in zentralisierte Institutionen beziehen.

Innovationen bei DeFi demonstrieren auch einen Anwendungsfall für Blockchains und Krypto-Technologie, die die Marktbewertungen dieser Vermögenswerte im Laufe der Zeit unterstützen könnte. Während einige Produkte einzigartig für das DeFi-Ökosystem sind, gibt es viele Überschneidungen mit dem traditionellen Finanzwesen.

Der Hauptunterschied besteht jedoch darin, dass der Marktplatz fast vollständig dezentralisiert ist: „Es gibt keine Banken, Broker oder Versicherer, sondern nur Open-Source-Software, die mit einer Blockchain verbunden ist“, heisst es im Bericht.

So werden Transaktionen bei DeFi aufgrund von Smart Contracts (einer Vereinbarung zwischen zwei Parteien, die bestimmte Regeln / Verhandlungsbedingungen durchsetzt, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist) ausgeführt. Die Benutzer sind also selbst für die Verwaltung ihrer eigenen Mittel und Aktivitäten verantwortlich.

Goldman Sachs: DeFi-Integration schreitet voran

Die DeFi-Integration scheint zuerst in kleineren, flexibleren Banken anzukommen. So hat beispielsweise die Sygnum Bank AG mit Sitz in Zürich, Schweiz, im Juni dieses Jahres DeFi-Dienste eingeführt. Die Bank bietet neben ihren traditionellen Dienstleistungen auch die Aave (AAVE), Aragon (ANT), CryCoin (CRY), Maker (MKR), Synthetix (SNX) und Uniswap (UNI) Token.

Ähnlich bietet auch die SEBA Bank, eine weitere schweizerische Bank, seit Mai drei DeFi-Protokolle an: Synthetix (SNX), Yearn.finance (YFI) und Uniswap (UNI).

DeFi – Das traditionelle Finanzsystem vor der Ablösung?

Im Vergleich zum traditionellen Finanzwesen bietet DeFi insgesamt einige überzeugende Vorteile. Die ganze Branche ist aber immer noch in Entwicklung und stellt zusätzliche Herausforderung für die politischen Entscheidungsträger dar, was bedeutet, dass eine breitere öffentliche Akzeptanz und Adoption wahrscheinlich noch in weiter Ferne liegt. Die Autoren wiesen auch auf strukturelle Schwächen wie die Skalierbarkeit hin, um mit traditioneller Finanzdienstleistungstechnologie konkurrieren zu können.

DeFi-Hindernisse und Herausforderungen

Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, erklärte kürzlich, dass seine Institution nicht die Absicht habe, Kryptowährungen zu verbieten. Dies ist zwar ein positives Zeichen für die regulatorische Zukunft von Kryptowährungen, doch das Ökosystem befindet sich erst am Anfang.

Gary Gensler, der Vorsitzende der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, hat hingegen in den letzten Monaten mehrmals signalisiert, dass auch DeFi-Protokolle wie Uniswap bei der SEC registriert werden müssen.

Während einige Länder wie die Schweiz die DeFi-Szene bereits so weit reguliert haben, dass sie zu den traditionellen Banken dazu gehören, hinken die USA hinterher. Damit Banken weiterhin relevant bleiben, sollten sie stattdessen DeFi annehmen und mit den Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, um einen Mittelweg für ihre Kunden zu finden, der ihnen beim Zugang zu digitalen Assets Komfort und Sicherheit gewährleistet.

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