Es war ein ewiges Trauerspiel zwischen Indien und der Krypto-Branche gewesen, was sich so ziemlich in die Länge zog. Ende letzten Jahres sprach man von einem regelrechten «systematischem Risiko für die Volkswirtschaft». Diese Einstellung wurde im Februar dieses Jahres durch die Aussagen des Finanzministers, T. V. Somanathan, dass «weder Bitcoin und Ethereum noch NFT jemals gesetzliches Zahlungsmittel werden würden», mehr als bekräftigt (CoinPro.ch berichtete).

Indien: Keine digitalen Währungen, ausser…

Nur drei Monate später folgte dann der Sinneswandel, als man als eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt allmählich von der Rhetorik eines vollständigen Verbots von Kryptowährungen nach chinesischem Vorbild zu deren strenger Regulierung übergegangen. Zwischenzeitlich wurde gar der «USA-Weg» als Ausweg für Krypto-Regulierung in den Raum geworfen. Dies wurde aber durch eine mögliche Mega-Steuer wohl eher in den Sand gesetzt. Für die indische Zentralbank steht nach wie vor fest: Krypto ist eine «echte Gefahr». Woran aber ein generelles Verbot scheitert, erfahren Sie hier auf CoinPro.ch.

Trotz der Tatsache, dass Indien laut einem Chainanalysis-Bericht das Land mit der zweithöchsten Anzahl an Krypto-Nutzern ist, möchte die Regierung nichts mit dem digitalen Geld am Hut haben – zumindest nicht mit denen, die aktuell bereits auf dem Markt sind. Denn: Die indische Zentralbank, die auf den Namen «Reserve Bank of India (RBI)» hört, will ein Pilotprogramm für die Digitale Rupie starten und die wichtigsten Merkmale der digitalen Zentralbankwährung (CBDC) bekannt geben. Dies geht aus einem 50-seitigen Bericht hervor, welche am Freitag (7. Oktober) veröffentlicht wurde, worüber unter anderem «The Block» informierte.

Pilotprogramm für Digitale Rupie kommt «bald»

Schon «bald» wolle man ein Pilotprogramm für die Digitale Rupie in Bewegung setzen und im weiteren Verlauf «von Zeit zu Zeit» über ihre Merkmale und Vorteile informieren, so die Zentralbank. Einige Schlüsselmerkmale wurden jedoch bereits vorsichtig enthüllt. Hierbei unterscheidet der Bericht zwischen Anwendungsfällen für Privat- und Grosskunden, für Verbraucher und für Bank-zu-Bank-Überweisungen. Auch deuten sie an, dass tatsächlich beide eingeführt werden könnten. Es werden auch mehrere Ausgabemodelle erörtert, insbesondere eines, bei dem ein CBDC für Grosskunden auf einem Konto basiert und von der Zentralbank ausgegeben wird, während das CBDC für Verbraucher auf Token basiert und von einem Intermediär verwaltet wird.

Doch damit ist die Messe noch nicht gelesen. Für die RBI ist eine «angemessene Anonymität für Transaktionen von geringem Wert» von hoher Bedeutung. Somit könne man weiterhin an einer unverzinslichen Münze festhalten, die physischem Bargeld ähnele. Folgerichtig kann man hiervon verstehen, dass die Technologie hinter der digitalen Rupie bei weitem nicht in Stein gemeisselt ist. Dies zeigt aber auch die Offenheit der Zentralbank Indiens für Anpassungen. Man könnte demnach von einer Hintertür sprechen, die man für den Fall der Fälle – also bei möglichen Entwicklungen der dezentralisierten Technologie – offen lässt. Nicht zu guter Letzt steht bei den Untersuchungen auch die Idee im Vordergrund, das Bewusstsein für CBDCs zu schärfen. «Mit zwingenden Gründen», heisst es in dem Bericht weiter, damit eine nationale digitale Währung «genauso attraktiv wie Bargeld, wenn nicht sogar attraktiver» wird. (mck)

Jetzt Beitrag teilen