Vor zwei Monaten werden erste Verwerfungen offenkundig. Nun folgt offenbar die Genesis Insolvenz. Noch diese Woche soll der Insolvenzantrag folgen. Die Krypto-Szene stellt sich unterdessen die Frage: Kollabiert die Digital Currency Group? Wie geht es weiter?

Genesis Insolvenz rückt näher

Genesis ist ein Krypto-Lending-Unternehmen, das zur Risikokapitalgesellschaft Digital Currency Group gehört. Die DCG ist mit einem verwalteten Vermögen von etwa 50 Milliarden US-Dollar ein grosser Spieler der Branche. Mehrere bekannte Firmen gehören dem Konzern an.

Über die letzten Wochen gerieten die Krypto-Börse Gemini und die Digital Currency Group aneinander. Der Konflikt entstand, da Genesis im November sämtliche Auszahlungen an Kunden stoppte. Wer Kryptowährungen an das Unternehmen verlieh, kann auf diese Gelder seitdem nicht mehr zugreifen.

Gross ist die Enttäuschung der Kunden von Gemini. Diese beschwerten sich vielzählig bei Gemini selbst. Etwa 340.000 Personen sind betroffen. Sie erreichten das Angebot von Genesis sehr einfach über eine Schnittstelle, die Gemini auf der eigenen Handelsplattform einbaute.

Der Anreiz war offenbar verlockend. Nutzer sollten vollkommen passiv Profite erzielen, wenn sie ihre Kryptowährungen anlegten. Dem Risiko, das man dabei eingeht, waren sich viele Nutzer anscheinend nicht bewusst.

Zuletzt wiegelte die DCG ab. Alles sei in bester Ordnung. Es gebe bloss ein paar Liquiditätsengpässe. Erst vor einer Woche gab DCG-Geschäftsführer Barry Silbert zu: Auch sein Unternehmen ist nicht gegen Einbrüche resistent.

Besonders brisant: Genesis, eine Tochter der DCG, verlieh über anderthalb Milliarden US-Dollar an den eigenen Mutterkonzern. Ein Zusammenhang, der unter grossen Teilen der Branche enorme Sorgen auslöst. Im Umkehrschluss könnte das demnach bedeuten, die DCG selbst müsse mit einer Insolvenz kämpfen.

Ein neuer Bericht von Bloomberg erklärt nun sogar: Genesis Global Capital arbeitet an einem Insolvenzbescheid, den man noch diese Woche einreichen will. Dabei beruft sich das Journal auf Insiderinformationen.

Kollabiert nun die gesamte Digital Currency Group?

Sollte Genesis wirklich einen Insolvenzantrag stellen, ist das für die Kryptobranche ein äusserst negatives Signal. Bislang versuchte der Krypto-Lender, Gelder von Schuldnern aufzutreiben. Barry Silbert behauptete in einer Konversation mit Gemini-Geschäftsführer Cameron Winklevoss, dass die DCG jeden Kredit rechtzeitig vor Ablauf zurückzahlt.

Jüngst teilt die DCG ihren Eignern mit, die Dividendenzahlungen vorerst zu stoppen. Offenbar will der Betrieb selbst aktuell so viel Geld einsparen, wie nur möglich.

Denkbar ist auch der Verkauf einer oder mehrerer Tochtergesellschaften. Infrage kommt beispielsweise das Medienunternehmen CoinDesk, das ebenfalls zur DCG gehört. Sowohl der Verkauf von Anteilen als auch des gesamten Betriebes sei möglich.

Krypto-Journalist Arch Public verbreitete gestern die These, die DCG sei strengstens darum bemüht, die eigene Reputation zu schützen. Der Verkauf einer Tochtergesellschaft sei daher nötig.

Inzwischen korrigiert Arch Public diese These. Die Insolvenz von Genesis drohe in Wirklichkeit gar nicht. Vielmehr soll es sich dabei um ein geschicktes Täuschungsmanöver handeln. Demnach verbreitet die DCG die Behauptung, Genesis werde Insolvenz anmelden mit dem Ziel, eine Einigung mit Geschäftspartnern zu erzielen.

Eine Insolvenz könnte für Geschäftspartner und Gläubiger lange Wartezeiten bedeuten. Unklar wäre dann, wann die Gelder der Kunden wieder freigegeben werden. Stimmt die Behauptung, verbreitet die DCG diese Meldung bewusst, um die eigene Position bei Verhandlungen zu stärken.

Mehrere institutionelle Gläubiger von Genesis hätten Arch Public diese Informationen zugetragen. Der Twitter-Nutzer erwies sich in der Vergangenheit nicht immer als zuverlässig.

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