Die zwei Termine in den letzten zwei Tagen werden für David Marcus, dem Projektverantwortlichen der Facebook-Währung Libra, lange in Erinnerung bleiben, so viel ist sicher. Sind sie gar der Anfang vom Ende um das von vielen Seiten argwöhnisch betrachtete Libra Projekt von Facebook? Die Anhörungen vor dem Senate Committee on Banking, Housing and Urban Affairs und dem Finanzdienstleistungsausschuss wurden weltweit mit viel Interesse beobachtet. Jetzt, nach dem diese stattgefunden haben, ist unklarer denn je, wie es mit Libra weitergeht.

D. Marcus betrieb Schadensbegrenzung

Wenn man sich die Stimmung und auch teilweise sehr harten und konkreten Statements der Abgeordneten anhörte wurde schnell klar, dass die Skepsis und Ablehnung weiterhin sehr gross ist. Daran konnten auch die teilweise etwas naiv klingenden Beteuerung und Marketing-Statements nichts ändern.

In den Fragen der Senatorinnen und Senatoren drehte sich vieles rund um die Themengebiete Vertrauen, Datenschutz, Sicherheit und Gesetzestreue. Da scheinen die Volksvertreter gebrannte Kinder zu sein, nach dem sie ja bereits im letzten Jahr Mark Zuckerberg nach diversen Datenskandalen vorluden.

Zwischen den Fragen klang dann auch immer wieder das fehlende Vertrauen mit, welches Facebook in der Vergangenheit genau durch diese zahlreichen Datenskandale verspielt.

So fragte dann auch S. Brown, warum Amerikaner ausgerechnet ihr hartverdientes Geld Facebook anvertrauen sollten? Der Verantwortliche auf der anderen Seite versuchte dann auch relativ häufig und ausweichend zu beschwichtigen, dass man aus der Vergangenheit gelernt habe und auch sehr aktiv die Zusammenarbeit aller notwendigen Behörden suche.

Auch zum Standort Schweiz, Genf gab es eine Frage. Diese zielte darauf ab, warum dies genau der Hauptstandort werden soll. Dies sei aus amerikanischer Sicht natürlich schwer nachvollziehbar. D. Marcus konnte mit seiner Antwort wohl auch nur schwer überzeugen, denn er bezog sich darauf, dass Libra global agieren möchte und daher auch einen Standort ausserhalb der USA suchte – auch sei ein wichtiger Standort in den USA bereits in Planung. In diesem Zuge erwähnte er auch die Gespräche mit der Schweizer FINMA hinsichtlich Regulierung (CoinPro.ch berichtete).

Einen kleinen Punktgewinn konnte der Libra Verantwortliche verzeichnen, als er an den Innovationsgeist und die Vorreiterrolle der USA appellierte. Denn er hob hervor, dass es aus seiner Sicht wichtig sei, dass die USA im Bereich digitaler Währungen in Zukunft führend sein sollte. Und dazu würde Libra beitragen.

Andere Abgeordnete sehen neben den «inhaltlichen» Gefahren auch eine Art Kartellbildung. Dies äusserte K. McCarthy, da in der Libra Association namhafte und bereits jetzt sehr einflussreiche Unternehmen und speziell Technologiekonzerne beteiligt wären. Ein Lob hat der Abgeordnete dann auch für den Bitcoin übrig. Damit habe aber Libra grundsätzlich nichts zu tun.

Kaum Konkretes

Am zweiten Tag versuchten verschiedene Abgeordnete D. Marcus konkrete Vereinbarungen zu lockern. So schlug eine Abgeordnete vor, dass sich Libra doch hier und jetzt verpflichten soll, dass es zunächst einen Piloten mit maximal einer Million Usern geben soll und danach wird entschieden, wie man weiter mache. Darauf liess sich der Libra Verantwortliche aber nicht ein und wich aus. Dies sei genau der Ansatz von Libra, daher habe man das Whitepaper so früh lanciert um die nächsten Schritte gemeinsam zu gehen. Allerdings hatte man als Zuschauer den Eindruck, dass dies die Abgeordneten nicht zufrieden stellte.

Auch auf die Frage, ob auch andere Wallet- und Zahlungs-Anbieter gleichen Zugang zu Libra bekämen, erntete das Publikum nur ein konkretes Ausweichen und keinerlei Konkretes. Dem Augenrollen der Abgeordneten nach zu urteilen, waren die Fragenden schon fast resigniert.

Zu guter Letzt sieht der Ausschuss auch grosse Aussenpolitische Gefahren und nannte dabei das Beispiel Nordkorea. Denn heute entgehe der Staat schon den Sanktionen der USA und der UNO. Dies wäre mit Libra natürlich noch einfacher zum umgehen und ob man bei Libra dafür verantwortlich sein möchte.

Fazit

Nach den zwei Anhörungstagen ist klar: Die Zukunft von Libra ist offener denn je. Die Skepsis der Abgeordneten – über alle Parteigrenzen hinweg – wurde keineswegs ausgeräumt. Im Gegenteil: Durch die ausweichenden und wenig konkreten Antworten wohl eher noch befeuert. Es bleibt spannend, wie es in der, schon jetzt, unendlichen Geschichte rund um Libra und Facebook weitergeht und wie die nächsten Kapitel aussehen. Denn vom Timing her hält man zumindest nach aussen immer noch am Sommer 2020 fest.

Bzeichnend ist dabei auch ein schöner Tweet von Samson Mow rund um Libra. Er sieht das Projekt schon jetzt als gescheitert an und twittert trocken:

Hätten sie doch einfach Bitcoin genutzt…

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