Schweden scheint bei der Weiterentwicklung seiner CBDC-Pläne gleich an zweiter Stelle hinter China zu stehen und selbst den grossen Volkswirtschaften voraus zu sein. Während sich die meisten anderen Länder noch in der Diskussions- und Forschungsphase bezüglich digitaler Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currency, CBDC) befinden, sind Schweden und China die einzigen, die mit umfangreichen Tests in realer Umgebung bereits begonnen haben.

Wie die schwedische Zentralbank, Sveriges Riksbank, am Freitag ankündigte, plant sie die digitale Krone mit der Geschäftsbank Svenska Handelsbanken zu testen. Die im Jahre 1871 gegründete Geschäftsbank ist auch das älteste an der schwedischen Börse notierte Unternehmen. Nun soll die e-Krone von der Simulationsphase in eine Testumgebung mit externen Teilnehmern übergehen. In Zusammenarbeit mit dem nach Vermögenswert grössten Bankinstitut des Landes wird die Zentralbank testen, wie CBDC-Zahlungen in der realen Welt abgewickelt werden.

Zusammenarbeit mit Organisationen aus dem Finanzsektor

Die Zentralbank Schwedens wird mit Hilfe von zwei Organisationen aus dem Finanzsektor die nächste Phase ihres e-Krone-Projekts durchführen. Das anfängliche Inhouse-Testen mit simulierten Teilnehmern geht damit in eine Zusammenarbeit mit realen, externen Partnern über. Die Hauptaufgabe in der neuen Pilotphase wird es sein, technische Lösungen für die e-Krone unter Beteiligung von realen Marktteilnehmern zu testen. Um dies zu erreichen, hat die Zentralbank neben Handelsbanken auch Tietoevry – ein Unternehmen für digitale Dienstleistungen und Software – eingeladen, an der zweiten Pilotphase teilzunehmen.

E-Krone? Schweden startet ersten Test der nationalen Kryptowährung

Die Einbeziehung externer Akteure als Teilnehmer in die Testumgebung ermöglicht es der Riksbank, die Integration zwischen den bestehenden Systemen der Teilnehmer und der technischen Plattform für das e-Krone-Pilotprojekt zu bewerten. Zu den getesteten Elementen gehört die Integration der im ersten Pilotjahr entwickelten Zahlungsströme mit den internen Systemen der neuen Teilnehmer, erklärte die Riksbank. Die Partner werden simulieren, wie Banken mit der e-Krone-Infrastruktur interagieren können.

Integration von E-Krone in bestehende Bankinfrastruktur

Tietoevry wird den Prozess der Austauschbarkeit zwischen kommerziellem Geld und E-Krone entwickeln, testen und analysieren, wie dieser sicher und effizient durchgeführt werden kann. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Finnland betonte auch seine „einzigartige Position im nordischen Finanzökosystem“ dank eines grossen Kundenstamms, der aus Banken und Zahlungsanbietern besteht. Über 70 % aller nordischen Banküberweisungen laufen über die Zahlungssysteme von Tietoevry ab.

„Unsere Rolle in der schwedischen Zahlungsinfrastruktur ist gut etabliert und Tietoevry ist ein natürlicher Partner, wenn es darum geht, eine digitale Währung in die bestehende Bankinfrastruktur zu integrieren. Wir freuen uns darauf, diesen Weg zu einer integrativen digitalen Währung zu unterstützen, die sich für innovative und sichere Dienste öffnet“, sagte Christian Segersven, Leiter Finanzdienstleistungslösungen und Softwareentwicklung bei Tietoevry.

CBDC als Reaktion auf den sinkenden Bargeldverbrauch

Noch gegen Ende 2020 hat die Regierung in Stockholm damit begonnen, die Machbarkeit der Digitalisierung der nationalen Fiat-Währung zu prüfen. Im skandinavischen Land lebt bereits die wohl bargeldloseste Gesellschaft der Welt – und die Idee, eine digitale Zentralbankwährung auszugeben, ist eine natürliche Reaktion auf den sinkenden Bargeldverbrauch.

Im vergangenen Monat gab die Riksbank den Abschluss der ersten Phase der Studie bekannt und veröffentlichte einen Bericht, der den anhaltenden Rückgang der Bargeldnutzung im Land hervorhob. Die schwedische Zentralbank betonte die Notwendigkeit, mit dem Projekt fortzufahren und die Beteiligung von Marktakteuren zu erleichtern, von denen erwartet wird, dass sie jetzt an den Tests teilnehmen und in Zukunft dem e-Krone-Netzwerk beitreten.

Schwedische Zentralbank nicht besorgt über Kryptowährungen

Die stellvertretende Gouverneurin der Riksbank, Cecilia Skingsley, sagte, sie sei „aufmerksam, aber nicht besorgt“ über Finanzmarktneuheiten einschliesslich Kryptowährungen, als sie am Donnerstag auf einem Online-Seminar sprach: „Jeder kann sich entscheiden, in Kryptowährungen zu investieren, aber Sie sollten sich bewusst sein, dass sich dies sehr von herkömmlichen Finanzanlagen unterscheidet“.

Morgan Stanley: CBDC keine Konkurrenz für Kryptowährungen

Der intensive Anstieg der Spekulationen um Kryptowährungen hat Fragen aufgeworfen, ob sie das Potenzial haben, wichtige Märkte wie Fiat-Währungen und Anleihen zu stören. Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, sagte, dass die Kryptos „keine echten Investitionen“ seien. Dagegen ist der Investmentbanking-Riese Goldman Sachs davon überzeugt, dass sich Kryptowährungen zu einer neuen Anlageklasse entwickeln.

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