Es gibt immer wieder einige Verwirrung am Kryptomarkt, wenn es darum geht, Begrifflichkeiten vernünftig voneinander zu unterscheiden und zu trennen. Dabei ist genau dies elementar, um Chancen und Risiken sowie Anlagemöglichkeiten gut abzuwägen. Viele Gerüchte und manche fehlgeleitete Gleichsetzung verschiedener Assets und Produkte machen es gerade für Anfänger schwer, die richtige Wahl zu treffen und das nötige Fachwissen zu erwerben. Vor allem hinsichtlich der angesprochenen Risiko-Einschätzung und Investment-Möglichkeiten ist es aber unverzichtbar, exakt zu differenzieren. Der internationale Markt ist riesig. Umso wichtiger ist es, eine Vorstellung der diversen Angebote am Markt zu bekommen. Nicht alle digitalen Assets eignen sich als Investment. Die Termini Token und Coins werden von Laien nur allzu oft bedeutungsgleich verwendet – ein grober Fehler, der leicht vermeidbar ist.
Token und Coins: Klare Trennung ist wichtig
Denn die Unterscheidung beider Begriffe fällt bei genauer Betrachtung der Bedingungen im Sektor der Blockchain weniger schwer, als sich mancher Einsteiger wohl vorstellt. Die erste wichtige Erkenntnis: Zunächst gibt es durchaus einen Zusammenhang zwischen Token und digitalen Coins. In beiden Fällen handelt es sich um Werte innerhalb der Blockchain oder vergleichbarer Systeme wie z.B. der IOTAs-Tangle. Es gibt zudem noch einige weitere Ähnlichkeiten und Berührungspunkte, die eine synonyme Verwendung aber dennoch nicht zulassen. Schauen wir uns zunächst Definitionen beider Begriffe an, bevor wir nochmals genau die wesentlichen Unterschiede betrachten. Denn genau genommen sprechen wir beim „Coin“ und „Token“ von zwei voneinander gänzlich verschiedenen Konzepte der Kryptowelt. Schon bei den Grundgedanken vor der Einführung gibt es oft deutlich abweichende Ansätze.
Wissenswert:
→ Coins UND Token können auf vielen Kryptobörsen– und handelsplätzen gehandelt werden! Anders als an traditionellen Börsen fehlt es Betreibern meist an staatlicher Regulierung und Preisbindung. Angebot und Nachfrage aufseiten der User sind beim Kryptohandel also alleinig ausschlaggebend bei der Gestaltung der aktuellen Preise. Zwischen verschiedenen Börsen kann es deutliche Kursunterschiede und Gebührenmodelle geben. Kryptowährungen sind hoch volatile (schwankungsanfällige) und spekulative Finanzprodukte. |
Coins – die „echten“ Währungen der digitalen Welt
Im Jahr 2009 war es bekanntlich der Bitcoin, der als erste Kryptowährung den Grundstein für den zunehmenden Erfolg digitaler Devisen legte. Bis heute entstanden und entstehen weiterhin tausende weiterer Währungen. Eben diese Währungen werden im Fachjargon als „Coins“ bezeichnet. Ins Deutsche lässt sich dies als „Münze“ übersetzen. Der Bitcoin und seinesgleichen wurde damals explizit mit dem Ziel der Schaffung einer Währung für die digitale Welt geschaffen. Per Definitionen können Währungen beispielsweise in Form einer Rechnungseinheit als Mittel oder Wertaufbewahrung oder als klassisches Tauschmittel wie Fiatgelder von Franken über US-Dollar bis Euro zum Einsatz können. Eine Grundvoraussetzung für die berechtigte Anwendung des Begriffs Coin ist auf der einen Seite eine unabhängige Arbeitsweise des betreffenden Systems, zudem müssen Coins über eine eigene Plattform existieren.
Eine fremde Plattform ist nicht zwingend erforderlich für das Funktionieren digitaler Währungen, wenngleich sie üblicherweise auf unterschiedlichen Kryptobörsen gehandelt werden können. Einige der sogenannten „Altcoins“ – also der zahllosen Bitcoin-Alternativen – sind aus dem ursprünglichen Bitcoin-System hervorgegangen.
Beliebte Coins sind zum Beispiel:
Bitcoin Cash ist ein gefragter Quasi-Ableger des Krypto-Ursprungs Bitcoin. Bekannte Altcoins sind ausserdem Ethereums Ether oder Litecoin. Viele Altcoins sind technologische Ableitungen oder Überarbeitungen der Bitcoin-Blockchain, die sie unabhängig von externen Dienstleistern und Plattform macht. Im eigentlichen ist für die Zuordnung von Münzen zur Sparte der Altcoins die Abstammung vom Bitcoin-Quellcode obligatorisch. Kommen vollkommen eigenständige Entwicklungen als zugrundeliegende Technologie zum Einsatz, handelt es sich „nur“ um Coins. Die digitalen Währungen richten sich üblicherweise an User, die untereinander Transaktionen ohne die Beteiligung Dritter (zum Beispiel Banken, Juristen oder Makler) durchführen möchten. Deshalb ist auch häufig von P2P-Coins die Rede. Um Teil eines Währungssystems zu werden, steht Interessenten nicht nur der Coin-Kauf nach Markteinführung offen. Im Zuge zuvor stattfindender Finanzierungskampagnen – sogenannter Initial Coin Offerings (ICO) – können Investoren von Anfang an Teil eines neuen Währungssystems werden.
Token – ihnen fehlt die technologische Unabhängigkeit
Bei der Unterscheidung der Token am Markt von Coins steht die fehlende Unabhängigkeit unter technologischen Gesichtspunkten an erster Stelle. Gemeint ist: Jeder Token braucht zwingend ein externes Netzwerk um emittiert (ausgegeben), gehandelt und allgemein genutzt zu werden. Denn Token verfügen anders als Coins eben nicht über eine eigene Blockchain oder vergleichbare Technologien. Die dezentral ausgerichteten Anwendungsfälle der Token sind ohne fremde Netzwerke nicht praktikabel. Ein Beispiel: Der Token „Golem“ arbeitet auf Basis der Blockchain von Ethereum und wird deshalb auch als ERC20-Token bezeichnet. Damit Token an den Markt kommen können, braucht es also zwingend ein bereits Krypto-Protokoll oder eine Blockchain. Da die Technologien bereits existieren, fällt der Entwicklungsaufwand bei Token in aller Regel merklich geringer als bei einem Coin aus, der von Grund auf neu gedacht und letztlich programmiert werden muss.
Zu den bekannten Token gehören:
- Tether
- Binance Coin
- Chainlink
- Aeternity
- Maker
Übrigens: Der Löwenanteil der derzeit am Markt verfügbaren Token basiert auf der Ethereum-Blockchain, die als besonders anpassungsfähig und veränderbar gilt. |
Wichtig für die Einordnung digitaler Währungen als Token sind verschiedene Funktionen, wobei nicht immer alle der folgenden Kriterien erfüllt sein müssen. Beispielsweise können Token in der Form eines Digital-Assets (als eine Art digitales Recht) herausgegeben werden. Auch können Token als eigenständiges Zahlungsnetzwerk für Community-Mitglieder rund um den Globus dienen. Auch als Zahlungsmittel für den Zugang zu einem geschlossenen System kann ein Token zum Einsatz kommen, ebenso eignen sich Token als Instrument zur Absicherung eines Netzwerks gegen Cyberangriffe von aussen. Als Pendant zum ICO gibt es sogenannte Token Generation Event (TGE). Diese sind beispielsweise bei Start-ups beliebte Einnahmequellen zur Finanzierung der Geschäftsaufnahme. Investoren erhalten Token dann als eine Art Beteiligung am Business als eine Variante eines Eigentumsnachweises, oder die Angebote stellen einen Gegenwert einer späteren Vergütung nach erfolgreicher Finanzierung dar. Auch für buchhalterische Zwecke eignen sich Token in vielerlei Hinsicht, etwa als Mittel zur Erfassung von Zugriffen sowie Up- und Downloads auf Plattformen und Webseiten.
Abseits der TGEs sind auch Airdrops ein probates Mittel für die Ausgabe eines Tokens. Insofern bietet sich die Token-Verwendung bei der Vergabe von Stimmrechten zur Planung wichtiger unternehmerischer oder technologischer Entscheidungen und Veränderungen innerhalb einer Community an.
Gibt es verschiedene Token-Varianten?
Tatsächlich präsentieren sich am Markt unterschiedliche Arten von Token. Die zwei wesentlichen Modelle sind Security-Token auf der einen und Utility-Token auf der anderen Seite.
- Die Gruppe der Security Token:
Der englische Begriff Security bedeutet: Effekte. Diese wiederum sind im Finanzsektor sogenannte „handelbare Rechte mit eigenem finanziellen Wert“. Dies können unter anderem Aktien oder Anleihen sein, die für den Handel an Börsen gedacht sind. Auch hier entscheiden Angebot und Nachfrage über den realen Wert. Eben diese Effekte können „tokenisiert“ werden, wie es in der Sprache der Kryptowelt heisst. Stiftungen und Fonds sind Beispiele für Einrichtungen, die zum Zweck der Verwaltung von Security Token Gebrauch machen können. Die Ausgabe kann über Broker und Kryptobörsen erfolgen, was im Vergleich zu traditionellen Aktien etwa wirtschaftlich vorteilhaft ist. Auch hier sind teure Parteien wie Notare überflüssig. Allerdings: Viele staatliche Behörden wie die SEC in den USA tun sich aus rechtlichen Gründen schwer, Security Token Offerings (STOs) freizugeben.
- Die Gruppe der Utility Token:
Utitility Token kann als Oberbegriff für alle Token angesehen werden, die keine Einordnung als Security Token erlauben. Derlei Token sind (bisher) nicht behördlich reguliert. Die fehlende Notwendigkeit der Regulierung erlaubt eine vergleichsweise einfache Emission von Utility-Token. Für Investoren kann dies indes problematisch sein. Diese Kategorie der Token umfasst zahlreiche Token mit bestimmten Funktionen im Kontext eines Produkts oder einer wie auch immer gearteten Dienstleistung. Gerade im Crowdfunding-Sektor sind diese Formate beliebt, um Finanzierungen zu realisieren. Utility-Token sind ebenfalls Börsen-gehandelt. Nicht selten sind neben Angebot und Nachfrage Korrelationen zum Bitcoin-Kurs entscheidend für die Preisfindung. Spekulationen auf Kursbewegungen sind inzwischen auch bei diesen Token beliebt, wenngleich die Token im ursprünglichen Sinne nicht als Investitions- und Spekulationsobjekt gedacht waren.
Was sind nun genau die Unterschiede zwischen Coins und Token?
Interessant für die differenzierte Betrachtung ist die Tatsache, dass es wie gesagt gewisse Überschneidungen gibt. Dies zeigt sich unter anderem an Beispielen wie dem heutigen Coin EOS. Gestartet ist das Format seinerzeit als Token basierend auf der Ethereum-Blockchain. Später kam es durch zur Entwicklung einer eigenen Blockchain, sodass aus dem Token ein waschechter Coin – genauer ein Altcoin – geworden ist. Der elementare Unterschied zwischen Coins und Token ist die geplante Verwendung. Coins werden zumeist bewusst als eine Art Zahlungsmittel entwickelt. Sie werden wie traditionelles Geld gehandelt. Die Anwendungsziele eines Tokens hingegen können wie oben beschrieben vielerlei Natur sein. Zwar zeichnen sich auch Token durch einen Wert aus; als wirkliche Geldsorten aber sind sie nicht gedacht. Zudem sei abschliessend nochmals darauf verwiesen, dass Coins über eine eigene Infrastruktur verfügen, während Token auf die Unterstützung bereits vorhandener Systeme wie der Blockchain angewiesen sind.
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