Coinbase, die nach Handelsvolumen grösste US-amerikanische Krypto-Börse hat auf dem Unternehmensblog angekündigt, am 19. Januar 2021 alle XRP-Handelspaare von der Plattform zu nehmen. Der Grund dafür sei die Anklage der US-Börsenaufsicht gegen Ripple. Der XRP-Kurscrash setzte sich damit fort.

Zugang zu XRP-Wallet bleibt erhalten

Die Krypto-Exchange hat das Margin Trading für XRP bereits eingestellt, sodass mittlerweile nur noch die Limit-Order möglich sind. Damit schließt sich auch Coinbase anderen Börsen wie Bitwise, Beaxy, CrossTower und OSL an, die diesen Zug noch letzte Woche gemacht haben: Sollte XRP im Anschluss tatsächlich als Wertpapier definiert werden, würden die meisten Exchanges durch das XRP-Trading gegen das Gesetz verstoßen, da eigentlich die wenigsten Krypto-Börsen auch für den Wertpapierhandel eine Lizenz haben.

Tatsächlich hatte die US-Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission, SEC) zahlreiche Token nachträglich als Security (Wertpapier) eingestuft, die ursprünglich aus einer Initial Coin Offerings (ICO) hervorgegangen sind.

Paul Grewal, Chief Legal Officer von Coinbase, schrieb in einem Blog-Beitrag, dass die Krypto-Börse die rechtlichen Entwicklungen im Zusammenhang mit XRP weiterhin überwachen und die Kunden auf dem Laufenden halten wird. Trotz der Unterbrechung des XRP-Tradings auf unbestimmte Zeit ist es gut möglich, dass die XRP-Tokens im Laufe von 2021 wieder bei Coinbase zu haben sind.

Laut Coinbase werden die XRP-Wallets der Benutzer auch nach der Handelsunterbrechung für Empfangs- und Auszahlungsfunktionen verfügbar sein. Sollte sich Ripple in seiner Verteidigung vor Gericht durchsetzen, könnte die Krypto-Börse das XRP-Token wahrscheinlich wieder auflisten.

  • ripple
  • XRP
    (XRP)
  • Preis
    $0.502
  • Marktkapitalisierung
    $27.61 B

Warum die US-Börsenaufsicht XRP als Wertpapier einstuft

Seit dem 5. April wendet die SEC bei der Klassifizierung von digitalen Assets ein eigenes Regelwerk an, das von der FinTech-Abteilung der Behörde (FinHub) entwickelt wurde. Dabei steht der sogenannte Howey Test im Mittelpunkt, bei dem die „begründete Erwartung von Gewinnen, die aus dem Aufwand Dritter hervorgehen“, einen zentralen Aspekt darstellen.

So sprechen laut des FinHub-Frameworks u. a. folgende Indikatoren für eine begründete Gewinnerwartung:

  • Die Übertragbarkeit des Tokens als Kaufargument;
  • Wenn das Token über einen Sekundärmarkt gehandelt wird und übertragbar ist (oder dies zumindest für die Zukunft erwartet wird).
  • Wenn das Token so vermarktet wird, dass die „Expertise“ des Herausgebers direkt oder indirekt für ein Wachstum des Assets sorgen wird.
  • Wenn der Token-Herausgeber deutlich mehr Kapital einsammeln konnte, als es für die Einrichtung des Netzwerks benötigt war.
  • Wenn das Token es dem Inhaber ermöglicht, aus der Wertsteigerung des digitalen Assets Gewinne zu realisieren bzw. sich an den Gewinnen des Unternehmens zu beteiligen.
  • Eine geringe Korrelation zwischen dem Tokenkurs und dem Marktpreis der Dienstleistungen oder Waren, die mit dem Token erworben werden können.

Auch die folgenden Aspekte des FinHub-Regelwerks, die die „Abhängigkeit von Bemühungen anderer“ betreffen, sprechen laut SEC dafür, dass es sich bei XRP um ein Wertpapier handeln könnte:

  • Der Asset-Herausgeber übernimmt wesentliche Verantwortlichkeiten und Aufgaben, da es kein dezentralisiertes Netzwerk von Nutzern gibt.
  • Der Herausgeber bestimmt über die Anzahl der erschaffenen Tokens oder erschafft den Markt für sein Asset.
  • Der Herausgeber des Tokens unternimmt Handlungen, die die Gesamtzahl der Token verringern und dadurch den Kurs fördern sollen (wie z. B. Token Burns)
  • Der Emittent besitzt direkt oder indirekt geistige Eigentumsrechte des digitalen Assets oder des Netzwerks und spielt eine zentrale Rolle bei der Entscheidung über Code-Updates, Governance-Fragen oder die Beteiligung Dritter (z. B. an der Validierung von Transaktionen, die in Bezug auf das Token stattfinden.

Ripple-CEO und das Unternehmen wehren sich

Die Justiz wird nun entscheiden müssen, ob es sich beim XRP um ein Token oder um ein Wertpapier handelt. Der Ripple-CEO und Mitangeklagter Brad Garlinghouse kritisierte das Fehlen eines regulatorischen Rahmens und gibt sich deshalb kämpferisch. Laut dem Blockchain-Unternehmen Ripple soll die SEC faktisch und rechtlich falsch liegen, da es sich bei XRP um eine Währung handelt, die nicht als Investitionsvertrag registriert werden muss.

Wie Garlinghouse erklärt, sei es einfach unlogisch, das XRP-Token als Äquivalent einer Ripple-Aktie darzustellen, da die meisten XRP-Inhaber eigentlich keine Beziehung zum Unternehmen Ripple haben.

Ripple-Anwälte: Die Anklage ist rechtlich gesehen falsch

Auch der Ripple-Anwalt Andrew Ceresney argumentierte, dass die SEC sowohl mit dem Gesetz als auch bei den Fakten völlig falsch liegt. Die (ehemals) drittgrösste Kryptowährung nach Marktkapital ist kein Investitionsvertrag, sondern eine Währung, wie die SEC auch den Bitcoin oder Ether betrachtet. XRP soll laut Ceresney auch keine Ähnlichkeiten mit den Initial Coin Offering-Fällen aufweisen, die bisher von der SEC behandelt wurden.

Michael Kellogg, ein weiterer Advokat des kalifornischen FinTech-Unternehmens ergänzt, dass diese Beschwerde rechtlich gesehen falsch ist, da andere wichtige Zweige der US-Regierung – darunter das Finanzministerium und das Justizministerium – bereits festgestellt haben, dass XRP eine Währung ist. Damit fallen die Transaktionen mit XRP nicht in den Geltungsbereich der Bundeswertpapiergesetze. Laut Kellogg seit dies nicht das erste Mal, dass die SEC versucht, über ihre gesetzliche Befugnis hinauszugehen und erwartet von den Gerichten, dass sie dies korrigieren werden.

Langfristige Auswirkungen auf den XRP-Kurs

Die jüngsten Meldungen von Coinbase und Co. quittieren mit kräftigen Abverkäufen. Die meisten Ripple-Anleger werden sich nun umorientieren, was dem Bitcoin-Kurs zugutekommen dürfte. Der Rechtsstreit könnte sich unter Umständen über Jahre hinweg ziehen, sodass für den XRP-Kurs selbst ein Niveau von unter 0,10 US-Dollar vorstellbar wäre, sollten weitere Krypto-Börsen Ripple das Vertrauen entziehen. Der Imageschaden ist schon jetzt gigantisch und die meisten Anleger werden nach den aktuellen Verlusten nicht mehr zurückkehren wollen.

Der XRP-Kurs hat mit der Ankündigung von Coinbase eine weitere Talfahrt erlebt und ist in der Nacht auf Dienstag noch einmal um 15 Prozent eingebrochen. In den letzten 7 Tagen hat die Kryptowährung sogar 50 Prozent ihres vormaligen Wertes eingebüsst. Es wird erwartet, dass auch weitere Krypto-Exchanges wie Bittrex oder Kraken dem Beispiel von Coinbase folgen werden, was wahrscheinlich zu weiteren Kurseinbrüchen führen wird.

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