Der digitale Euro kommt näher: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dazu einen Bericht veröffentlicht. Darin gibt sie einen Überblick über einen möglichen Fahrplan zur Implementierung des digitalen Euro als auch über die Vor- und Nachteile einer digitalen Währung in der Eurozone. Von der Abschaffung von Bargeld ist vorerst keine Rede.

Der Bericht kommt wenige Tage nachdem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine Zusammenarbeit mit Spezialisten des Massachusetts Instititute of Technology (MIT) im Gebiet der digitalen Währungen ankündigte. Damit beginnt ein Wettlauf auf Zeit zwischen der EU, den USA und China, das ebenfalls als erste Nation eine digitale Währung herausgeben möchte.

Wann kommt der digitale Euro?

Die Zentralbank muss zuerst den rechtlichen und operativen Rahmen dafür erarbeiten und sich mit Themen wie Effizienz, Sicherheit oder Privatsphäre bei Transaktionen auseinandersetzen. Weitere offene Fragen sind der Zugang zur digitalen Währung sowie die Erwartungen und Bedürfnisse der Europäer. Die Arbeitsgruppe möchte aber auch rechtliche Fragen klären, um illegales Treiben zu unterbinden, denn angeblich sollen digitale Währungen Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche fördern.

Allerdings bleibt die Zentralbank so unkonkret wie auch zuvor: „Sollte es sich in der Zukunft als notwendig erweisen, müssen wir bereit sein, den digitalen Euro einzuführen“, heisst es in der Aussage der EZB-Präsidentin. Sollten beispielsweise Europäer öfter ausländisches Geld nutzen, wie z. B. digitale Währungen anderer Länder oder den Facebook Stablecoin Libra, wäre in dem Fall die europäische Lösung vorzuziehen.

Die EZB kündigte an, Mitte 2021 eine Entscheidung zu einem möglichen E-Euro zu treffen bzw. ob sie eine digitale Währung (Central bank digital currency, kurz: CBDC) ausgeben wird.

E-Euro verspricht Vorteile für die Konsumenten

Digitale Währungen versprechen für die Nutzer viele Vorteile – und die Europäer dürften in einer zunehmend digitalisierten Welt nicht den Zugang zu Geld verlieren. Sollten beispielsweise Online-Transaktionen wegen extremer Ereignisse vorübergehen nicht möglich sind, so wären auch Offline-Transaktionen eine mögliche Lösung. Wenn die Verbraucher weniger Bargeld nutzen, so könnte auch der E-Euro Abhilfe schaffen. Die digitale Währung könnte aber auch den Wettbewerb in Europa antreiben.

Experimente sollen Klarheit verschaffen

Im kommenden Jahr möchte die Europäische Zentralbank konkrete Experimente durchführen, um die Schwächen und Stärken des E-Euro zu prüfen und eventuell auch Alternativen aufzeigen. Zurzeit gibt es noch keine Aussagen zu laufenden Kosten und wie die Implementierung konkret ablaufen würde.

Während die EZB-Chefin Christine Lagarde im August versuchte, die jüngeren Generationen für den digitalen Euro und die europäische Geldpolitik zu begeistern, ging der Tweet nach hinten los: Auf die Annäherungsversuche antworteten vor allem die Generationen X und Y, dass sie Bitcoin bevorzugen und das Vertrauen in die Zentralbank und ihre Geldpolitik verloren haben.

Die EU könnte auch zum Vorreiter im Bereich der Krypto-Regulierung werden, nachdem die EU-Kommission einen Rechtsrahmen vorschlug, mit welchem Wettbewerbsfähigkeit und Innovation gestärkt werden sollen. Doch digitale Währungen sind weiterhin fraglich und wegen der Zentralisierung ein umstrittenes Thema. Dabei sind viele Fragen in Zusammenhang mit Geldpolitik, Datenschutz, Finanzstabilität und Sicherheit noch offen und eine fundierte Entscheidung über die Einführung des E-Euro könnte wohl erst dann fallen, wenn diese geklärt sind.

Mehr News zu digitalen Währungen

Jetzt Beitrag teilen