Die EZB behauptet: Der Bitcoin ist bald irrelevant. Die erneute Preisstabilisierung nach dem FTX-Crash hält die Europäische Zentralbank nur für eine kurzfristige Erscheinung. Die grösste Kryptowährung hält die Behörde als Wertanlage für ungeeignet.

EZB: Bitcoin ist bald irrelevant

Die Europäische Zentralbank ist Kryptowährungen seit jeher feindlich gesinnt. So weit ist das nichts Besonderes. Schliesslich besteht zwischen Krypto und Zentralbanken eine Art natürliche Konkurrenz. Oft äussert sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde spöttisch über Bitcoin und Co.

CoinPro berichtet über Lagardes Kritik mehrfach. Im Mai ist sie überzeugt, dass der Bitcoin nichts wert ist. Stattdessen spricht sie positiv über Kryptos bösen Gegenspieler – die CBDCs.

Im vergangenen Jahr vergleicht die EZB den Bitcoin mit dem Tulpenwahn. Ein Vergleich, den man als Krypto-Enthusiast schon öfter zu hören bekam. Zu der Kritik an den digitalen Wertanlagen gesellt sich nun eine neue Einschätzung der EZB, verfasst von Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf.

Die beiden Mitarbeiter der Zentralbank nahmen den FTX-Crash zum Anlass, um sich die Lage von BTC erneut anzusehen. Ihrer Einschätzung nach ist der Bitcoin schon bald irrelevant. Die aktuelle Stabilisierung stellten Bitcoiner fälschlicherweise als Anzeichen eines nahenden Bullenmarktes vor.

Für Bitcoin-Befürworter bedeutet die scheinbare Stabilisierung eine Verschnaufpause auf dem Weg zu neuen Höhenflügen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich um ein künstlich herbeigeführtes letztes Aufatmen vor dem Weg in die Bedeutungslosigkeit handelt – und das war bereits vor der Pleite von FTX absehbar.

Heisst es in dem EZB-Bericht mit dem Titel Bitcoin’s last stand, was so viel bedeutet wie Bitcoins letztes Gefecht.

Welche Argumente hat die EZB gegen Bitcoin?

Obwohl Bitcoin seit seiner Entstehung bereits über 12.300 Prozent Rendite erbringen konnte, zeigen sich die zwei Analysten nicht von der Rolle der digitalen Wertanlage überzeugt. Ganz im Gegenteil – eine Funktion als Wertanlage stellt die EZB sogar generell infrage.

Einige Argumente der Autoren sind allerdings nicht aus der Luft gegriffen. Stattdessen findet man Kritik, die auch immer wieder von Krypto-Enthusiasten geäussert wird. Bitcoin ist zu langsam und zu teuer. Als Zahlungsmittel ist die älteste Kryptowährung daher ungeeignet.

Ohne tieferen Sinn gibt es keinen wirklichen Grund für eine Investition. Die Rolle als Wertanlage wird somit hinfällig.

Bitcoin ist nicht als Investition geeignet. Er generiert keinen Cashflow (wie Immobilien) oder Dividenden (wie Aktien), kann nicht produktiv genutzt werden (wie Rohstoffe) und bietet keinen sozialen Nutzen (wie Gold). Die Marktbewertung von Bitcoin basiert daher auf reiner Spekulation.

Tatsächlich lässt die Funktion des Bitcoin als Zahlungsmittel seit 2017 zumindest relativ nach. Der damalige Bullenmarkt brachte BTC erstmals auf vier- und fünfstellige Dollarbeträge. Mit der enormen Explosion wurde das Bitcoin-Netzwerk nicht fertig. Die Entwickler lehnten eine Vergrösserung des Blocks ab.

Zu den kausal nachvollziehbaren Punkten gesellen sich aber auch Gerüchte, welche bereits mehrfach widerlegt wurden – etwa die Lüge um den “Klimakiller Bitcoin”. Studien belegen längst: Der Bitcoin ist energieeffizienter als das Bankensystem und die Goldbranche.

EZB will Bitcoin delegitimieren

Bitcoins Befürworter sind sich einiger der Kritikpunkte bewusst und verwenden daher beispielsweise die Layer-2 Lösung Lightning Network. In ihrem Schlusswort zeigt sich die EZB dennoch von ihrer feindlichen Seite.

Da Bitcoin weder als Zahlungssystem noch als Anlageform geeignet scheint, sollte er aufsichtsrechtlich als keines der beiden behandelt und somit nicht legitimiert werden.

Die EZB ist der Überzeugung, staatliche Regulierung werde von Bitcoinern als Legitimierung angesehen. Demnach scheint man zu fordern, weitere Regulierung von Krypto zu unterlassen. Möglicherweise ist das ein Ansatz, mit dem sich beide Parteien zufriedengeben.

Twitter-Nutzer drehen den Spiess unterdessen rum. Sie glauben: Die EZB schmäht den Bitcoin aus purer Angst. Tatsächlich erklärte Präsidentin Lagarde erst im September, Kryptowährungen würden die Bedeutung der Zentralbanken gefährden.

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